So sollen die zwölf Bezirke aussehen: Böblingen und Calw werden auseinandergerissen und neu zugeteilt, die bläulichen Felder zeigen die künftige Landesliga Foto: WFV

Der Württembergische Fußballverband hat bei seiner Sitzung am Freitag die Strukturreform beschlossen. In Zukunft soll es nur noch zwölf Bezirksligen – und Bezirke – geben

Kreis Böblingen - In seiner Sitzung am vergangenen Freitag hat der Beirat des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) nicht nur den Abbruch der aktuellen Saison beschlossen, sondern auch die Weichen für die Zukunft gestellt: Das Gremium, bestehend aus Präsidium, Vorstand und den 16 Bezirksvorsitzenden, hat sich mit einer sehr deutlichen Mehrheit zur Reform sowohl des Spielsystems der Herren als auch der Verbandsstruktur bekannt. Endgültig beschlossen werden müssen die Reformen durch den WFV-Verbandstag.

Entscheidung fällt erst 2022

In Anbetracht der Bedeutung der auf den Weg gebrachten Veränderungen hält es der Beirat für zwingend erforderlich, dass die Beratungen dazu in Präsenz stattfinden. „Es ist uns wichtig, dass über dieses Thema in Präsenz entschieden wird, und dies auch erst dann, wenn alle Argumente ausgetauscht und alle Rahmenbedingungen bekannt sind“, sagt WFV-Präsident Matthias Schöck (Hildrizhausen). Voraussichtlich können die anstehenden Bezirkstage und auch die Delegiertenbesprechungen im Vorfeld des Verbandstages, der am 24. Juli stattfinden soll, nur virtuell stattfinden. Deshalb wurde beschlossen, die Entscheidung über die Spielreform und der Verbandsstruktur auf einen außerordentlichen Verbandstag im ersten Halbjahr 2022 zu vertagen. „Wir wollen warten, bis ein direkter und persönlicher Austausch wieder möglich ist, das sollte im nächsten Jahr hoffentlich der Fall sein“, sagt Schöck weiter. Dies eröffnet zudem die Möglichkeit, bei der Entscheidung die weiteren Entwicklungen der Corona-Pandemie auf die Mitglieder- und Mannschaftszahlen zu berücksichtigen. Der für Ende Juli geplante ordentliche Verbandstag soll mit Blick auf das nicht absehbare Infektionsgeschehen virtuell durchgeführt werden, ohne Diskussion und Abstimmung über die Verbandsstruktur.

Variante 1-4-12 überzeugt

Kerninhalt der Reformen ist ein Spielsystem mit einer Verbandsliga, vier Landesligen und künftig nur noch zwölf statt bisher 16 Bezirksligen, das sogenannte Modell 1-4-12. An dieses neue Spielsystem soll auch die Verbandsstruktur angepasst werden und sich künftig nur noch in zwölf Bezirke gliedern. Für den Bezirk Böblingen/Calw heißt das konkret, dass dieser entlang der Bezirksgrenzen auseinandergebrochen werden soll. Die Böblinger Vereine müssen sich künftig in Richtung Bezirk Stuttgart orientiere, die Calwer in Richtung Nördlicher Schwarzwald. Auch die Landesligen werden dann anhand der zwölf Bezirke neu eingeteilt. Die Gegner für die Vereine aus Böblingen kommen zukünftig aus Stuttgart, Neckar/Fils und Ostwürttemberg.

Präsidium und Verbandsvorstand folgten bereits im September und Oktober 2020 jeweils einstimmig dieser Mehrheitsmeinung für das Spielsystem „1-4-12“ und der Anpassung der Bezirksstrukturen. Die Spielbetriebsexperten des WFV legten dem Beirat am Freitag einen ersten Fahrplan zur Umsetzung vor. Vorgesehen ist eine Übergangszeit bis 2024, um die teils tief greifenden Einschnitte über mehrere Jahre zu strecken. Die finale Umstellung auf zwölf Bezirke soll zur Saison 2024/25 erfolgen. Auch wenn die Entscheidung nun erst 2022 getroffen werden soll, kann an diesem Zeitplan festgehalten werden. In der kommenden Spielzeit 2021/22 sollen zunächst die Staffeln, die coronabedingt aufgebläht wurden, reduziert werden.

Reform ist unumgänglich

Die Ursache für die Strukturveränderung sind die aktuellen Probleme, die sich in Zukunft noch stärker abzeichnen werden. In der Organisation des Spielbetriebs sind Mannschaftszahlen, gerade bei den A- und B-Junioren und insbesondere im ländlichen Raum, stark rückläufig. „Das bestehende Spielsystem hält den Anforderungen eines fairen, leistungsorientierten Wettbewerbs nicht länger stand“, sagt Matthias Schöck, der weiß, dass eine solche Veränderung auch immer Härtefälle mit sich bringt. „Das ist aber unumgänglich. Wir müssen jetzt handeln, um ein starkes, faires und nachhaltiges Fußballangebot in Württemberg sicherzustellen.“

In den kommenden Monaten soll die notwendige Überzeugungsarbeit bei den Vereinen fortgesetzt werden. Dabei sollen die Stärken und Schwächen sowie Konsequenzen der vorgeschlagenen Reformen transparent dargelegt werden.