Für Bosch-Arbeitsdirektorin Filiz Albrecht beschränkt sich Diversität nicht nur auf kulturelle Vielfalt und die Förderung der Anzahl von Frauen in Führung. Foto: Bosch

Filiz Albrecht ist die erste und einzige Frau in der Bosch-Geschäftsführung. Warum für sie Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Teilhabe nicht nur Schlagworte sind.

Stuttgart - Seit Anfang 2021 ist Filiz Albrecht Arbeitsdirektorin bei Bosch und damit die erste und einzige Frau in der Geschäftsführung. Die Wirtschaftsjuristin, die weltweit Verantwortung für rund 400 000 Mitarbeiter trägt, ist damit in einer Pionierrolle – aber auch in anderer Hinsicht.

Von einer Frauenquote in Führungspositionen allein hält die Managerin nichts, weil damit erweise man den Frauen nicht immer einen Gefallen. „Uns geht es um Vielfalt im Sinne von Gleichstellung, um die Teilhabe aller Menschen in ihrer Einzigartigkeit, unabhängig von Geschlecht, Alter und Herkunft“, sagte sie in einem Interview mit unserer Zeitung. Denn das helfe auch beim Thema Frauen in Führungspositionen.

Türkische Wurzeln und geboren im Sauerland

Diversität ist der Managerin, die in Balve im Sauerland geboren ist und türkische Wurzeln hat, ein wichtiges Anliegen und für sie nicht nur auf kulturelle Vielfalt oder die Förderung der Anzahl von Frauen in Führung begrenzt. „Wir bei Bosch stehen für ein respektvolles Miteinander und setzen klare Zeichen gegen Diskriminierung und Rassismus“, betont sie. Mehr als 150 Nationalitäten arbeiten bei Bosch weltweit zusammen.

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Albrecht ist kein Bosch-Eigengewächs, sie ist erst 2017 zu dem Stuttgarter Konzern gekommen, wo sie vor dem Wechsel in die Geschäftsführung für die Leitenden Mitarbeiter, das Talentmanagement sowie die Organisationsentwicklung zuständig war. Die Managerin, die verheiratet ist und im Großraum Stuttgart wohnt, hat Wirtschaftsrecht an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen sowie Business Administration in Charlotte in North Carolina (USA) studiert und vor ihrer Bosch-Zeit unter anderem beim Autozulieferer Mann+Hummel Führungserfahrung gesammelt.

Pionierrolle auch in der Personalarbeit

Bei Bosch geht Albrecht neue Wege in der Personalarbeit, um den industriellen und digitalen Wandel zu schaffen. Neue Fähigkeiten sind gefragt, alte fallen weg. Der Technologiekonzern und weltgrößte Autozulieferer, bei dem fast 80 000 Jobs am Verbrenner hängen, will die Transformation möglichst ohne Kündigungen schaffen.

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Personalarbeit über Firmengrenzen hinaus denken – das ist für Albrecht angesichts des Veränderungsdrucks ein wichtiger Ansatz neben der Weiterqualifizierung und Bosch-internen Jobwechseln. „Eine Arbeitsmarkt-Drehscheibe – von Arbeit in Arbeit“, nennt Albrecht den firmenübergreifenden Austausch im Bündnis „Allianz der Chancen“, bei dem mehrere Unternehmen, Verbände, Gewerkschaften und die Arbeitsagenturen mit im Boot sind.

In dieser Pionierrolle kann Albrecht bereits auf erste erfolgreiche Vermittlungen von Bosch-Mitarbeitern in andere Unternehmen verweisen, weitere sollen folgen. Die Herausforderungen sind gewaltig. Die 50-jährige Bosch-Managerin, die am besten beim Joggen oder beim Yoga abschalten kann, hat sich viel vorgenommen.