Vom 15. Oktober bis 31. Dezember können die Beilsteiner baden gehen. Foto: Avanti (Archiv)

Der Beilsteiner Gemeinderat ringt sich zu einer Kompromisslösung durch: Das Bad wird zehn Wochen lang geöffnet – dann soll erneut beraten werden.

Eigentlich hatte sich die Stadtverwaltung angesichts der drohenden Energiekrise für die Öffnung des Mineralhallenbades einen praktikablen Vorschlag überlegt, der der drohenden Gas-Knappheit Rechnung trägt und den Bürgern dennoch die Möglichkeit zur gesundheitlichen Betätigung bietet: Das Beilsteiner Bad sollte erst am 15. Oktober und damit einen Monat später als üblich öffnen und auch früher als üblich schließen: bereits am 31. März. Die Wassertemperatur sollte gemäß einer Bundesverordnung auf 24 Grad gesenkt werden, statt beider nur eine Saunakabine in Betrieb genommen werden.

Lange und emotionale Diskussion

Doch bei der Diskussion im Beilsteiner Gemeinderat am Dienstagabend zeigte sich, dass die vielen Facetten dieses Themas die Gemüter erhitzte und zu langen und emotionalen Diskussionen führte. Die ersten beiden Redner hielten den Vorschlag noch für ausgewogen. Stadtrat Armin Maurer von der Bürgerliste erklärte, die Hallenbadöffnung sei zwar ein gewisser Luxus, aber einer, der Leben rette. „Wir haben einen großen Andrang bei Kindern, die wir nicht nach Heilbronn oder Ludwigsburg schicken können, weil die Schwimmkurse dort gerammelt voll sind“, sagte er.

Bernd Kircher (SPD) hielt hingegen eine Schließung des Bades für angemessen: „Das Freibad war vergangenes Jahr auch geschlossen und man kann auch spazieren gehen oder joggen, wenn man Bewegung braucht“, sagte er. Stefan Kleinbach (FWV) betonte, es gebe keine Pflicht zur Öffnung. Und sein Fraktionskollege Thomas Bauer wies darauf hin, dass das Gas, das im Hallenbad verbraucht werde, woanders womöglich dringender gebraucht werde.

Die Diskussion auf eine übergeordnete Perspektive brachte Thomas Bausch (Initiative Beilstein): „Man muss das Thema größer aufmachen und auch fragen, ob es ein Luxus ist, dass wir die Stadthalle heizen“, meinte er. Wenn kein Gas mehr geliefert werde, gebe es nicht nur ein Hallenbad-Problem. Man könne nur auf Sicht fahren und prüfen, wie ein Bad mit 24 Grad Wassertemperatur angenommen werde.

Gemeinderäte ermahnt

Vollends auf die Meta-Ebene hob Stadtrat Oliver Muth (FWV) die Diskussion: „Woanders werden Menschen frieren und einen bitterbösen Winter erleben, und wir unterhalten uns über die Schließung des Hallenbades“, mahnte er. Die Diskussion dürfe nicht nur das Hallenbad betreffen, sondern alle Liegenschaften der Gemeinde, um die Situation ins Bewusstsein der Bevölkerung zu transportieren. Mit Gewissensgründen habe dies nichts zu tun. Man könne nicht so tun, als sei fast nichts geschehen. „Jeder, der ehrlich darüber nachdenkt, muss zu dem Schluss kommen, dass das Hallenbad in dieser Saison geschlossen bleibt“, sagte Muth.

Fraktionskollege Dietmar Rupp erklärte, dies sei ein Thema, bei dem man als Gemeinderat nur alles falsch machen könne. Auch Thomas Bausch betonte, ohne belastbare Zahlen könne man „hier nicht den Moralapostel spielen“. Oliver Kämpf (Bürgerliste) mahnte, dass Kostensteigerungen nicht vom Etat gedeckt seien und man am Hallenbad sparen könne, was bei Schulen und Flüchtlingsunterkünften nicht möglich sei. Man solle zumindest ein Monitoring für Besucherzahlen und Energieverbrauch einführen.

Am Ende einigte sich der Rat auf einen nochmals abgespeckten Kompromiss: Das Hallenbad wird vom 15. Oktober bis 31. Dezember mit 24 Grad Wassertemperatur geöffnet, beide Saunen bleiben zu, Saisonkarten gibt es nicht. Im Dezember soll über das Thema nochmal beraten werden.