Da ist man von den Socken: Die Kampagne „the Länd.“ Foto: /Moma

Uns bleibt aber auch nichts erspart: Nach „the Länd“ kommt „the Städt“, schreibt unser Autor in der Humor-Kolumne.

Neulich wurde die Stadt Herrenberg in das Programm „the Städt“ aufgenommen. Das ist kein schlechter Witz, sondern ein Programm des Verkehrsministeriums, gemeinsam mit dem Einzelhandel und der Gastronomie „innovative Ideen für Ortsmitten und Innenstädte temporär zu erproben, um so deren Lebendigkeit und Attraktivität zu stärken und neue Perspektiven sowie Potenziale erfahrbar zu machen.“ Der Name „the Städt“ ist analog zur Imagekampagne „the Länd“ entstanden, und man muss befürchten, dass uns armen Baden-Württembergern noch eine Kampagne für „the Dörf“ bevorsteht, wo man sich dann auch mit „innovativen Ideen, Lebendigkeit und Attraktivität“ stärkt, na herzlichen Dank, Herr Kretschmann, Verzeihung, Kretschmän.

Maultaschen und Desperados

Was ja nicht heißen soll, dass verunglückte Kampagnen immer nur Blödsinn hervorbringen können. Als der Südwestrundfunk sein Image aufpolieren wollte, hatte seine Werbeagentur in absoluter geografischer Unkenntnis einen Werbespruch kreieren wollen, wie „Radio für den Wilden Westen“.

Nach einem Blick auf die Landkarte machte die Agentur „Radio für den wilden Süden“ daraus, und das führte zu einer nie gekannten Identifikation zwischen Land, Sender und Leuten. Der wilde Süden, das hört sich doch so richtig gut an, da wohnt man doch gerne zwischen Cowboys, Trappern, Desperados und anderen Bierspezialitäten.

Eine kleine, gemeine aber nichtsdestotrotz erfolgreiche Imagekampagne steckt auf den Bebbern, die man am Berchtesgadener Königssee genauso finden kann wie in Machu Picchu: „Nett hier, aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?“ Man muss allerdings dazu sagen, „wenn Sie schon mal da sind in Baden-Württemberg, dann schauen Sie um Gottes Willen nicht auf die Imagekampagne dieses mit großer Intelligenz gesegneten Landes.“

Die Hinterwäldler drängen nach vorne

Die Idee, dass sich Hinterwäldler mit fremdsprachigem Schwulst einen weltmännischen Anstrich geben, ist allerdings nicht gerade neu. Denn wie sich jeder denken kann, ist Schwachsinn nicht erst seit der Neuzeit in Deutschland heimisch. In der Renaissance gab es die sogenannte Makkaroni-Dichtung, mit der ein paar tüchtige Humor- und Human-isten das Bestreben von irgendwelchen Gscheitles karikiert haben, mit lateinischen Phrasen das ungebildete Volk zu beeindrucken. „Caseus und Schinckus, die machen optime trinkus“, was zu neuhochdeutsch etwa mit „Käse und Schinken, die machen schön durstig“, übersetzt werden könnte. Das ist ein schönes Beispiel für die Makkaroni-Dichtung, die der Satiriker Johann Fischart schrieb, der anno 1575 mit seinem Werk „Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung“ groß rauskam.

Der Dichter Johann Fischart war es wohl auch, der die Makkaroni-Dichtung in das Wort „Nudel-Dichtung“ eindeutschte. Was einerseits bedeutet, dass im Heiligen Römischen Reiche anno 1575 die Makkaroni schon bekannt waren, andererseits, dass solche maccaronische Nudelgerichte schon lange einheimisch sind.

Eine Kampagne im Landstrich zwischen Mänheim und Konstänz wie „the Länd“ oder „the Städt“ in einen Zusammenhang zu bringen mit einem Gericht wie Makkaroni ist natürlich Quatsch. Denn diese Kampagne ist nicht Nudeln mit Soße, sondern Quatsch mit Soße.