Lecker oder vorgestrig? Frankreich streitet über die Grillkultur. Foto: Imago/Arnulf Hettrich

Frankreich diskutiert feurig über die Zukunft des Barbecues. Ausgelöst hat den Streit eine Grünen-Politikerin. Die Männerwelt schäumt.

Herren, es ist Zeit“, sagt die französische Ökofeministin Sandrine Rousseau in Anlehnung an Rilkes Gedicht über das Ende des Sommers. Es sei Zeit, die Barbecue-Geräte wegzuräumen, und zwar für immer. Rousseau, die bekannteste Grüne Frankreichs, brandmarkt den Gartengrill als klimafeindlichen Machobrauch. „Wir müssen die Mentalitäten ändern, damit ein Entrecôte auf dem Grill nicht länger als Symbol der Männlichkeit gilt“, sagte Rousseau bei einem Treffen ihrer Partei. Mit dem Zusatz, Grillen sei eine Gender-Frage, rief sie das Bild des Mannes hervor, wie er sich in kurzen Hosen und Rauchschwaden am Garwerden blutiger Steaks auf dem BBQ-Rost freut.

Grillende Männer sind außer sich vor Wut

Als Folge erhielt Rousseau auf Internet Hunderte von Fotos leckerer Grillpartys, begleitet von Kommentaren, der Angriff auf die Männerzunft sei „grotesk“, ja feministischer „Wahn“. Sogar ein Verbündeter der Grünen, Kommunistenchef Fabien Roussel, ärgerte sich: „Wer Fleisch isst, tut das je nach dem, was er in der Brieftasche, aber nicht nach dem, was er in der Unterhose hat.“ Sandrine Rousseau dagegen betont, dass Männer nahezu doppelt so viel rotes Fleisch essen wie Frauen. „Und das einzig wegen des symbolischen und kulturellen Begriffs von Männlichkeit“, dozierte die Grüne. Damit nicht genug: Männer produzierten mit ihrer Ernährung 41 Prozent mehr CO2 als Frauen. Das habe sogar der Weltklimarat festgehalten.

Nur vom „barbec“, wie die Franzosen das Barbecue nennen, spricht Sandrine Rousseau nicht mehr. Sie hat offensichtlich bemerkt, dass sie damit bei den männlichen Grillexperten eine überaus empfindliche Stelle getroffen hat. Ohnehin werden die Roste im Winter zugedeckt. Rousseau weiß dank Rilke: Wer jetzt kein Barbecue-Gerät hat, wird keins mehr anschaffen.