Louis Wick produziert Filme. Foto: privat

Mehr als 2300 Filme werden beim Stuttgarter Trickfilm-Festival eingereicht – Louis Wick aus Erdmannhausen schafft es mit „The Last Bar“ zu einer Preisnominierung.

Auf dem Weg nach Hollywood? Wer weiß, wohin es den Erdmannhäuser Louis Wick noch verschlägt. Der Absolvent der Ludwigsburger Filmhochschule feiert mit seiner Diplom-Arbeit „The Last Bar“ einen Erfolg. Der 13-minütige Animationsstreifen schaffte es beim Internationalen Trickfilm-Festival in Stuttgart zur Nominierung für den Lotte-Reiniger-Preis. Damit wird der beste Animationsfilm ausgezeichnet, der als Abschlussarbeit an einer Filmhochschule entsteht. Der Film wird am Samstag, 29. April, um 11.30 Uhr beim Festival in Stuttgart gezeigt.

Herr Wick, hatten Sie damit gerechnet, dass Ihr Film nominiert wird?

Tatsächlich hat die Nominierung unser Team überrascht. Das Stuttgarter Trickfilmfestival gibt es seit 30 Jahren, und es ist eine Instanz. Wir hatten unseren Film eingereicht, damit er dort gezeigt wird. Es gibt fürs Festival insgesamt rund 2300 Einreichungen aus 77 Ländern. Im internationalen Bereich, in dem wir vertreten sind, werden 43 Filme gezeigt. Da dabeizusein und noch für den Lotte-Reiniger-Preis nominiert worden zu sein, finden wir schon cool.

Worin liegt aus Ihrer Sicht der Wert von „The Last Bar“?

Einerseits widmen wir uns dem Thema Suizid, was im Film nicht häufig geschieht. Wir haben dazu mit viele Experten gesprochen. Die Stop-Motion-Technik im Animationsfilm könnte ein Alleinstellungsmerkmal sein. Wir bauten Puppen mit Stahlskelett und bewegbaren Gliedmaßen. Das war alles sehr aufwendig. Die Puppen sprechen, und der Ton wird anhand der Lippenbewegungen synchronisiert. Stop-Motion ist deshalb selten, hat aber aktuell ein kleines Revival.

Wie schwer ist es, das Tabu Suizid im Animationsfilm zu thematisieren?

Es ist eine Gratwanderung. Wir wollten auf jeden Fall den Werther-Effekt vermeiden und nicht etwa unterschwellig ermutigen, sich das Leben zu nehmen. Dem steht der Papageno-Effekt gegenüber: Wir zeigen anhand einer letzten Bar vor einer Klippe, dass Gespräche und Therapien helfen, auch in schwierigen Situationen wieder Freude zu finden und Lebensmut zu schöpfen.

Ihr Film ist nur 13 Minuten lang. Ist das eine Chance oder ein Handicap?

Vom Aufwand her war ein längerer Film zunächst nicht möglich. Es könnte aber eine Serie entstehen. Andererseits ist der Film kurz genug, um als Einleitung für einen Gesprächsabend zu dem Thema zu dienen.

Das Werk ist eine Gemeinschaftsproduktion. Wie viele Menschen waren daran beteiligt und was war Ihr Anteil am Gesamtablauf?

Insgesamt haben mehr als 100 Personen an dem Werk gearbeitet – allein neun haben die Puppen bewegt. Die Idee war mir vor fünf Jahren gekommen. Das Projekt nahm 2020 Fahrt auf. Ich führte das Schreibteam an, kümmerte mich mit Co-Produzentin Svenja Weber um die Produktionsplanung, später um das Team, die Kontakte zu Festivals und zu Sendern und Streamingdiensten. Ich musste auch Sprachaufnahmen in der Regie steuern, die unter anderem in London und der Schweiz aufgenommen wurden.

Hat die Arbeit an dem Film Sie persönlich verändert?

Auf jeden Fall. Die Beschäftigung mit dem Thema hat mir viel gegeben. Während der Coronapandemie gab es im Team Momente, in denen wir – auch durch krankheitsbedingte Ausfälle – Konflikte lösen mussten.

Was könnten Sie gewinnen, wenn Ihr Film am Ende ganz vorne liegt?

Für den ersten Preis werden 10 000 Euro vergeben. Natürlich wäre ein Sieg gut für die Reputation. Ich würde ja gerne den Animationsfilm als Serie weiter produzieren. Es gab auch schon Gespräche mit Streamingdiensten. Dabei stellte sich heraus: Der Animationsfilm hat im Ausland eine längere Tradition als in Deutschland selbst. Dort könnte ein größeres Potenzial zum Erfolg führen.

Wer ist Louis Wick?

Werdegang
 Louis Wick wird 1996 geboren und wächst in Erdmannhausen auf. Nach dem Abitur studiert er an der Filmhochschule in Ludwigsburg und schließt das Studium im Jahr 2022 mit seinem Diplom ab. Bereits im Jahr 2014 gründet er die Firma Wickingerfilm, deren Geschäftsführer er ist. Für die Grünen ist er seit 2014 im Gemeinderat.

Projekte
 Größter Erfolg für Louis Wick war bisher der Preis für den 2018 in der Ukraine gedrehten Film „Sommerkrieg“ als bester Dokumentarfilm bei der Filmschau Baden-Württemberg, an dem er mitwirkte.