Abgesang auf einen vergilbten Kasten, der schon lange aussortiert gehört. Ein Beitrag aus unserer Humor-Kolumne.
Wir nehmen Abschied von einem langjährigen Begleiter, einem treuen Mitstreiter in der täglichen Nachrichtenschlacht. Mit ihm verband uns eine langjährige Zweckehe. Obschon die Beziehung nicht ohne Störgeräusche blieb. Die Rede ist vom Redaktionsfax. Wann genau das Gerät in der Schaltzentrale unserer Schreibstube auftauchte, lässt sich nicht mehr zweifelsfrei datieren. Es muss im späten 20. Jahrhundert gewesen sein – die Zeit der ersten zarten Schrittchen in das Digital-Zeitalter, als die Deutsche Bundespost anfing, ihre Kupferleitungen für die Datenübertragung zu nutzen. Wer sich verwählte, dem konnte es passieren, dass er beim Telefonieren keinen Menschen mehr am Apparat hatte, sondern einen Apparat.
Und nicht etwa den Anrufbeantworter, der mit nervöser Stimme eine mehrfach geprobte Ansage runterleierte. Nein, das Fax eröffnete dem Anrufer die geheimnisvolle Welt der Fernmeldetechnik auf akustische Weise. Da war zunächst dieses ätherische Rauschen, anschwellend zu einem Crescendo des Fiepens, Klack-dong, wieder Fiepen. Dunkler und bedrohlicher jetzt, aufbrausend zu einer Kakofonie der bizarren Kreischlaute. Länger hielt man es nicht aus und legte auf, verstört vom krächzenden Äther-Sound. So muss es klingen, wenn Außerirdische im Andromedanebel Nettigkeiten austauschen. Oder eben eine Gemeindeverwaltung die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung reinfaxt. Und das passierte mysteriöserweise noch Jahrzehnte nach Einführung von Internet und E-Mail.
Legendär sind auch die Fax-Schlachten bei Bundes- oder Landtagswahlen: Als Kollegen am Wahlabend im Landratsamt hektisch Wahlergebnisse in die Redaktion faxten, wo sie noch vor Andruck in die Zeitung getippt wurden.
Während Corona erlebte die Technik noch mal einen zweifelhaften zweiten Frühling: Die Gesundheitsämter faxten doch tatsächlich Inzidenzzahlen hin und her. Spätestens da wurden die mausgrauen Geräte zum Symbol der lahmen „Fax-Republik“. Gut so. Keiner benötigt mehr diese vergilbten Kästen, bei denen eh immer das Papier leer war, wenn man sie mal brauchte. Liebes Fax: Ruhe in Frieden. Wir ziehen Dir jetzt endgültig den Stecker.