Ein letztes Ciao: Carmelo und Ute Forte verabschieden sich von Mundelsheim. Foto: Werner Kuhnle

Großes Finale in Klein-Italien: Nach 44 Jahren schließen Ute und Carmelo Forte ihre Pizzeria. Wie geht es nun mit der Gaststätte weiter?

Aus, Schluss, vorbei. Am Pfingstmontag ist das Jägerhaus in Mundelsheim zum letzten Mal geöffnet. Die Stammgäste wissen zwar bereits seit Ende des vergangenen Jahres, dass sie sich nach einem neuen Lokal umsehen müssen. Doch viele dürften bezweifeln, ob sie passenden Ersatz finden. In der Pizzeria, die Carmelo und Ute Forte seit sagenhaften 44 Jahren betrieben haben, kostet die teuere Pizza laut Ute Forte nach wie vor – trotz Energiekrise – nur neun Euro. Auf der Karte stehen zudem Schnitzel mit Spätzle und Soß’ oder mit Pommes. Geliefert werde in Mundelsheim und in Hessigheim ohne Aufpreis, erzählt Ute Forte an diesem Tag kurz vor dem großen Finale.

Das Jägerhaus war eine „Institution"

Der Mundelsheimer Bürgermeister Boris Seitz wird ganz pathetisch, wenn er an das Aus der kleinen Pizzeria mitten im Flecken denkt und sagt: „Eine Ära geht leider zu Ende.“ Das „immer freundliche“ Ehepaar Forte sei ein Teil des Orts gewesen, fast jeder Bürger verbinde mindestens ein Erlebnis mit der „Institution Jägerhaus“. Die Gemeinde bedanke sich für 44 Jahre.

Spätsommer 1979, die Fortes sind ein junges Paar und übernehmen als Quereinsteiger das Jägerhaus vom Vorgänger. Ute Forte – heute 63 Jahre alt – und Carmelo Forte (69) hatten sich ein paar Jahre vorher kennengelernt. Das Mädchen aus Mundelsheim war damals erst 15 Jahre alt, der sechs Jahre ältere Carmelo war als sogenannter Gastarbeiter aus Sizilien nach Deutschland gekommen und hat zunächst als Gipser gearbeitet. Sein Wunsch war aber schon immer, eines Tages eine Gaststätte zu eröffnen. Vor der Übernahme des Jägerhauses hatte Carmelo bereits in der Pizzeria gejobbt. Als der alte Pächter aufhört, steigen Ute und Carmelo ein, zunächst ebenfalls als Pächter. Später kaufen die beiden das alte Gebäude schräg gegenüber vom Mundelsheimer Rathaus. Fortan steht die gelernte Industriekauffrau also in der Küche, ihr Mann bedient, betreut die Gäste. Während der vergangenen Jahre, berichtet Ute Forte, hätten fast ausnahmslos Familienmitglieder mitgeholfen im Betrieb, die Kinder und Geschwister. Zu den Stammkunden gehörten viele Sportler aus dem Ort, „viele junge Leute, aber auch ältere“.

Warum ist jetzt Schluss? Knappe Antwort von Frau Forte: „Wir haben das ewig gemacht, es reicht.“ Es sei bis dato jedenfalls nicht möglich gewesen, einen Nachfolger zu finden – auch wegen der vielen Auflagen, Stichwort Brandschutz. Was aus dem schönen Gebäude wird? Vielleicht Wohnungen, sagt die Wirtin. Ihr Mann, erzählt sie, „hat für das Jägerhaus gelebt“. Aber er ist ja längst im Rentenalter. Was planen die Fortes für die Zukunft? Machen sie vielleicht eine Weltreise? Eher nicht. Ute Forte sagt, sie wolle künftig mehr Radfahren und gelegentlich mal verreisen. Seit 44 Jahren hätten sie und ihr Mann immer nur im Sommer ein bisschen Urlaub gemacht, meistens in Norditalien. Sizilien, die Heimat ihres Mannes in Süditalien, sei ihnen zu weit weg.

Über Pfingsten noch mal geöffnet

Über Pfingsten indes ist die Bude mit den rund 35 Sitzplätze vermutlich noch mal richtig voll – zumal in Mundelsheim am Montag Pfingstmarkt ist. Ein allerletztes Wiedersehen mit den Wirten Ute und Carmelo Forte ist am Freitag, 2. Juni, möglich. An diesem Tag steigt im (deutlich größeren) Nachbargebäude, in der alten Küferei, ein großes Abschiedsfest. Das Motto: Alles zum halben Preis- wie vor 40 Jahren. Der Mundelsheimer Bürgermeister macht sich übrigens längst Gedanken über eine Zukunft für die Gaststätte Jägerhaus und weiß: Klar, nach 44 Jahren sei jetzt erst mal Schluss. Leider. Boris Seitz sagt aber auch, er könne sich durchaus vorstellen, dass sich noch ein Käufer oder Pächter finde, vielleicht eine Genossenschaft, die die Kneipe fortan betreibt. Er kenne ähnliche Projekte in Bayern.

Die Pizzeria Jägerhaus in Mundelsheim befindet sich im Gebäude Hindenburgstraße 2. Der Pfingstmarkt Mundelsheim mit seinem Krämermarkt am Montag 29. Mai, beginnt um 8 Uhr und endet gegen 18 Uhr.