Mit dem rechtsextremen „Wolfsgruß“ hat Merih Demiral für Entsetzen gesorgt. Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Der türkische Nationalspieler Merih Demiral hat beim EM-Spiel gegen Österreich den Gruß der rechtsextremen Gruppierung „Graue Wölfe“. Die Empörung im Netz ist groß.

Er war der große Held des Spiels. Mit zwei Toren hatte der türkische Innenverteidiger Merih Demiral seine Mannschaft gegen Österreich quasi im Alleingang ins Viertelfinale der EM 2024 gebracht. Doch bereits kurz nach dem Spiel war davon kaum mehr die Rede. Denn beim Torjubel zeigte Demiral den sogenannten „Wolfsgruß“, das Erkennungszeichen der rechtsnationalistischen türkischen Gruppierung „Graue Wölfe“. Die Aufregung im Netz ist groß.

Vor allem, weil Demiral ein Foto von sich beim Torjubel auch noch auf seinem eigenen Profil postete. Dazu schrieb er einen Satz auf türkisch, der übersetzt „Glücklich derjenige, der sich Türke nennt“ heißt. Es ist ein Leitsatz Atatürks, der sich offiziell nur auf die Staatsbürgerschaft bezieht, in der staatlichen Praxis wurde damit allerdings häufig auch die Existenz ethnischer Minderheiten geleugnet.

Schon kurz nach Abpfiff bezeichnete der Autor Burak Yilmaz den Gruß als „Schande“. Er wies außerdem daraufhin, dass das Spiel am Gedenktag des Brandanschlags auf das Madimak-Hotel in der türkischen Stadt Sivas stattfand, bei dem am 2. Juli 1993 35 Menschen ums Leben kamen, die meisten davon alevitischen Glaubens. Yilmaz warf Demiral in diesem Zusammenhang auch eine „widerliche Verhöhnung der Opfer“ des Anschlags vor.

Auch andere X-User zeigten sich schockiert von dem Gruß. „Man stelle sich umgekehrt den Aufschrei vor, ein deutscher Nationalspieler würde nach einem Sieg den Hitlergruß zeigen“, schrieb ein Nutzer in Anlehnung an die rechtsextremistische Gesinnung der Grauen Wölfe.

Auch zwei Gründungsmitglieder der Alhambra Gesellschaft, eines Zusammenschlusses europäischer Muslime, meldeten sich zu Wort. „Dieser Chauvinismus kotzt mich an“, schrieb Murat Kayman...

...und Eren Güvercin forderte von der UEFA eine Sperre für Demiral.

Konsequenzen von der UEFA forderten andere User ebenfalls, vor allem, weil der Verband ja großflächig Kampagnen gegen Rassismus und für Respekt fahre.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland verurteilte den Gruß auf X ebenfalls, er habe die Freude über den Achtelfinal-Sieg zerstört.

Reaktionen auf den Gruß gab es auch von politischer Seite. So äußerte sich am Mittwochmorgen Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Solche Symbole hätten in Stadien nichts zu suchen, die EM dürfe nicht als Plattform für Rassismus missbraucht werden.

Auch Cem Özdemir fordert Konsequenzen. Seine Botschaft ist rechtsextrem, steht für Terror, Faschismus“, schrieb der Grünen-Politiker auf der Plattform X mit Blick auf den Gruß. Die Europäische Fußball-Union UEFA müsse Konsequenzen ziehen.

Zur Wahrheit gehört allerdings: Auch die Fans der österreichischen Nationalmannschaft waren vor dem Spiel mit ausländerfeindlichen Parolen negativ aufgefallen.

Im Lauf der Gruppenphase war es auch bei anderen Spielen immer wieder zu rechtsextremistischen Zwischenfällen gekommen. In vielen Fällen geht es um die Fans, doch es gab auch schon eine Strafe gegen einen Spieler: Der albanische Stürmer Mirlind Daku hatte mit dem Megafon beleidigende Sprechchöre gegenüber Mazedonien angestimmt. Daku war von der UEFA für zwei Spiele gesperrt worden.

Ob Merih Deral im Viertelfinale gegen die Niederlande (Samstag, 21 Uhr) auf dem Platz stehen wird, ist noch unklar. Die UEFA-Disziplinarkammer hat inzwischen Ermittlung gegen ihn eingeleitet.