Ein Zug ist in Stuttgart-Nord auf der Gäubahn unterwegs. Foto: dpa/Franziska Kraufmann

Die FDP im Landtag beklagt die Kakofonie zur Zukunft der Gäubahnstrecke. Sie fordern eine gemeinsame Kraftanstrengung – und haben einen Rat für Verkehrsminister Winfried Hermann.

Die FDP im Landtag fordert ein Treffen aller Beteiligten von Bund, Land, Stadt und Region Stuttgart sowie zur Bahn, um die ausufernde Debatte über die Gäubahn wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) müsse eine solche Zusammenkunft organisieren, sagte Hans Dieter Scheerer, Sprecher der Landtags-FDP für den öffentlichen Nahverkehr am Mittwoch.

Drohende Unterbrechung der Strecke

Die Wortmeldung der Liberalen fällt in eine Zeit, in der – einmal mehr – um den richtigen Weg bei Stuttgart 21 gerungen wird. Dieses Mal steht dabei die Gäubahn im Fokus. Nach den bisherigen Plänen muss diese auf ihren letzten Metern zwischen dem Stuttgart Nord- und dem Hauptbahnhof rund ein halbes Jahr vor Inbetriebnahme von Stuttgart 21 unterbrochen werden, um an dieser Stelle die S-Bahngleise in eine neue Lage zu bringen. Für Fahrgäste der Gäubahn würde das einen Umstieg im Stadtteil Vaihingen bedeuten – so lange, bis die Gäubahn via Flughafen an den Durchgangsbahnhof angeschlossen ist. Wann das sein wird, steht noch nicht fest. Klar ist nur: Zur anvisierten Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Jahr 2025 wird das nicht der Fall sein.

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Die Stadt Stuttgart sieht durch einen möglichen oberirdischen Weiterbetrieb der Gäubahn ihre städtebaulichen Ambitionen gefährdet, Landesverkehrsminister Winfried Hermann denkt in diesem Bereich über einen unterirdischen Sackbahnhof nach, die Region will vor allem die S-Bahn gestärkt sehen und S-21-Gegner haben ein Gutachten anfertigen lassen, das hohe rechtliche Hürden für die Gäubahnunterbrechung sieht. Ein Papier der Stadt Stuttgart scheint diese Sichtweise zu stützen. Scheerer sieht in der aktuellen Debatte „viel Ideologie und viel Eigennutz der verschiedenen Beteiligten“ und wurde dann deutlich. Man könne sich bei alldem „leicht verarscht vorkommen, wenn jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird“.

FDP greift Vorschlag von Heiner Geißler auf

Die FDP fordert nun, die Unterbrechung der Gäubahn entweder gänzlich zu vermeiden oder deren Auswirkungen abzumildern. Dazu regte Scheerer etwa eine Führung der Züge via Feuerbach und von dort in den Tiefbahnhof an – ähnliches hatte bereits Heiner Geißler bei der Schlichtung zu Stuttgart 21 vor mehr als zehn Jahren gefordert. Zudem müssten die Überlegungen beendet werden, Intercity-Züge auf der Gäubahn nicht mehr in Böblingen und Singen Hauptbahnhof halten zu lassen. Außerdem müsse die Strecke zweigleisig ausgebaut werden. Die Planungen für den Pfaffensteigtunnel zwischen Böblingen und dem Flughafen sollten „rasch vorangetrieben“ werden.

Wie viele Menschen nutzen die Gäubahn?

Scheerer mahnte belastbare Zahlen für die Gäubahnnutzung an. Eine Studie im Auftrag der Stuttgarter Straßenbahnen war zum Ergebnis gekommen, dass täglich rund 4900 Menschen auf der Strecke nach Stuttgart fahren, 900 steigen dort auf den Fernverkehr um, der Rest steuert Ziele im Stadtbahn- und S-Bahnnetz an. Bei der Führung der Gäubahn über den Flughafen kalkuliert die Bahn in diesem Bereich mit mehr als 5000 zusätzliche tägliche Fahrten im öffentlichen Verkehr.

Dieses Werte sollten in dem von der FDP angeregten und von Winfried Hermann einzuberufenden runden Tisch nochmals bewertet werden. Für den Minister hat Scheerer über dies einen Rat parat. „Es wäre besser, Hermann würde sich mehr um die Gäubahn als um den Ergänzungsbahnhof kümmern. Er reitet da ein totes Pferd“.