Marika Grüger hilft als Ehrenamtliche im Echterdinger Tafelladen. Foto: Philipp Braitinge

Eigentlich müsste die Schlange vor der Fildertafel in Echterdingen gerade jetzt wegen der gestiegenen Preise lang sein. In dem Laden in Echterdingen ist die Nachfrage aber eingebrochen. Am Bedarf liegt das nicht.

Der Standort ist in der ersten Reihe. Die Fildertafel ist im November 2021 von der Tübinger Straße an die Hauptstraße im Ortskern von Echterdingen umgezogen. Im Herzen des Ortes, entlang der Echterdinger Shopping- und Flaniermeile, pulsiert das Leben. Der Verkehr vor dem Geschäft ist immens. Für viele Kunden der Tafel ist das offenbar ein Problem.

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„Der Laden wird nicht gut angenommen“, berichtet die Leiterin Elisabeth Ganssloser vom Kreisdiakonieverband. Viele Menschen hätten Hemmungen, das Geschäft zu betreten. Sie wollen offenbar nicht von Freunden oder Nachbarn dabei gesehen werden, wie sie im Tafelladen einkaufen. Es kämen durchschnittlich vielleicht 30 bis 40 Menschen pro Schicht, so Ganssloser. Früher seien es doppelt so viele gewesen.

Zum Kundenkreis zählten Familien, Geflüchtete und Kurzarbeiter

Am Bedarf kann es kaum liegen. Zum Kundenkreis zählten Familien, die Transferleistungen bezögen, Geflüchtete, und Menschen, die im Niedriglohnsektor beschäftigt seien oder während Corona in Kurzarbeit gehen mussten. Ein wachsender Kundenkreis seien außerdem Senioren, denen die Rente kaum noch reiche. „Wir haben Jahr für Jahr mehr Rentner“, so Ganssloser.

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Das Angebot an Produkten ist klein. Die Tafel diene lediglich einer ergänzenden Versorgung mit günstigen Lebensmitteln, erklärt die Leiterin. Es gibt einen Kühlschrank mit Milchprodukten, einige Brotlaibe, Haferflocken sowie frisches Obst und Gemüse. Die Artikel kosten noch etwa ein Drittel dessen, was sie im regulären Handel kosten. Oft bewegen sich die Preise im zweistelligen Centbereich. Die Lebensmittel werden gespendet. Wer bei der Tafel einkaufen möchte, muss zuvor seine Bedürftigkeit nachweisen. Die Verkaufsschlager seien Mehl, Öl und Zucker, berichtet die Ehrenamtliche Marika Grüger, die sich bereits seit einigen Jahren im Tafelladen engagiert. Eingekauft werden darf immer nur der Tagesbedarf.

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Bereits vor Ladenöffnung versammeln sich die ersten Kunden an diesem Tag vor dem Geschäft. Wer später kommt, könnte bei der Auswahl das Nachsehen haben. Wegen Corona werden Zettel mit Nummern verteilt, die Kunden nur nach und nach in den Laden gelassen. Vorne im Geschäft wird Kleidung angeboten. Eine Hose für 2,50 Euro, ein Hemd kostet drei Euro, ein Paar Schuhe ebenso. Die großen Schaufenster wurden abgeklebt, sodass sich niemand beim Einkaufen im Kreisdiakonieladen beobachtet fühlen muss.

Auf der Suche nach einem neuen Standort

Für die Tafel geht die Standortsuche in Leinfelden-Echterdingen weiter. Für das laufende Jahr kann der Betrieb an der Hauptstraße erst einmal weitergehen. Doch was dann? Gesucht werden rund 200 Quadratmeter Fläche, die einerseits zentral gelegen und dadurch gut erreichbar sein sollen, aber dennoch ein wenig versteckt. Darüber hinaus muss die Miete für den Kreisdiakonieverband bezahlbar sein. Die marktüblichen Geschäftsmieten übersteigen das Budget. „Ich habe langsam Zweifel. Wir suchen schon so lange und finden nichts“, sagt die Ladenleiterin Ganssloser.

Ferner sollte das Geschäft über eine Anliefermöglichkeit für Spender sowie eine Lagerfläche verfügen. Daran mangelt es derzeit. Wegen der nicht vorhandenen Anliefer- und Lagermöglichkeit können in Echterdingen stets nur kleine Spenden angenommen werden. Momentan müssen die Produkte regelmäßig zum Verkauf von Bernhausen nach Echterdingen gefahren werden.