Willi Burger war für die Sicherheit bei der WM 2006 in Stuttgart verantwortlich. In seinem Ruhestand kämpfte der Polizeibeamte für das Krankenhaus Leonberg. Jetzt ist er verstorben.
Noch bis zuletzt hatte er sich für „sein“ Krankenhaus stark gemacht. Da war Willi Burger längst nicht mehr Vorsitzender des Fördervereins. Doch Wohl und Wehe der Klinik am Leonberger Stadtrand lag ihm nach wie vor am Herzen. Am 30. Oktober ist der Rutesheimer im Alter vom 86 Jahren überraschend verstorben.
Dass er sich ein Vierteljahrhundert für das Krankenhaus stark gemacht hatte, liegt nicht etwa an einer medizinischen Vorbildung. Willi Burger war Polizeibeamter. In seinen 40 Dienstjahren war er Referent im Stab des Inspekteurs für Einsatz und Organisation. Dann übernahm er die Schutzpolizei in Stuttgart. Bis zu seiner Pensionierung war er als Inspekteur tätig, das höchste Polizeiamt im Land.
Innenminister Schäuble bat ihn persönlich
Den eigentlichen Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn erlebte Burger allerdings im Ruhestand. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 war er bei den Stuttgarter WM-Spielen für die Sicherheit im Gottlieb-Daimler-Stadion verantwortlich. Ein Pensionär als Sicherheitschef mit 1000 Einsatzkräften?
„Eigentlich wollte ich das gar nicht machen“, erinnert er sich 2014 im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch dann sei der damalige Bundes-Innenminister Wolfgang Schäuble höchstpersönlich an ihn herangetreten, dessen Ministerium ein Sicherheitskonzept für alle deutschen WM-Stadien erarbeitet hatte. „Die Bundesregierung schlug der Fifa vor, pensionierte hochkarätige Polizeibeamte als Sicherheitsbeauftragte zur Verfügung zu stellen“, erklärte der Rutesheimer. Am Ende ließ er sich überreden, das aufreibende Ehrenamt doch zu übernehmen. Was ihm viele unvergessliche Erlebnisse bescherte.
Beispielhaft sei hier der Auftritt von „Spice-Girl“ und Gattin des Superstars David Beckham, Victoria, erwähnt. „Frau Beckham hatte einen Raum für ihre Kinder verlangt, um mit ihnen zu spielen, bevor sie auf die Tribüne ging“, berichtete Burger seinerzeit unserer Zeitung. Außerdem habe es die Britin nicht einsehen wollen, in einem gemeinsamen Bus mit den anderen Spielerfrauen anzureisen.
„Stattdessen kamen sie und ihre Leibwächter mit einem Privatwagen ins Stadion“, erzählte der Polizei-Routinier, der seinerzeit auch Rat wusste, als sich Beckham weigerte, ihren Platz neben den anderen englischen Spielerfrauen einzunehmen. „Schließlich erfreute sich ein deutscher Fußballfan an der feinen Damengesellschaft, während sie im Gegenzug seinen Platz bekam.“
Spenden im sechsstelligen Bereich
Der Ausflug in die große weite Welt des internationalen Fußball-Showgeschäfts war ein besonders bunter Farbtupfer im langen Leben Willi Burgers. Eine große Herzensangelegenheit war ihm freilich das Krankenhaus in Leonberg. 24 Jahre führte er den Förderverein für die Klinik. Vor fast genau einem Jahr reichte er den Stab an Helmut Noë weiter, seinen bisherigen Stellvertreter und früheren Ersten Bürgermeister von Leonberg.
Unter seiner Regie wurde die bis heute erfolgreich laufende Vortragsreihe „Medizin vor Ort“ eingeführt, bei der Chefärzte ihr Fachgebiet in Städten des alten Landkreises Leonberg vorstellen. Auch wurde die Ausstattung der Klinik in vielen Bereichen deutlich verbessert. „Willi Burger hat sich noch im hohen Alter mit einer unglaublichen Energie für unser Krankenhaus engagiert“, erinnert sich der frühere Ärztliche Direktor Michael Sarkar an den Verstorbenen. „Ihm ging es um spürbare Verbesserungen, sowohl für das Personal wie auch für die Patienten.“
So wurden vom Förderverein für die Terrasse der neuen Cafeteria Schirme und Möbel gestiftet. Für die Patienten der Intensivstation gab es Fernsehgeräte, für das Pflegepersonal einen Massagesessel. Noch kurz vor Burgers Rückzug vom Vorsitz übergab der Förderverein ein Hightech-Messgerät um Lebererkrankungen schneller zu erkennen und moderne OP-Schutzmasken für die Unfallchirurgie. Mehr als 152 000 Euro hatte der Förderverein allein in vier Jahren für die Ausstattung des Krankenhauses investiert.
In der hart geführten politischen Diskussion um die Zukunft der Klinik war Willi Burger ein Mann der leisen, gleichwohl sehr deutlichen Töne: „Wir sind nicht sorglos. Wir werden wachsam sein“, hatte er zum Abschied als Vorsitzender gesagt. Ein Vermächtnis, das gleichsam für seine Nachfolger gilt.