Die Brachflächen sind in Kleinheppach nicht zu übersehen. Foto:  

Ein Modellversuch mit der Beweidung nicht mehr genutzter Weinberge hat in Kleinheppach und Korb großen Erfolg – und stößt auch bei den Erzeugern auf beachtliche Resonanz.

Über den Niedergang des Weinbaus wird auch im Remstal längst nicht mehr nur unter den Erzeugern gesprochen. Auch Joggern, Radlern und Spaziergängern fällt beim Blick auf die einst sorgsam gepflegten Rebhänge auf, dass immer mehr Weinberge sich selbst überlassen sind.

Wild wuchernde Traubenstöcke, auf Halbmast hängende Drahtanlagen und sich rasant ausbreitendes Dornengestrüpp sind der Beweis, dass sich die mühsame Bewirtschaftung der Flächen für viele Wengerter schlicht nicht mehr lohnt. Nur aus Liebe zur Tradition macht im Nebenerwerb kaum jemand noch den Buckel krumm. Nicht zuletzt durch die Flut aus dem Ausland importierten Weins sind die Preise auf ein Niveau gefallen, das die Kosten kaum mehr deckt.

Selbst in Renommierlagen wachsen oft nur noch die Brombeerhecken

Das hat vielerorts dramatische Folgen fürs Landschaftsbild. Selbst in klassischen Weinbau-Standorten tun sich immer mehr Lücken auf, auch auf einst renommierten Lagen wachsen Brombeerhecken statt Riesling, Trollinger und Lemberger. Bestes Beispiel für die deutlich sichtbaren Verluste ist die Entwicklung rund um den Korber Kopf. Binnen eines Jahres hat sich der Anteil der nicht bewirtschafteten Parzellen verdoppelt, von 55 Hektar Rebfläche werden aktuell nur noch etwa 50 gepflegt.

Noch schlimmer sieht es ein paar Meter weiter in Kleinheppach aus. Laut Ortsvorsteher Gerhard Liebhard sind 8,7 von einst 35 Hektar Rebfläche mittlerweile gerodet oder sich selbst überlassen. Die Brachflächen machen inzwischen fast ein Viertel des früher hochgeschätzten Anbaugebiets aus.

Zuverlässige Mähhelfer: Schafe in den Weinbergen Foto: privat

Nicht nur für den Ortsvorsteher stellt sich deshalb längst die Frage, was mit den ungenutzten Weinbergen zu tun ist. Wild wuchernde Brachbereiche sind nicht nur ein Makel fürs touristische Aushängeschild, sie fördern auch die Ausbreitung von Pilzkrankheiten auf die benachbarten – und nach wie vor bewirtschafteten – Weinberge.

Schon Mitte Juni weideten 400 Coburger-Schafer am Kleinheppacher Berg

Doch Gerhard Liebhard hatte eine Idee, die inzwischen Kreise zieht: Bei einem Infoabend im Mai informierte der Schäfer Jochen Bacher auf Einladung des Ortsvorstehers über das Konzept, die Brachflächen zur Schafweide zu machen. Schon Mitte Juni weideten 400 Coburger-Schafe des am Käsbühlhof in Wattenweiler (Weissach im Tal) beheimateten Schäfers zusammen mit fünf Hunden am Kleinheppacher Berg.

Weil das gut funktionierte, wollten sich auch die Weinerzeuger in Korb die Idee mit den tierischen Rasenmähern näher ansehen. Im Juli und August fand ein Testlauf mit der von Parzelle zu Parzelle ziehenden Schafherde statt. „Zurück bleibt eine grüne Wiese – mit natürlichem Dünger“, zeigt sich Barbara Singer vom Weingut Singer-Bader überzeugt.

Die Schafe weiden innerhalb eines flexibel aufgestellten Pferchs und werden, wenn die Fläche abgegrast ist, vom Schäfer und seinen Hunden zur nächsten umzäunten Parzelle geführt. Die Coburger Schafe, eine alte Rasse, zeigen sich nicht nur an Wind und Wetter gewöhnt, sondern auch als robuste Fresser – laut Jochen Bacher schrecken die vierbeinigen Mähhelfer auch vor Brombeeren und Brennnesseln nicht zurück, ebenso Kleingehölze wie Haselnuss oder Hartriegel werden schnell und zuverlässig verspeist.

Weil das Beweidungskonzept in den Weinbergen sich als Erfolgsmodell bewährt hat, soll nun die Werbetrommel gerührt werden. Um den Aufwand mit dem Einpferchen zu senken braucht es möglichst zusammenhängende Flächen. Noch wichtiger allerdings ist eine Finanzierung, die nicht nur auf die ebenfalls erhofften Agrarsubventionen setzt. „Bisher bin ich in Vorleistung gegangen“, sagte Schäfer Jochen Bacher im Sommer. Drei Euro pro Ar stellt sich der Landwirt als Entgelt für die Beweidung vor.

Barbara Singer schätzt, dass für Korb ein Betrag von knapp 15 000 Euro nötig wäre. Damit auch Firmen und Privatpersonen das Projekt unterstützen können, wurde unter dem Dach der Bürgerstiftung Korb ein Spendenkonto eingerichtet. Weitere Informationen für Grundstücksbesitzer gibt es auf der Homepage des Weinguts unter www.singer-bader.de.