Die kleinen und die großen Hexen haben Steinheim in Besitz genommen. Foto: Werner Kuhnle

In Steinheim wird in drei Akten der Auftakt zur närrischen Jahreszeit zelebriert. Der Fasnetsverein feiert nachträglich sein elfjähriges Bestehen.

Aus der ganzen Region sind die Narren der Einladung zur Eröffnung der fünften Jahreszeit in Steinheim gefolgt. Traditionell laufen die Steinheimer Narren im Kostüm einer Gloschd’r Hex und des Bebbele’s Drescher ganz vorne durch die Gassen von Steinheim und führen den Umzug an.

Pünktlich um 13.59 Uhr versammelten sich Hästräger aus Ittlingen im Norden bis Bad Cannstatt im Süden vor dem Rathaus. Heute waren es nur 18 befreundete Fasnetsvereine, meinte Gründungsmitglied Brunni Krämer. Die allerdings sind seit immerhin 30 Jahren zur Unterstützung der feierwütigen örtlichen Fasneter dabei. Doch zum Landesnarrentreffen kämen dann an die 5000 Hästräger von 90 Vereinen aus dem ganzen Ländle, verspricht Krämer.

Fast wie am Pranger

Nach dem Umzug begann der zweite Festakt mit dem Sturm des Rathaus. Im Nu war der Widerstand gebrochen, und Bürgermeister Thomas Winterhalter wurde zur traditionellen Fußwaschung abgeführt. Noch hielt er den symbolischen Rathausschlüssel fest umklammert. Fast wie am Pranger nahm ihn Zunftmeister Daniel Arnold in Empfang. Doch als dem Schultes das Bad kopfüber im Zuber angedroht wurde, brach der Widerstand, und Winterhalter übergab den Narren den Rathausschlüssel.

Nun gab es kein Erbarmen mehr, und die Narren schrubbten dem Gemeindeoberhaupt die Füße. Winterhalter nahm’s humorvoll und sagte: „Einmal im Jahr muss es sein – Füße waschen. Jetzt sind sie wenigstens gut durchblutet.“

Wer an der Aktion beteiligt war, blieb übrigens streng geheim. Die Identität der Maskenträger würde nie preisgegeben, erklärte Renate Arnold. Sie war eine der wenigen, die keine Maske trug. Zur Aufsicht des Narrennachwuchs bräuchte sie sehr viel Überblick, sagte die Jugendleiterin.

Kuchen backen und Gebräu mixen

Im dritten Akt schließlich stand die Prüfung von fünf neuen Hästrägern an. Zur Aufnahme musste ein Kuchen gebacken werden, ein Zug durchs Publikum organisiert und ein fast Hexengebräu-ähnliches hochprozentiges Gebräu gemixt werden.

Für den Durst im Publikum war angemessen gesorgt. Die Brauerei Schimpf aus Remmingsheim nahe Rottenburg (Kreis Tübingen) braute dafür eigens ein „Narrenbier“. Seit fünf Generationen wird aus regionalen Zutaten im Familienbetrieb für die Region gebraut. Das passte gut zu den sehr regionalen Gepflogenheiten der Narren mit viel Tradition. Das Gebräu steht übrigens während des Landesnarrentreffen in zwei Wochen zum Durstlöschen bereit, wenn sich alle Zunftgruppen aus ganz Baden-Württemberg in Steinheim treffen.

Landesnarrentreffen 2023

Dritter Anlauf
Das Landesnarrentreffen des Landesverbands württembergischer Karnevalsvereine war schon für 2021 in Steinheim geplant. Corona machte dem ausrichtenden Fasnetsverein Steinheim zweimal einen Strich durch die Rechnung. Jetzt ist es soweit: Am Samstag, 21., und Sonntag, 22. Januar, wird das Großevent nun stattfinden. Erwartet werden Narren aus dem ganzen Ländle. Los geht es am Samstag um Punkt 12.11 Uhr mit einer stärkenden Narrensuppe an der Riedhalle, um 15.11 Uhr folgt der Sternenmarsch mit Narrenbaumstellen auf dem Marktplatz, um 16.11 Uhr beginnt der Narrengottesdienst in der Martinskirche. Abends haben Narren und Feierfreudige die Qual der Wahl: Um 18.11 Uhr gibt es eine Narrenparty mit Liveband in der Blankensteinhalle, der Narrenball in der Riedhalle beginnt um 19.11 Uhr. Karten gibt es über die Homepage des Vereins unter www.fasnetsverein-steinheim.de.

Großveranstaltung
Das hat Steinheim noch nie gesehen: Am Sonntag, 22. Januar, wird ein riesiger Faschingsumzug mit 90 Gruppen und circa 4000 Teilnehmern durch die Stadt ziehen. Startschuss ist um 13.11 Uhr. sl