Die Erstaufnahmestelle in der Hoferstraße kam im Jahr 2015 nicht zustande. Die Stadt Ludwigsburg schnappte dem Land das Gebäude weg. Foto: Simon Granville

In der Flüchtlingswelle 2015 waren zwei Standorte im Kreis für eine Erstaufnahmestelle im Gespräch. Bei einem spielte die Stadt Ludwigsburg nicht mit. Ein Rückblick.

Das Thema Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete ist nicht neu im Kreis. In der Flüchtlingskrise 2015 gab es schon einmal Pläne, im Kreis Ludwigsburg eine solche zu eröffnen. Der Zeitplan des baden-württembergischen Integrationsministeriums sah vor, spätestens im März 2016 einen Knopf an das Vorhaben machen zu können. Zwei Standorte waren vor sieben Jahren im Gespräch: ein leer stehendes Möbelhaus in Schwieberdingen und ein ehemaliges EnBW-Gebäude an der Hoferstraße in Ludwigsburg. Doch am Ende blieb es nur beim Versuch. Die Hürden und der Widerstand waren zu groß, das Land musste die Pläne wieder in die Schublade packen.

Der Parkplatz vor dem Möbelhaus war bereits vermietet

In Schwieberdingen stellte unter anderem der Parkplatz vor dem Gebäude einen Stolperstein dar. Bei jeder Erstaufnahmeeinrichtung werden freie Flächen um das Gebäude herum benötigt. Im Fall des früheren Möbelhauses war das allerdings recht schwierig,denn der angedachte Parkplatz war vermietet und wurde vor allem an den Wochenenden von Gästen eines nahe gelegenen Festsaals genutzt. Die Behörde wollte 500 Menschen in dem Gebäude unterbringen, zwischenzeitlich war sogar von bis zu 1500 Personen die Rede.

Im Januar war dann klar: Die leer stehende Immobilie im Gewerbegebiet wird keine Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge. Das Gebäude sei nicht geeignet, um es in der gebotenen Kürze in eine Landeserstaufnahmestelle umzugestalten, verkündete das baden-württembergische Integrationsministerium.

Die Pläne seien „sozial nicht verträglich“ gewesen

In Ludwigsburg gab es auch Widerstand – und zwar gleich von zwei Seiten. Eine Bürgerinitiative gründete sich und machte mobil gegen die Pläne und auch die Stadt zeigte dem Land die rote Karte. Die Pläne des Landes, in der Hoferstraße an die 500 oder mehr Flüchtlinge unterzubringen, seien „sozial nicht verträglich“, argumentierte der damalige Bürgermeister Konrad Seigfried Anfang Februar 2016. Ludwigsburg setze auf eine dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen, weil dies die Integration erleichtere. Eine große Zahl von Asylbewerbern an einem Ort zu bündeln, laufe diesem Konzept völlig zuwider. Im April folgte dann der Paukenschlag: Das Rathaus schnappte dem Land die EnBW-Immobilie weg, um die geplante Erstaufnahmeeinrichtung zu verhindern. 2017 hat die Stadt das Gebäude an die Wohnungsbau Ludwigsburg verkauft, die es dann an Bosch weiter vermietet hat. Das Gebäude wird aktuell als Bürogebäude genutzt.

Dass das Land, so wie es aussieht, jetzt im zweiten Anlauf im Landkreis nicht nur fündig, sondern wohl auch erfolgreich sein wird, freut auch Landrat Dietmar Allgaier. Der Kreis sei in die Gespräche und Verhandlungen immer eingebunden gewesen, betont er. Und nicht nur das: Sollten die Kornwestheimer Stadträte am Donnerstag grünes Licht geben – und darauf deutet alles hin – würde am Ende der ganze Landkreis von der Erstaufnahmestelle profitieren. „Denn das wird uns auf die Quote angerechnet. Wir müssen also weniger Geflüchtete aus Drittländern aufnehmen“, betont Dietmar Allgaier.