Stundenlöhne unter zwölf Euro sind auch in der Gastronomie weit verbreitet. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Eine Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro durch die sich anbahnende Ampel-Koalition würde vor allem Frauen begünstigen – zudem Beschäftigte ohne Tarifvertrag.

Düsseldorf - Die sich anbahnende Ampel-Koalition hat es versprochen: Auf zwölf Euro pro Stunde soll der gesetzliche Mindestlohn angehoben werden. Davon würden Beschäftigte in aktuell 8,6 Millionen Arbeitsverhältnissen profitieren, die bisher unter der Marke bleiben – zu zwei Dritteln Frauen. Auch würde durch die Anhebung vor allem die Entlohnung von Beschäftigten ohne Tarifvertrag verbessert, denn diese sind rund dreimal so häufig von Löhnen unter zwölf Euro betroffen wie Tarifbeschäftigte. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.

7,3 Millionen Mal der Hauptjob betroffen

Für seine Hochrechnung hat der Arbeitsmarktforscher Toralf Pusch die neuesten Daten des sozioökonomischen Panels und des Statistischen Bundesamts ausgewertet. Demnach handelt es sich bei 7,3 Millionen Arbeitsverhältnissen um den Hauptjob – bei 1,3 Millionen um Nebentätigkeiten. Von den Hauptjobs sind rund drei Millionen Vollzeit- und fast 4,3 Millionen Teilzeitstellen.

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Rund 30 Prozent der Beschäftigten, die im Hauptjob nicht nach Tarifvertrag bezahlt werden, arbeiten für weniger als zwölf Euro pro Stunde. Mit Tarifvertrag sind es lediglich 9,5 Prozent. Die Anhebung des Mindestlohns würde somit in der Gesamtgruppe der Beschäftigten, die nicht nach Tarif bezahlt werden, einen durchschnittlichen Lohnzuwachs von 4,1 Prozent bewirken.

Vom Einzelhandel bis zum Sozialwesen

Beim sozioökonomischen Panel von 2019 kamen Löhne unter zwölf Euro am häufigsten im Einzelhandel, im Gesundheitswesen, der Gebäudebetreuung, der Gastronomie und dem Sozialwesen vor. Bei den Berufen waren Fachkräfte in Gastronomie und Hauswirtschaft, Verkäufer, medizinische Fachangestellte, Köche oder Berufskraftfahrer stark betroffen – zudem Hilfskräfte in Reinigung, Hauswirtschaft, Küchen und Logistik. An den Erkenntnissen habe sich nichts Gravierendes geändert, sagt der WSI-Forscher.