Aus Claus Vogt (rechts) und Wilfried Porth (unten) werden wohl keine Freunde mehr. Foto: Baumann

Aus seiner Abneigung gegenüber VfB-Präsident Claus Vogt macht Daimler-Vorstand Wilfried Porth keinen Hehl. Im SWR-Fernsehen hat Vogt am Sonntagabend die jüngsten Äußerungen seines Aufsichtsratskollegen mit deutlichen Worten kommentiert.

Stuttgart - Oberflächlich betrachtet ist an der Spitze des VfB Stuttgart seit Ende der Datenaffäre, in dessen Verlauf ein monströser Machtkampf zwischen Vorstandschef Thomas Hitzlsperger und Präsident Claus Vogt entbrannt war und mehrere Führungskräfte zurückgetreten oder entlassen worden waren, wieder Ruhe eingekehrt. Hitzlsperger widmet sich seinen Aufgaben in der AG-Führung, in der er seit der Abberufung seiner Vorstandskollegen Stefan Heim (Finanzen) und Jochen Röttgermann (Marketing) noch größere Verantwortung trägt.

Und Vogt bereitet sich neben seiner Arbeit in den Vereinsgremien auf die Mitgliederversammlung am 18. Juli vor, bei der er sich zur Wiederwahl stellen und in Pierre-Enric Steiger (49) einen Gegenkandidaten haben wird. Bei einem gemeinsamen Auftritt haben beide zuletzt beteuert, fair miteinander umgehen zu wollen. Man führe „keinen Wahlkampf“, sagte Steiger – der Chef der Björn Steiger-Stiftung in Winnenden sprach stattdessen von „einer Wahlphase“.

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Doch ist es zuletzt Wilfried Porth (62) gewesen, der die ungewohnte Ruhe empfindlich gestört hat. In einem Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ brachte der Daimler-Vorstand und Abgesandte des Ankerinvestors im VfB-Aufsichtsrat so unverblümt wie unversöhnlich seine Abneigung gegen Claus Vogt zum Ausdruck, der als Vereinspräsident auch Chef des AG-Kontrollgremiums ist, in dem Porth sein Stellvertreter ist: „Meine kritische Haltung zu Herrn Vogt ist bekannt. Und es gibt keinen Grund, diese zu ändern.“ Bei vielen Fans, aber auch innerhalb des VfB soll Porth mit seinen Äußerungen für fassungsloses Kopfschütteln gesorgt haben.

„Ich glaube, die Mitglieder lassen sich nicht vorschreiben, wen sie wählen sollen“

„Irritierend“ fand die Kritik auch Vogt selbst, wie der Clubchef am Sonntagabend in der Fernsehsendung „Sport im Dritten“ des Südwestrundfunks (SWR) berichtete: „Wenn ich solche Aussagen höre, habe ich die Sorge, dass man auf die Wahl Einfluss nehmen möchte. Das würde ich bedauern.“ Porth vertrete den 11,25-Prozent-Anteilseigner Daimler – die anderen 88,75 Prozent gehörten den Mitgliedern. „Ich glaube, die Mitglieder lassen sich nicht vorschreiben, wen sie wählen sollen“, ergänzte Vogt: „Wir haben eine demokratische Wahl, bei der die Mitglieder bestimmen, wer sie vertreten darf.“

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Ein offenes Geheimnis ist es, dass Vogt im Falle einer Wiederwahl unbedingt verhindern will, dass Porth auch nach dessen Ausscheiden bei Daimler im April 2022 im VfB-Aufsichtsrat bleibt. Genau das aber strebt der Noch-Personalvorstand an – mit dem Autokonzern sei besprochen, dass er den Konzern auch als Ruheständler im VfB-Aufsichtsrat vertreten werde. Ob dieses Vorhaben aufgeht? „Das hängt vom Ausgang der Präsidentenwahl ab“, sagte Porth im StZ-Interview.

Mit anderen Worten: Nur im Falle einer Abwahl Vogts würde Porth im VfB-Aufsichtsrat bleiben. Ob das auch schon mit Pierre-Enric Steiger so besprochen ist? Auf seiner Kandidaten-Homepage „Wir für den VfB!“ versichert der Herausforderer: „Ich trete als unabhängiger Kandidat an. Frei von persönlichen Interessenkonflikten oder irgendwelchen Verpflichtungen.“