Özlem Türeci und ihr Ehemann Ugur Sahin, die Biontech gegründet und den ersten Corona-Impfstoff entwickelt haben, sind das neue Paradebeispiel für wirtschaftlichen Erfolg durch Vielfalt. Foto: dpa/Biontech

Mehr Diversität in Unternehmen und Verwaltungen – der letzte Integrationsgipfel dieser Wahlperiode wird am Dienstag abschließend den Nationalen Aktionsplan zur besseren Eingliederung von Menschen mit Migrationshintergrund beraten.

Berlin - Die Videokonferenz am Dienstag bildet den Abschluss fast dreijähriger Arbeiten am Nationalen Aktionsplan Integration, der in den nächsten Jahren Grundlage für die Eingliederung von Migranten in die Gesellschaft sein soll. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mehrere ihrer Minister und die für Integrationspolitik zuständige Staatsministerin Annette Widmann-Mauz (CDU) diskutieren mit rund 120 Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport und Migrantenorganisationen dann vor allem über „Zusammenwachsen“ und „Zusammenhalt“. So sind die letzten beiden von fünf Integrationsphasen im Aktionsplan überschrieben.

Verbunden ist das mit einem Appell der Bundesregierung nicht zuletzt an die Entscheidungsträger in der deutschen Wirtschaft, auch im eigenen Interesse stärker auf Zugewanderte zu setzen. „Menschen mit Einwanderungsgeschichte spielen eine ganz entscheidende Rolle für die Gründungs- und Unternehmensdynamik in unserem Land“, sagte Widmann-Mauz unserer Zeitung im Hinblick darauf, dass schon heute jede vierte Existenzgründung auf Personen mit Einwanderungsgeschichte zurückgeht und diese damit mehr als zwei Millionen Arbeitsplätze geschaffen haben. „Integration ist ein Treibstoff für den Wirtschaftsstandort“.

Öffentliche Arbeitgeber sollen Vorbild sein

Teil des Aktionsplans sind daher mehrere Projekte, die mit dem Bundeswirtschaftsministerium zum Teil bereits umgesetzt werden. So gibt es beispielsweise Foren, in denen sich verschiedene Akteure für mehr Diversität in Unternehmen einsetzen. Eine Plattform für deutsch-türkische Akademiker und Studenten ist in Arbeit. Potenzielle Gründer sollen besser beraten werden. Ein Netzwerk von Firmen tauscht gelungene Beispiele der Integration von Flüchtlingen aus. In einem Pilotprojekt sollen Azubis mit Einwanderungsgeschichte als „Integrationsscouts“ ihre Arbeitskollegen und Chefs für das Thema sensibilisieren. Neben der Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland geht es der Regierung dabei darum, das Potenzial im Inland besser zu nutzen.

„Im internationalen Wettbewerb brauchen wir alle Talente“, sagte Widmann-Mauz mit Blick auf den Gipfel: „Wir müssen mit gezielter Integration von Anfang an dafür sorgen, dass alle ihre Fähigkeiten einbringen können und das auch tun, ob eingewandert oder nicht – ganz wesentlich ist dabei, die Arbeitsmarktintegration von Frauen mit Einwanderungsgeschichte voranzutreiben.“

Der Bund will als Arbeitgeber mit gutem Beispiel vorangehen – was bisher nicht der Fall ist. Eine im Dezember vorgestellte Studie besagt, dass nur zwölf Prozent der Bundesverwaltungsangestellten einen Migrationshintergrund haben, während der Anteil gesamtgesellschaftlich bei 26 Prozent liegt. Teil des Aktionsplans ist daher die „Diversitätsstrategie der Bundesregierung zur interkulturellen Öffnung des Öffentlichen Dienstes“ – eine erste Werbekampagne ist angelaufen.