Die BW-Bank hat bald deutlich mehr Selbstbedienungs- beziehungsweise Geldautomatenstandorte als Filialen in Baden-Württemberg. Foto: Lichtgut

Das Filialnetz in Baden-Württemberg schrumpft von 100 auf 59 mit Mitarbeitern besetzte Niederlassungen. So sieht die Verteilung in Stuttgart und der Region aus.

Stuttgart - Die BW-Bank plant drastische Einschnitte ins Filialnetz. In Stuttgart und Umgebung werden bis Ende nächsten Jahres 28 Zweigstellen in Selbstbedienungsfilialen umgewandelt. Weitere 13 Filialen im Rest des Landes sollen komplett geschlossen werden. Damit werden von 100 mit Mitarbeitern besetzten Zweigstellen Ende 2022 nur noch 59 übrig bleiben. Derzeit sind wegen der Coronakrise allerdings ohnehin schon 30 Filialen geschlossen oder nur nach Terminabsprache zugänglich. Die Zahl der Selbstbedienungs- beziehungsweise Geldautomaten-Standorte wird sich künftig auf rund 100 belaufen.

Lesen Sie mehr dazu: Die Kunden nicht allein lassen

Privatkundenchef Andreas Götz begründete die Schließungen mit dem Rückgang der Besucherzahlen in den Filialen. Durch die Coronakrise habe die Nutzung von Online- und Telefonbanking einen weiteren Schub bekommen. „Es hat sich gezeigt, dass sehr viele unserer Kunden auch ohne stationäre Filiale gerne und problemlos unsere Service- und Beratungsleistungen nutzen“, sagte Götz.

Telefonische und digitale Beratung soll ausgebaut werden: Statt 80 sollen hierfür künftig 150 Mitarbeiter eingesetzt werden. Das zusätzliche Personal soll aus den Filialen kommen. Gleichwohl werde mit den Filialschließungen die Zahl der Beschäftigten um rund 100 sinken, erklärte Götz in einer Online-Pressekonferenz.

Der Mutterkonzern LBBW will insgesamt 700 Stellen abbauen

Die LBBW als Mutterkonzern der BW-Bank hatte im Januar angekündigt, bis Ende 2024 insgesamt 700 Stellen abzubauen. Götz rechnet damit, dass „20 bis 25 Prozent“ davon in seinem Bereich, der Privat- und Geschäftskundensparte, wegfallen werden – außer in den Filialen später auch in den zugeordneten Zentralfunktionen.

Das durch die Filialschließungen eingesparte Geld solle in den Ausbau der Online-Beratung fließen, sagte Götz. „Unser Ziel ist es, bis Ende nächsten Jahres über 100 000 digitalaffine Kundinnen und Kunden überwiegend in der Online-Beratung zu betreuen.“ Diese steht per Telefon, Chat, E-Mail oder auch Videoschalte zur Verfügung, werktags von 8 bis 20 Uhr sowie samstags von 9 bis 14 Uhr.

Von den insgesamt gut 600 000 Privatkunden der BW-Bank haben nach Götz’ Angaben drei Viertel einen Online-Banking-Zugang. Allerdings nutze ein Teil diesen allenfalls für Kontostandsabfragen. Die „aktiven Nutzer“, die beispielsweise auch Überweisungen online ausführen, machten rund die Hälfte der Kundschaft aus.

Online-Nutzung hängt laut Umfrage vom Alter ab

Laut einer Umfrage des Bankenverbands BdB vom vergangenen Sommer erledigen 78 Prozent der Erwachsenen unter 60 alltägliche Bankgeschäfte am Computer oder via Smartphone. In der Altersgruppe ab 60 bejahten dies allerdings nur 46 Prozent. Befragt wurden rund 1400 Personen, darunter 400 Menschen ab 60.

Die Filialschließungen bei der BW-Bank folgen auf eine Ankündigung der Deutschen Bank, ein Fünftel ihrer bislang rund 500 Standorte zu schließen. Betroffen sind auch acht Filialen in Baden-Württemberg. Die Commerzbank hatte bereits im vergangenen Sommer bekannt gegeben, 14 ihrer seit Ausbruch der Coronakrise geschlossenen Filialen im Land endgültig aufzugeben.

Commerzbank ändert Konditionen fürs Gratiskonto

Überdies ändert die Commerzbank ihre Konditionen fürs Girokonto, um Kunden zur Online-Nutzung zu bewegen. Wer im zurückliegenden Jahrzehnt ein kostenloses Girokonto bei der Commerzbank abgeschlossen hat, kann dies vom Sommer an nur noch digital nutzen oder muss Gebühren akzeptieren. Das Institut bestätigte am Montag einen entsprechenden Bericht des Newsletters Finanz-szene.de.

Die Commerzbank bietet kostenlose Girokonten seit mehr als zehn Jahren an, allerdings zu wechselnden Bedingungen. Im Oktober wurde zunächst nur für Neukunden die Voraussetzung eingeführt, dass monatlich mindestens 700 Euro eingehen und das Konto ausschließlich online genutzt wird. Ab 1. Juli sollen diese Regeln auch für Altkunden gelten, die noch über ein kostenloses Konto mit umfangreicherem Leistungsangebot verfügen.

Bargeldabhebungen am Bankschalter oder beleghafte Überweisungen werden auch bei vielen anderen Banken und Sparkassen extra abgerechnet oder sind nur bei teureren Kontomodellen im Preis inbegriffen.

Diese BW-Bank-Filialen werden geschlossen zu SB-Standorten

In Stuttgart:

Seit Beginn der Coronakrise sind folgende Filialen zu und werden in SB-Standorte umgewandelt: Asemwald, Gablenberg, Klett-Passage, Milaneo, Münster, Plieningen und Stammheim. Die derzeit noch geöffnete Filiale Charlottenstraße wird dieses Jahr ebenfalls zum SB-Standort, 2022 auch der Standort Westend.
Die Filiale an der Schmidener Straße soll wieder öffnen.

Region Stuttgart:

Im Umland werden 2022 von den derzeit geöffneten Standorten vier zur SB-Filiale: Backnang, Herrenberg, Leinfelden und Ostfildern-Nellingen. Ebenfalls zu SB-Filialen werden die pandemiebedingt geschlossenen Zweigstellen in Bonlanden, Ditzingen, Weinstadt-Endersbach, Kirchheim/Teck, Kornwestheim, Marbach/Neckar, Neuhausen auf den Fildern, Plochingen, Renningen, Fellbach-Schmiden, Vaihingen/Enz, Wendlingen und Winnenden. In Ludwigsburg und Sindelfingen sind die Filialen im Breuningerland betroffen.

Land:

Bereits im März wurde die Filiale in Neckarsulm geschlossen. Die seit Ausbruch der Coronakrise brachliegenden Filialen in Crailsheim, Donaueschingen, Eberbach, Rottweil und Wertheim werden endgültig aufgegeben. Nächstes Jahr schließen zudem die Standorte in Bad Mergentheim, Calw, Friedrichshafen, Heidenheim, Öhringen, Schwäbisch Gmünd und Singen. Die Filialen in Biberach, Leutkirch und Tuttlingen werden in Beratungscenter umgewandelt.