Bereit für den WM-Titel: Lionel Messi Foto: AFP/JUAN MABROMATA

Argentiniens Superstar Lionel Messi verzaubert die Fans. Im Finale am Sonntag, seinem wohl letzten WM-Spiel, könnte der 35-Jährige mit einer anderen Legende als Weltmeister gleichziehen: Diego Maradona.

„Oh Mama, Mama, Mama, weißt du warum mein Herz so schlägt? Ich habe Maradona gesehen, und Mama: Ich bin verliebt!“

Diese Zeilen singen die Fans des italienischen Erstligisten SSC Neapel noch heute. Auch jene, die den argentinischen Superstar nie haben live spielen sehen. Diego Maradona hat in den 1980er Jahren dem Club aus dem damals oft verspotteten Süden des Landes die erste Meisterschaft seiner Geschichte beschert. Er ging vorweg, als Kapitän, Dribbelkönig, Vorbereiter, Torschütze.

Vor zwei Jahren ist der Ausnahmespieler im Alter von nur 60 Jahren verstorben. Doch Diego Maradona ist allgegenwärtig. Auch bei der Fußball-WM in Katar, wo ein gewisser Lionel Messi kurz davor ist, es der argentinischen Legende gleichzutun. Messi steht am Sonntag (16 Uhr/ARD) mit der Albiceleste im WM-Finale. Er könnte dann seine Karriere krönen – und wie Maradona 1986 Weltmeister werden.

Die Messi-Gala

Lionel Messi hat seine Argentinier ins Endspiel von Katar geführt. Als Kapitän, Dribbelkönig, Vorbereiter, Torschütze – wie einst Maradona. Das Halbfinale gegen Kroatien war Messis Gala. Der 35-Jährige traf per Elfmeter zum 1:0 und bereitete das 3:0 mit einem Super-Solo vor. Er verzauberte an diesem Abend Mitspieler, Trainer und Fans.

Aber auch der Gegner zollte der Darbietung von Argentiniens Nummer 10 Respekt: „Seine Fähigkeiten sind außergewöhnlich. Er hat den Unterschied ausgemacht“, sagte Kroatiens Nationalcoach Zlatko Dalic. Messis Trainer Lionel Scaloni kamen derweil die Tränen, als ihn sein Superstar nach dem Einzug ins WM-Endspiel umarmte. „Gracias“ – mehr brachte der 44-Jährige nicht hervor. Scaloni hatte Tränen in den Augen. Auch als er in der Pressekonferenz erschien und Auskunft geben sollte über die Bedeutung des Finaleinzugs. „Es ist schwer, das in Worte zu fassen. Davon habe ich als Argentinier immer geträumt.“

Das Land steht Kopf

Am Sonntag könnten die Südamerikaner – nach 1978 im eigenen Land und 1986 in Mexiko – zum dritten Mal Weltmeister werden. Das fußballverrückte Land steht jetzt schon kopf. Millionen feierten den Sieg gegen Kroatien auf den Straßen. „Wir fühlen die Unterstützung unserer Landsleute, sie stehen hinter uns. Das ist etwas Unvergessliches“, sagte der Coach und meinte damit sicherlich auch den lautstarken Support der rund 30 000 Anhänger, die im Lusail-Iconic-Stadion ordentlich Rabatz gemacht und sich gefeiert hatten.

Tausende Fans tanzten und sangen auf den Rängen auch noch eine halbe Stunde nach dem Abpfiff, die Mannschaft war längst in der Kabine verschwunden. Immer wieder ließen sie Lionel Messi hochleben. Zwei große Banner mit dem Konterfei Diego Maradonas flatterten dabei im Wind. Es war, als würde der Champion von 1986 mitfeiern.

Ein Privileg, ihn zu trainieren

Auf Maradona ging Scaloni nicht ein. Er hatte ja Messi gesehen und kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus, war ganz „verliebt“ in seinen Schützling. „Es ist wirklich ein Privileg, ihn trainieren zu dürfen“, sagte er. Auf die in der Nacht nach dem Spiel allgegenwärtige Frage, ob Messi der Beste aller Zeiten sei, sagte Scaloni: „Ja.“ Und er betonte: „Das sage ich nicht nur, weil ich Argentinier bin: Ihn spielen zu sehen ist jedes Mal ein Genuss, etwas ganz Besonderes. Nicht nur für mich, sondern für alle Menschen in Argentinien.“

Der Gepriesene spielt womöglich so gut wie nie zuvor im Nationaltrikot. „Ich fühle mich sehr gut, ich fühle mich stark genug, um jedes Spiel anzugehen“, sagte der 35-Jährige. Und kündigte erneut an, dass dies seine letzte Weltmeisterschaft ist. Das Finale am Sonntag in Lusail dürfte also auch der finale WM-Auftritt eines außergewöhnlichen Fußballers werden. Die Herzen der Fans werden dem Supertechniker ganz sicher wieder zufliegen. Die Fans sind verschossen in Messi. Sie wissen: Einen wie ihn wird es so schnell nicht wieder geben.