Funkenmariechen beim traditionellen Karnevalstanz: Der Karneval wird weltweit sehr unterschiedlich begangen – Umzüge, Musik, Masken und das Verkleiden spielen aber immer eine zentrale Rolle. Foto: dpa//ens Büttner

Der Karneval geht los. Dieses Mal an einem Freitag und ohne Corona-Einschränkungen. In Köln, Düsseldorf, Mainz und den anderen Karnevalshochburgen wappnet man sich für den Ansturm der Jecken. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zur Fünften Jahreszeit.

Alaaf! Helau! Narri-Narro! Tsche-hoi! Schandi Schando! Has Has Narro! Halli – Galli! Die Narrenschlachtrufe und Bräuche sind so verschieden wie die Regionen, in denen man sie brüllt.

Im „Grimm“, dem größten und bedeutendsten Wörterbuch zur deutschen Sprache, das 1838 von den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm begonnen und – 123 Jahre später – im Jahr 1961 vollendet wurde, steht unter „Karneval“ folgender Eintrag:

„KARNEVAL, fasching, fastnacht, carnevale, carnovale, carnaval: das närrische hüpfende Lebenskarnaval . . . Wie dann alljährlich auf die carnewal oder fasznacht nach Venedig ein haufen volks aus allen orten des reichs oder der welt von fernen ländern dahin reiset.“

Karneval ohne Kostüme?

Geht gar nicht! Ein kostümloser Karneval ist ähnlich aufregend und spaßig wie eine jungfräuliche Ehe. Der Karneval, auch bekannt als Fastnacht, Fasnacht, Fasnet, Fasching, Fastabend, Fastelovend, Fasteleer oder fünfte Jahreszeit, umfasst alle Bräuche, mit denen die Menschen die sechswöchige Fastenzeit feiern.

Beginnend mit dem Altweiberfasching dient (ursprünglich) das ausgelassene Treiben mit Umzügen, Masken, Musik, Verkleidungen, Alkohol und Liebelei Christen in Rio, Venedig und Québec, Köln, Mainz und Düsseldorf, Santa Cruz de Teneriffe, Stavelote und New Orleans, Oberschwaben, im Hegau und Schwarzwald der Vorbereitung auf Ostern.

Warum heißen Karneval und Fastnacht so?

Der Verzicht auf Fleischgenuss zur anschließenden Fastenzeit steckt hinter dem Begriff Karneval. Das Lateinische „carne vale“ ist nach volkskundlichen Überlieferungen im Sinne von „Fleisch lebe wohl“ zu verstehen.

Auch Fastnacht umschreibt ursprünglich die Nacht – heute die närrische Zeit – vor der fleischlosen Fastenperiode.

Fasching geht auf den mittelhochdeutschen Ausdruck „vast-schanc“ zurück. Gemeint ist der letzte Ausschank vor der Fastenzeit.

Was hat der Karneval mit der Fastenzeit zu tun?

Fastnacht, Fasching und Karneval – regional unterschiedlich gebraucht – bezeichnen gleichermaßen die Vorfeier der Fastenzeit. Älteste belegte Festbezeichnung für das närrische Treiben ist „vasnaht“. Die Nennung taucht in einer Handschrift des Minnesängers und Dichters Wolfram von Eschenbachs aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf.

Auch wenn es schon in der Antike bei Römern und Germanen Umzüge und Festlichkeiten mit Verkleidungen und Besäufnissen gab, liegt der Ursprung des Karnevalsbrauchtums doch im Christentum.

Der Karneval, die Fastnacht, leitete die lange Fastenzeit ein, die von Aschermittwoch bis Ostern andauerte. Deshalb fanden davor noch ausgiebige Feiern statt, die von viel Speis und Trank, Gesang und Liebestollerei begleitet wurden. Das Essen fiel entsprechend üppig und vor allem fettig aus.

Welche Bedeutung hat die Zahl 11?

Im Mittelalter stand die Zahl 11 für Jux und Narretei. Im christlichen Glauben wird 11 auch mit Sünde und Verweltlichung verbunden.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts etablierte sich der sogenannte Elfer-Rat, der bis heute die Organisationskomitees in den verschiedenen Karnevalsvereinen bildet. Zudem beginnen Sitzungen nicht zur vollen Stunde, sondern elf Minuten später.

Was verbindet den Heiligen Martin mit Karneval?

Am 11.11. um 11 Uhr 11 (11 ist eine Schnapszahl und Narrenzahl) beginnt die neue Karnevalssession. Karnevalisten sagen Session, nicht Saison.

Außerdem markierte der 11. November, der Martinstag, früher das Ende der Erntezeit, das mit Martinsgans und reichlich Alkohol feierte. Nach getaner Arbeit ließ man es sich gut gehen – zumal anschließend eine Fastenzeit bis Weihnachten begann.

Sollten Karneval und Fastnacht weltweites Unesco-Kulturerbe werden?

Gut ein Viertel der Bundesbürger (28 Prozent) beantwortet diese Frage mit Ja, wie das Meinungsforschungsinstitut Yougov aktuell ermittelt hat. Knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) sind demnach gegen eine solche Auszeichnung, 25 Prozent machten demnach keine Angabe.

Deutsche Karnevals-Funktionäre haben angekündigt, Fastnacht und Karneval auf die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit bringen zu wollen. „Es geht darum, den Brauchkomplex Fastnacht, Fasching und Karneval für unsere Nachwelt und künftige Generationen zu sichern“, sagt der Präsident des Bundes Deutscher Karneval (BDK), Klaus-Ludwig Fess. Der Antrag für die Unesco-Weltliste soll im Frühjahr 2023 eingereicht werden.

Was macht die Schwäbisch-alemannische Fastnacht so besonders?

Die Fastnacht im Südwesten ist vorwiegend traditionell geprägt. Die Narren verkörpern meist Figuren aus der Dorf- und Stadtgeschichte sowie Fabelwesen und Tiere. Zum Häs tragen sie oft kunstvoll geschnitzte Masken. An einigen Orten sind aber auch Einflüsse des rheinischen Karnevals spürbar – mit Figuren wie Prinz und Prinzessin oder Tanzgarde.

Ursprünglicher Beginn der Fastnacht ist der Dreikönigstag (6. Januar). Der Karneval hingegen beginnt seit dem 19. Jahrhundert schon am 11. November um 11.11 Uhr. An Weiberfastnacht beginnen die meisten Festivitäten und Straßenumzüge der Fünften Jahreszeit. Ende der närrischen Zeit ist der Aschermittwoch.

Was passiert am 11.11. im Rheinland?

Am 11.11. starten die Jecken in den Karnevalshochburgen in ihre neue Session. In Köln strömen schon vor dem offiziellen Beginn um 11.11 Uhr Zehntausende Kostümierte in die Altstadt und ins Studentenviertel, um nun wieder ohne Corona-Auflagen zu feiern.

In Düsseldorf beginnt der Tag mit dem traditionellen „Hoppeditz-Erwachen“. Pünktlich um 11.11 Uhr wird der Schelm vor dem Rathaus eine Spottrede halten. Auch in Mainz und vielen weiteren Regionen Deutschlands starten die Narren in die „fünfte Jahreszeit“.