Auf dem Freundschaftstag zeigte der THW-Nachwuchs, was er kann Foto: THW/ Böblingen

Auf dem Freundschaftstag in Böblingen nahmen die Helfer zwei neue Fahrzeuge in Dienst. Der Platz am Standort wird immer knapper.

Am äußersten Zipfel der Böblinger Hulb versteckt sich das Technische Hilfswerk, Ortsverband Böblingen. Doch verstecken wollten die Helfer am Samstag nicht, was sie können und wer sie sind. Die Nachwuchs-THWler geleiteten die Gäste schon am Eingang der Junkersstraße zum Freundschaftstag, den das Hilfswerk zum ersten Mal seit 2019 wieder durchführte. „Wir wollen den Tag nutzen, um mit den Vertretern der anderen Hilfsorganisationen ins Gespräch zu kommen und die Freundschaft zu pflegen“, sagte der Ortsbeauftragte Thomas Weinhardt. Den Anlass nutzten er und seine Mannschaft aber auch für die Übergabe neuer Fahrzeuge, weswegen auch politische Prominenz geladen war.

Geplante Kürzungen sollen zurückgenommen werden

„Wir müssen im Hinblick der aktuellen Krisen, Anschlag auf die Bahn in NRW, möglichen Cyberangriffe und dem Krieg in der Ukraine den Zivil- und Katastrophenschutz weiter stärken und ausbauen“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz. Er wolle sich bei den Beratungen für den Bundeshaushalt 2023 dafür einsetzten, dass die geplanten Kürzungen bei der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk um rund 158 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr geringer ausfallen, sagte Biadacz. Doch am Samstag stand zunächst Erfreuliches auf der Tagesordnung.

In Dienst genommen wurden zwei sogenannte Mehrzweckgerätewagen (MZGW) der Marke MAN, so etwas wie fahrende Werkzeugkästen, wie ein Helfer sagt. Sie tragen alles mit sich, was die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei im Ernstfall gut gebrauchen können, aber selbst nicht mitführen: Abschlepphaken, Sägen und Stützbalken ebenso wie Trennschleifer, Sieben-Kilowatt-Generator und Hebevorrichtungen. „Das zweite Fahrzeug können wir modular bestücken, was deutlich praktischer ist, weil wir dann genau das mitnehmen können, was speziell gebraucht wird“, sagt Weinhardt.

Zwischen 30 und 40 mal ausgerückt sei das Böblinger Hilfswerk im vergangenen Jahr. In Böblingen sind neben der Grundausrüstung die beiden Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen sowie Notversorgung/Instandsetzung angesiedelt, außerdem ein Fachzug Logistik. Sie müssen auch ran, wenn sie außerhalb der Kreisgrenzen gebraucht werden. „Bei großen Schadensereignissen werden wir automatisch mit alarmiert, wenn viele Menschen betroffen sind“, sagt Weinhardt. Die Schadenslagen hätten sich vor allem durch mehr extreme Wetterereignisse verändert: Starkregen, Stürme oder Dürre bestimmen häufiger das Bild.

Acht Wochen im Ahrtal

„Wir waren mit unserer Ortsgruppe acht Wochen bei der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal im Einsatz“, sagt Weinhardt. Corona hat die Helfer außerdem gefordert, sie bauten das Kreisimpfzentrum in der Sindelfinger Messehalle mit auf. Über das gesamte Jahr gesehen hätten die 95 Aktiven 16 000 Helferstunden und 5000 Einsatzstunden geleistet. Immerhin: Über zu wenig Nachwuchs kann sich Thomas Weinhardt nicht beklagen. „Wir haben eine lange Warteliste“, sagt der Ortsbeauftragte. Jährlich zwei mal acht neue THWler könne der Ortsverband aufnehmen, die dann nach einer sechsmonatigen Grundausbildung ehrenamtlich Dienst tun. Weinhardt: „Die meisten Neuen sind im Alter zwischen 30 und 45, viele kommen aus einem technisch geprägten Beruf.“

Das Böblinger THW platze also aus allen Nähten, weshalb es in den Fahrzeughallen und Sozialräumen mittlerweile eng zugehe. Elf Garagen stehen dem Werk zur Verfügung – die sind mit den zwölf Fahrzeugen und acht Anhängern am Anschlag. Die Suche nach weiteren Flächen läuft. Bisher gibt es aber noch kein grünes Licht aus dem Bundesinnenministerium, in dem alle 668 THW-Ortsverbände in Deutschland angedockt sind.