Der deutsche Stürmer Gerd Müller (links) schießt aus der Drehung am niederländischen Abwehrspieler Ruud Krol vorbei und erzielt so den 2:1-Siegtreffer im WM-Finale 1974 in München. Foto: dpa/Werner Baum

Zum Tod von Gerd Müller, einer der weltweit besten Torjäger bis heute. Seinen größten Sieg feierte er erst nach dem Karriereende – über den Alkohol.

München - Weil er ein höflicher Mensch war, bat Gerd Müller zum Mittagessen auf die Clubhaus-Terrasse beim FC Bayern. Es war irgendwann in den Neunzigerjahren und es gab in der Redaktion den dringenden Wunsch, den früheren „Bomber der Nation“ für den Talk beim „Treffpunkt Foyer“ unserer Zeitung zu gewinnen. Gerd Müller saß vor einer riesengroßen Schüssel voll Salat, kramte ausgiebig in der Tasche seiner Trainingsjacke und öffnete das Fläschen Jägermeister so zufrieden, als hätte er in alter Gewohnheit eine gegnerische Abwehr ins Nirwana laufen lassen. Das jäh entsetzte Gesicht seines Gegenüber bereitete ihm wohl klammheimliche Freude, weshalb er eine gefühlte Ewigkeit schwieg, ehe er beschwichtigend anhob, dass er seine Mahlzeiten nicht mit Kräuterlikör zu würzen pflege. „Wissen’s“, sagt er, „ich hab‘ meinen eigenen Essig dabei, im anderen ist immer noch a kloans bisserl Alkohol drin.“