Einige Aktivisten waren hoch in die Bäume geklettert, die Polizei rückte an. Foto: dpa/Hannes P Albert

In einem Wald in Frankfurt protestieren Umweltaktivisten schon länger gegen einen geplanten Autobahnausbau. Jetzt hat die Polizei mit der Räumung des Gebiets begonnen.

Für die geplante Rodung eines Waldstücks in Frankfurt ist die Polizei mit einem Großeinsatz gegen Umweltaktivisten vorgegangen, die das Gebiet besetzt haben. Hintergrund der Räumung ist der geplante Bau eines Tunnels im Fechenheimer Wald im Zuge des Ausbaus der A66.

Nachdem mehrere Menschen von den Beamten aus dem besetzten Gebiet getragen worden waren, hielt sich am Mittwochnachmittag noch eine niedrige Zahl von Aktivisten dort auf. Einige hatten sich mit Seilen hoch in den Bäumen eingehängt. Die Einsatzkräfte brachten mehrere Baumhäuser zu Fall. Bislang laufe alles weitestgehend friedlich, hieß es bei der Polizei. Bereits parallel zu der Räumung wurden am Mittwoch erste Bäume gefällt.

Am Dienstag hatte der Hessische Verwaltungsgerichtshof entschieden, dass Teile des Waldes im Zuge des Autobahnausbaus gerodet werden können, nachdem ein Eilantrag der Naturfreunde Deutschlands nach einem Aufschub abgelehnt wurde. Der Weiterbau der A66 und ihr Anschluss an die A661 durch den geplanten Riederwaldtunnel zählen seit Mitte der 1980er Jahre zu den politischen Dauerbrennern in Hessens größter Stadt.

Hessens Ministerpräsident macht sich vor Ort Bild

Am Mittwochvormittag waren auch Hessens Ministerpräsident Boris Rhein und Innenminister Peter Beuth (beide CDU) an den Fechenheimer Wald gekommen, um sich einen persönlichen Eindruck von der Einsatzlage zu verschaffen. Rhein appellierte an die Demonstrantinnen und Demonstranten, den Wald zu räumen und „die Polizei ihre Arbeit machen zu lassen und dann die Rodungsarbeiten nicht weiter zu behindern“.

Unterdessen bekräftigten die Umweltaktivisten zum Start der Räumung ihren Widerstand. „Ihr werdet euch an dieser Räumung die Zähne ausbeißen“, teilten sie am Mittwochmorgen mit.

Die Polizei war seit dem frühen Mittwochmorgen mit Einsatzkräften aus allen hessischen Präsidien und mit Kräften der Bundespolizei vor Ort. „Bislang ist die Atmosphäre so, dass uns keine Feindseligkeit entgegengebracht wurde. Es ist natürlich ein bisschen Erbostheit dabei, dass die Polizei da ist - das war für uns zu erwarten, aber ansonsten gab es noch keine Übergriffe auf die Einsatzkräfte“, sagte ein Polizeisprecher am Vormittag.

2,2 Hektar Wald müssen gefällt werden

Für den Bau des gut einen Kilometer langen Riederwaldtunnels mit zwei Röhren müssen der Autobahngesellschaft zufolge etwa 2,2 Hektar Wald gefällt werden. Das entspricht in etwa der Größe von drei Fußballfeldern. Ein weiterer halber Hektar Waldfläche bleibe vorübergehend als Lebensraum für den geschützten Heldbockkäfer bestehen. Nach Angaben des Landes Hessen wurden bereits im Jahr 2018 als Ausgleich etwa 12 000 junge Bäume im Westen Frankfurts gepflanzt.

Der Fechenheimer Wald dürfe kein zweites Lützerath werden, teilte die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) Hessen mit - in Anspielung auf die Proteste gegen den Abriss von Lützerath in Nordrhein-Westfalen für den Braunkohle-Abbau. Dabei waren am vergangenen Wochenende zahlreiche Aktivisten und Polizisten verletzt worden.