Gerlingen steht bei der Versorgung mit Kita-Plätzen vergleichsweise gut da. Dennoch gibt es keine Betreuung nach 16 Uhr. Zudem sinkt die Einschulungsquote am Gymnasium.
Die „Kitastrophe“ macht um Gerlingen bis auf Weiteres noch einen Bogen. Wie die Stadtverwaltung jetzt mitteilt, könne die Kommune im kommenden Kindergartenjahr den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz in allen Betreuungsbereichen erfüllen. Die schlechte Botschaft: Die vergleichsweise gute Gesamtversorgung geht auch in Gerlingen seit Jahren zulasten der Betreuungszeiten.
13,69 unbesetzte Stellen
Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos) und Jugendamtsleiter Stefan Fritzsche betonen bei der Vorstellung der Kindergartenbedarfsplanung jüngst im Gemeinderat nicht nur einmal, dass die Betreuungssituation in Gerlingen im Vergleich zu anderen Kommunen gut sei. Entsprechend selbstbewusst formuliert die Stadtverwaltung in ihrer Gemeinderatsvorlage zur Kindergartenbedarfsplanung. Dort heißt es überraschend forsch: „Die Kita-Krise in Baden-Württemberg verschärft sich – nicht aber in Gerlingen!“
Denn tatsächlich fehlt es auch in der Strohgäu-Kommune im Kitabereich an Personal: Bei einem errechneten Bedarf von rund 83 Vollzeitstellen bleiben aktuell 13,69 Stellen unbesetzt. Die Defizite würden unter anderem durch 18 städtische Zusatzkräften abgefedert. Aktuell kann Gerlingen im Bereich unter drei Jahren über 197 Plätze anbieten, für über Dreijährige stehen 669 Kindergartenplätze zur Verfügung. Keine der Ganztageseinrichtungen bietet jedoch eine Betreuungszeit nach 16 Uhr.
Wie die Stadtverwaltung erklärt, plant die Firma Bosch am Sitz ihrer Zentrale auf der Schillerhöhe ab dem Jahr 2025/2026 eine Kita mit 50 Plätzen einzurichten, in der möglicherweise dann auch einige Gerlinger Kinder unterkommen könnten. Spätestens mit der Realisierung des Neubaugebiets Bruhweg II dürfte der Bedarf an Kindergartenplätzen in der Kommune noch einmal sprunghaft steigen.
Stadträtin Angela Neuburger-Schäfer (Grüne) erinnerte daran, dass aufgrund der Personalknappheit auch in Gerlingen „Notbetreuung und spontan reduzierte Öffnungszeiten zum Alltag gehören“. Aussagen, wie vermeintlich gut die Situation in Gerlingen sei, kämen deshalb bei den Eltern nicht gut an, ergänzt Grünen-Stadtrat Björn Maier.
Bei der Schulkinderbetreuung will die Stadt das Personal zum kommenden Schuljahr etwas aufstocken, da in diesem Bereich die Anfragen von aktuell 458 auf 472 Plätze angestiegen sind. Die Verstärkung betrifft die Breitwiesen- und die Pestalozzischule sowie Küchenkräfte.
Ein Viertel weniger Anmeldungen
Die allgemeinen Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr bewegen sich in Gerlingen indes weitgehend auf dem bisherigen Niveau. Mit einer Ausnahme: Das Robert-Bosch-Gymnasium verzeichnet einen massiven Anmeldeeinbruch um rund 25 Prozent. Nur noch 71 Kinder (Vorjahr 94) werden im kommenden Schuljahr dort die fünfte Klasse besuchen.
Erschreckt über diese Entwicklung zeigt sich im Gemeinderat Annette Höhn-Thye (FDP), die dringenden Handlungsbedarf sieht. Die Stadträtin fordert, die Attraktivität der Schule zu verbessern. Bürgermeister Oestringer kündigte an, der negativen Entwicklung am Gerlinger Gymnasium auf den Grund zu gehen.