Nach einem klarem Stoß von Karim Adeyemi gegen Jesper Lindström blieb der Elfmeterpfiff aus. Foto: IMAGO/Sven Simon/IMAGO/Anke Waelischmiller/Sven Simon

Nach dem Sieg von Borussia Dortmund bei Eintracht Frankfurt entbrennt mal wieder eine hitzige Diskussion um den Videobeweis. Die Sinnhaftigkeit der Technik steht in Frage.

Mario Götze konnte sich selbst mit Sohn Rome auf dem Arm nur langsam beruhigen, der sonst so besonnene Markus Krösche verlor gar völlig die Fassung. Diese spielentscheidende Ungerechtigkeit, dieser ausgebliebene Elfmeterpfiff nach klarem Stoß von Karim Adeyemi gegen Jesper Lindström ließ den Sportvorstand von Eintracht Frankfurt endgültig mit dem Videobeweis brechen. „Stampf den Keller ein“, forderte er in einer minutenlangen Schimpftirade energisch: „Das ist ein Witz.“

Am Ende eines mitreißenden Spitzenspiels gegen Borussia Dortmund ging es mal wieder nur um den ewigen Zankapfel Video Assistant Referee (VAR). „Ich weiß nicht, was die machen. Vor allem wie sie ihn einsetzen. Mal setzen sie ihn ein, mal nicht. So können wir es nicht machen. Dann brauchen wir es nicht“, schimpfte Krösche nach dem 1:2 (1:1): „Wenn du ihn nicht nutzt, mein Gott, dann lass es sein.“

Referee Sascha Stegemann räumte nach dem Spiel seinen Fehler aus der 43. Minute ein, der fällige Hinweis seines Videoassistenten Robert Kampka aus dem Kölner Keller sei ausgeblieben. „Der Schiedsrichter wurde im Stich gelassen“, monierte SGE-Coach Oliver Glasner deshalb. Doch Manuel Gräfe sprach Stegemann nicht frei von Schuld. „Dieses katapultartige hätte auch der Schiedsrichter erkennen können/müssen“, twitterte der ehemalige Weltklasse-Referee. 

Und dann sei es neben Strafstoß eben auch Rot wegen der Verhinderung einer klaren Torchance. Er wolle das angesichts der Chancenfülle und des zwischenzeitlichen Ausgleichs von Daichi Kamada (26.) nicht als „Alibi“ für die Niederlage nutzen, betonte Krösche: „Aber das sind Sachen, die mir tierisch auf den Sack gehen.“ Es sei „kein Zeichen von Schwäche sondern von Stärke“, wenn man sich als Schiedsrichter solch strittige Situationen nochmal selbst anschaue, ergänzte Vorstandssprecher Axel Hellmann.

Auch in München und Stuttgart gab es kaum nachvollziehbare Entscheidungen

Generell sind die Fragezeichen in Sachen VAR wieder riesig, auch in München und Stuttgart gab es am Samstag kaum nachvollziehbare Entscheidungen. Es seien diese Saison „schon viel zu viele Fehlentscheidungen zustande gekommen“, sagte Eintracht-Kapitän Sebastian Rode: „Dann ist der VAR wirklich kontraproduktiv für alle Fußballbeteiligten.“ Die Schiedsrichter scheinen teilweise „völlig von der Rolle beziehungsweise orientierungslos“, urteilte Gräfe.

Ihm sei Fußball ohne Videobeweis mittlerweile wieder „lieber“, betonte Krösche: „Denn wenn der Schiedsrichter einen Fehler macht, ist das menschlich. Aber doch nicht, wenn ich einen Videoassistenten haben.“ Auch beim „Kann-Elfmeter“ (Gräfe) nach Stoß von Niklas Süle gegen den erneut starken Götze hatte der BVB das Glück des Tüchtigen, ansonsten rettete Torhüter Gregor Kobel nach den Treffern von Julian Brandt (21.) und Jude Bellingham (52.) den überaus schmeichelhaften Erfolg.

„Man muss sich nicht schämen bei Eintracht Frankfurt auswärts zu gewinnen“, sagte Trainer Edin Terzic: „Es war ein glücklicher Sieg, aber er war geil.“ Nico Schlotterbeck räumte ein, dass der BVB „massiv Glück“ hatte. Die Westfalen bleiben damit bis auf drei Punkte an den Bayern dran, das letzte Champions-League-Spiel beim FC Kopenhagen am Mittwoch ist ein reines Schaulaufen. 

Für die Eintracht steht dagegen einen Tag zuvor bei Sporting Lissabon ein Endspiel ums Weiterkommen an, ein Sieg reicht fürs Achtelfinale. Bis dahin gilt es, die blanke VAR-Wut in positive Energie umzuwandeln.