Vor zehn Jahren hat Eric Richter den Verein „Groove Tonight“ gegründet – und ist mit dem Format über Weil der Stadt hinaus bekannt. Das Konzept: Günstige Konzerte, gefördert von 60 Vereinsmitgliedern.
Es war ein Konzert der deutschen Jazzrock-Band Kraan, bei dem der Funke übersprang: Mitte der 1970er-Jahre entdeckte Eric Richter, damals 16 Jahre, inzwischen 66 Jahre alt, seine Liebe zur Livemusik. Die ist geblieben: Ohne Musik gehe es einfach nicht, berichtet der Weil der Städter. Ins Musikerdasein hat ihn diese Leidenschaft zwar nicht getrieben. Die Musikszene der Keplerstadt – und auch die der Region – prägt Eric Richter trotzdem wie nur wenige andere.
Dahinter steckt ein ungewöhnlicher Ansatz: Vor zehn Jahren hat Richter den Livemusik-Förderverein „Groove Tonight“ gegründet, der es sich seitdem auf die Fahne schreibt, hochwertige Live-Acts nach Weil der Stadt zu holen. Für richtig gute Livekonzerte, besonders Rock, Folk, Blues, muss in Weil der Stadt also niemand zwingend bis in die Landeshauptstadt fahren, vielmehr kommen die Künstler direkt ins Städtle. Und das für bezahlbare Preise – der Eintritt kostet nie mehr als 18 Euro – mit anständiger Bezahlung für die Musikerinnen und Musiker, unkommerziell und niedrigschwellig.
Ohne Förderverein sind die Konzerte ein Minusgeschäft
Ohne Förderverein wäre das laut Richter ein Ding der Unmöglichkeit. Rund 100 Konzertgänger sind zwar regelmäßig bei den „Groove-Tonight“-Konzerten dabei. Aber „mit 100 Leuten kann man die Kosten einfach nicht decken“, erklärt Richter. „Wir machen mit jedem Konzert faktisch ein Defizit.“ Andere Veranstalter würden Umsatz machen mit gastronomischem Angebot, Spenden oder Fördertöpfen. „Groove Tonight“ finanziert sein Angebot über Vereinsbeiträge: 90 Euro kostet das im Jahr, dafür gibt es im Gegenzug einen satten Rabatt auf die Ticketpreise. Mit den aktuell rund 60 Vereinsmitgliedern könne man die Verluste gut auffüllen, sagt Richter.
Das Konzept funktioniert: Einst startete der Förderverein mit elf Mitgliedern, nun unterstützen viele mehr, und zwar nicht nur monetär, sondern auch mit Manpower. Etwa acht Livekonzerte stellen Richter und seine Mitstreiter, allen voran seine Ehefrau Tülin, mit dem Förderverein im Jahr durchschnittlich auf die Beine, sie sind stets gut besucht. Als Veranstaltungsmanager mischt Richter außerdem bei zahlreichen städtischen Veranstaltungen mit, er kümmert sich etwa um das Musikprogramm beim Strandsommer. Knapp 30 Konzerte kommen für den 66-Jährigen im Jahr zusammen.
Inzwischen bewerben sich die Bands eigenständig bei „Groove Tonight“
Ein Instrument spielt er selbst nicht, und lernen wird er es wohl nicht mehr. „Da bin ich Realist“, sagt er. Früher, da habe ihn dieser Fakt beim Fachsimpeln mit Musikern immer gehemmt. Jetzt sei das anders: Der Erfolg von „Groove Tonight“ hat Richter zu einem gesunden Selbstbewusstsein verholfen. Denn neben einigen anderen Veranstaltern, etwa dem Kulturverein Manufaktur, sind Eric Richter und „Groove Tonight“ mit verantwortlich dafür, dass Weil der Stadt für eine Kommune ihrer Größe ein wirklich beachtliches Kulturangebot hat. „Im Sommer gibt es kaum ein Wochenende mehr, wo man sich nicht in die Quere kommt“, sagt Richter.
Dabei wäre die Nachfrage da: Sein Netzwerk ist beachtlich und „Groove Tonight“ als Veranstaltungsreihe überregional so bekannt, dass sich Bands und Künstler bei Richter bewerben, um in Weil der Stadt zu spielen. „Ich habe eine Liste mit 20, 30 Formationen, die ich gerne hierher holen würde“, berichtet der Veranstalter.
Die Helden sind Genesis, Pink Floyd und Peter Gabriel
Dass dem leidenschaftlichen Musikfan diese Aufgabe, also die Auswahl der Acts, wohl am meisten Freude bringt, ist offensichtlich. Er komme aus der „Progrock-Ecke“, sagt Richter von sich selbst, seine Helden sind Genesis, Pink Floyd und Peter Gabriel. Die „Groove-Tonight“-Konzerte sind für ihn aber kein reiner Selbstzweck: „Vielleicht ein Drittel der Konzerte sind genau mein Ding“, schätzt er, beim Rest gehe es um Vielfalt und das Weiler Publikum. Schlechtes Feedback habe es bisher nicht gegeben, sagt Richter. Inzwischen kämen einige Gäste quasi „blind“ zu den Konzerten und vertrauten auf seine Auswahl.
Sorge, dass die Livemusik-Szene wegen steigender Kosten und zurückgehenden Besucherzahlen zusammenbricht, hat Richter nicht: „Uns muss nicht bange sein um die Nachfrage nach Livemusik“, sagt er. „Die ist durch nichts zu ersetzen.“ Kleinere Konzerte, wie eben jene von „Groove Tonight“, hätten im Gegensatz zu teuren Großevents eine ganze Reihe von Anziehungspunkten: „Man ist hautnah dabei“, schwärmt Richter. „Man hört jeden Ton, versteht jedes Wort. Und nach dem Konzert kann man sich mit den Musikern unterhalten. Das ist viel intensiver.“
Feier zum Geburtstag
Kostenfrei
Am Samstag, 14. Juni, steigt um 20 Uhr unter den Rathausarkaden in Weil der Stadt ein kostenfreies Jubiläumskonzert mit der Band Stereometria.
Gala
Groß gefeiert wird später: Am 13. September spielen das Rusty-Rose-Trio und die Second-Sun-Bigband bei einer großen Galaveranstaltung ab 19 Uhr im Spitalhof.