Die Influenza beginnt stürmisch – auch mit Temperaturanstieg. Foto: /IMAGO/Svetlana Iakusheva

Die winterliche Grippe-Welle ist im Umlauf. Zahl der Erkrankten im Kreis Böblingen und Ludwigsburg ist höher als im vergangenen Jahr. Für Ärzte kein Grund zur Panik.

Die winterliche Grippe- und Erkältungswelle ist längst hierzulande angekommen. Im Kinderhaus Warmbronn beispielsweise fielen zuletzt allein elf Erzieherinnen aus, krank gemeldet waren mehr als 40 Kinder. „Diejenigen, die es möglich machen konnten, wurden gebeten, ihre Kinder zu Hause zu betreuen“, sagte eine Mutter, die davon betroffen war. In der Weissacher Ferry-Porsche-Kita seien an einem Tag in der vergangenen Woche neun Mitarbeiterinnen krank gewesen. Auch hier wurden Eltern gebeten, die Kinder nicht zu bringen, wenn sie die Betreuung anderweitig organisieren könnten. Tageweise wurde die Betreuung auch nur noch bis 13.30 Uhr angeboten. Ist die Zahl der schnupfenden und hustenden Menschen in diesen Jahr besonders hoch, die Grippefälle besonders hartnäckig?

Vergleichbar mit den Zahlen der Vorsaison

„Die Fallzahlen der aktuellen Influenza-Welle sind vergleichbar mit den Fallzahlen der vergangenen Influenza-Saison 2023/2024. Die Meldezahlen der aktuellen Saison zeigen jedoch einen höheren Anteil an Influenza erkrankten Kindern und Jugendlichen“, sagt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums in Stuttgart. Allerdings würde nicht jeder Infizierte zum Arzt gehen, daher seien auch nicht alle Erkrankten erfasst. In Baden-Württemberg seien in der Woche des 27. Januar etwa 4000 Fälle des Influenza-Virus gemeldet worden.

Auch detailliertere Zahlen liegen dem Gesundheitsministerium vor. So wurden aus dem Landkreis Böblingen in den ersten fünf Kalenderwochen des Jahres 2025 insgesamt 313 Influenza-Fälle gemeldet (im Jahr 2024 waren es 294). Im Landkreis Ludwigsburg registrierte das Gesundheitsministerium 652 Influenza-Fälle (im Jahr 2024 waren es 452). Zurzeit zirkulieren sowohl Influenza A-Virusstämme, als auch Influenza B-Stämme“, sagt die Sprecherin. Unter die Grippe-Erkrankten mischen sich nach wie vor auch Corona-Fälle. In der Kalenderwoche fünf wurden laut Gesundheitsministerium insgesamt 217 Covid-19-Fälle aus Baden-Württemberg übermittelt. Im Vergleich zur Vorwoche mit 265 Fällen sei diese Zahl aber gesunden. Die höchste altersgruppenspezifische Inzidenz, so die Sprecherin, werde aktuell in der Altersgruppe ab 80 Jahren beobachtet. Die Anzahl von Covid-19-Patienten und Patientinnen auf Intensivstation sei ist im Vergleich zur Vorwoche stabil geblieben.

Ein Mix aller möglichen Viren

Der Leonberger Hausarzt Reiner Merk beobachtet „einen bunten Mix aller möglichen Viren, die momentan im Umlauf sind, das ist in dieser Jahreszeit normal.“ Einen Tiefpunkt an Influenza-Fallzahlen habe es in den Corona-Jahren 2020 und 2021 durch diverse Kontaktverbote gegeben. „Das Problem daran ist, das sich das Risiko eines schweren Verlaufs erhöht, wenn man lange keine Berührung mit Viren hatte, weil die natürliche Immunisierung dann einfach fehlt“, sagt der Mediziner. Ungefährlich seien die Grippe Viren nicht, vor allem Influenza A. Ältere Menschen sollten sich besonders in Acht nehmen. „Jährlich sterben etwa 30 000 Menschen an der Influenza“, sagt Reiner Merk. Auch der so genannte RS-Virus (Respiratorisches Synzytial-Virus) würde momentan häufiger in Erscheinung treten. Dieser Virus befalle die Atemwege. „Die Krankheitszeichen nach einer Infektion sind in den meisten Fällen ähnlich wie bei einer Erkältung und treten gehäuft im Winter auf“, sagt der Leonberger Mediziner. Er selbst habe in den vergangenen Wochen keine schweren Grippe-Verläufe in seiner Praxis gehabt. „Diese erkennt man an einem relativ stürmischen Beginn, Temperaturanstieg, Gliederschmerzen und einem schweren Krankheitsgefühl.“ In diesem Fall sei es das Beste, den Kontakt zu anderen zu meiden. „Eine Influenza ist hochinfektiös.“

Von einem grippalen Infekt unterscheide sich die Influenza vor allem durch ihren schwereren, längeren und heftigeren Verlauf, sagt auch Barbara Mergenthaler, stellvertretende Vorsitzende der Kreisärzteschaft Leonberg. Sie leitet mit ihrem Mann und einer weiteren Kollegin in Renningen eine Gemeinschaftspraxis für Allgemein- und Innere Medizin. „Und die Krankheitswelle geht derzeit auch munter durch die Schulklassen.“

Manche Klasse betrifft es stärker

Davon kann Konstanze Aßmann, Rektorin der Grundschule Hemmingen, ein Lied singen. „ In einer Klasse fehlten letzte Woche tatsächlich zehn Kinder, manche Klassen betrifft es stark, andere weniger. Die Lehrkräfte berichten, dass die Kinder, wenn sie krank sind, auch länger fehlen, in der Tat mit Grippeviren mit starkem Husten und Erkältungssymptomen.“ Die Lehrkräfte seien zum Glück noch nicht stärker betroffen. „Wir versuchen alles, damit kein Unterricht ausfällt – durch Zusammenlegungen der Klassen, Mehrarbeit oder Unterstützungsmaßnahmen unserer pädagogischen Assistentin.“

Bei einer sehr angespannten Lage würden die Eltern über einen Ausfall beispielsweise in einer Randstunde mindestens einen Tag vorher informiert. „Sie erhalten immer die Möglichkeit der Notbetreuung, wenn die Kinder nicht in der Kernzeit angemeldet sind und es zu Hause einen Engpass gibt. Ob die Krankheitswelle dieses Jahr stärker ist als letztes Jahr, kann ich schlussendlich nicht – oder noch nicht – beantworten.“