Extremer Einsatz für Polizei und Rettungskräfte in Sindelfingen. Foto: dpa/Patrick Seeger

Schusswaffe abgefeuert, Atemnot, Methylalkohol im Blut und massiver Widerstand: Ein 40-Jähriger hat am Montagabend in Sindelfingen Rettungskräfte und Polizisten extrem gefordert und mit seinem Verhalten einen Großeinsatz ausgelöst.

Sindelfingen - Montagabend in der Sommerhofenstraße in Sindelfingen (Kreis Böblingen): Ein Mann ruft den Rettungsdienst, weil er unter Atemnot leide. Als die Besatzung des Rettungswagens gegen 20 Uhr die Wohnung des Mannes betritt, liegt laut Polizeibericht eine Schusswaffe auf dem Wohnzimmertisch. Die Rettungskräfte reagieren sofort, führen den Mann vor das Wohnhaus und führen die Behandlung dort fort. Zeitgleich verständigen sie die Polizei. Eine 24-jährige Polizistin und ihr 25 Jahre alter Kollege betreten die Wohnung. Schnell stellen sich Atembeschwerden bei ihnen ein. Ähnlich ergeht es auch einem Rettungssanitäter. Es sieht so aus, als hätte der 40-Jährige vor dem Eintreffen der Rettungskräfte mit der Schusswaffe eine Gaspatrone abgefeuert.

„Ich würde mich einweisen lassen“

Als die Rettungskräfte den Mann zu seinem Gesundheitszustand befragen, gibt er an, er habe Methylalkohol getrunken. „Ich würde mich in ein Zentrum für Psychiatrie einweisen lassen wollen“, teilt er den Beamten mit – und bestätigt damit ihre eigene Einschätzung.

Zunächst verhält er sich aber noch ruhig. Als die Polizisten ihn in Gewahrsam nehmen wollen, beginnt der 40-Jährige aber, sie zu beleidigen. Darüber hinaus wehrt er sich vehement, als sie ihm Handschließen anlegen wollen. Wie die Polizei berichtet, sind am Ende mehrere Einsatzkräfte nötig, um die Gegenwehr des Mannes zu brechen und ihn schließlich auf den Rücksitz des Streifenwagens zu setzen. Dabei bedroht er die Polizisten. Seine Aggressivität steigert sich immer weiter. Die Polizisten rufen den Notarzt hinzu. Die Medizinerin gibt dem Mann Medikamente zur Beruhigung.

Axt, Armbrust und antike Schusswaffe

Auch die Freiwillige Feuerwehr Sindelfingen wird zum Einsatzort gerufen, um zu klären, was es mit dem beißenden Gasgeruch in der Wohnung des Mannes auf sich hat. Die Feuerwehrleute entnehmen eine Luftprobe. Nachdem die Räume belüftet und wieder betretbar sind, durchsucht die Polizei die Wohnung. Die Beamten finden neben der Schreckschusswaffe auf dem Wohnzimmertisch zusätzlich noch eine Axt, eine Armbrust, ein Luftgewehr und eine Pistole mit Steinschloss. Bei letzterem Exemplar handelt es sich offenbar um eine historische Vorderladerfeuerwaffe.

Die Polizei beschlagnahmt sämtliche Waffen. Wegen seiner offensichtlichen psychischen Verfassung und weil eine Atemalkoholmessung zudem deutlich über zwei Promille anzeigt, wird der Mann in eine psychiatrische Einrichtung eingeliefert. Die beiden verletzten Polizeibeamten sowie der Rettungssanitäter werden zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Das Gas in der Wohnung hat ihnen offenbar schwer zugesetzt, niemand der drei kann zunächst seinen Dienst fortsetzen.

Beißendes Gas verletzt Einsatzkräfte

Gegen den 40-Jährigen wird jetzt wegen gefährlicher Körperverletzung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Bedrohung und Beleidigung ermittelt. Ob es zu waffenrechtlichen Verstößen gekommen ist, bedarf weiterer Klärung.

Überhaupt bleiben für die Polizei nach diesem Einsatz noch einige Fragen offen. „Hatte der der Mann vor, jemand mit der Waffe zu verletzen, oder war es vielleicht eine Art Hilferuf?“, wundert sich Pressesprecherin Yvonne Schächtele. Auch die Waffensammlung gibt Rätsel auf. Vor allem aber fragt sich die Polizeisprecherin, was es mit dem offenbar gesundheitsgefährdenden Gas in der Wohnung auf sich hatte. „Den beiden Beamten ging es jedenfalls nicht so gut nach dem Einsatz. Und den Rettungssanitäter muste man stationär aufnehmen“, berichtet die Sprecherin.