STB Bigband-Leader und Alt-Saxofonist Magnus Mehl (rechts) mit seinem „Hammond Kitchen“-Trio: Bruder Ferenc (Schlagzeug) und dem Hammond-Organisten Thomas Bauser. Foto: Epple

Für das Format „STB Bigband trifft … “ hat das Bigband-Aushängeschild der Stadt Sindelfingen ihren eigenen Chef zum Essen gebeten. Nach der Pause durfte dann auch die STB Bigband ran.

Eigentlich war es am Freitagabend ja eine Veranstaltung der IG Kultur, deren Domizil das Pavillon in der Calwer Straße ist. Um die Nachbarn des Pavillons nicht in ihrem Ruhebedürfnis zu stören, haben die Veranstalter beschlossen, „lautere Konzerte“ ins Odeon, oder wie bei Big Balls (AC/DC Cover) auch ins Jugendhaus Süd zu verlagern. Sozusagen eine „Rücksichtsmaßnahme“, wie Hilmar Kalweit, vom Vorstand der IG Kultur erklärt. 14 Bläser und eine dreiköpfige Rhythmusgruppe fallen natürlich unter diese Rubrik.

Erste Sahne vor wenig Publikum

Zu Beginn des Konzertes, zu dem sich rund 80 Besucher einfanden, ging es allerdings noch relativ ruhig zu, denn der STB Bigband-Leader und Alt-Saxofonist Magnus Mehl betrat zunächst lediglich mit seinem „Hammond Kitchen“-Trio die Bühne. Was er mit seinem Bruder Ferenc (Schlagzeug) und dem Hammond-Organisten Thomas Bauser an Klanggenüssen zu bieten hatte, war dann allerdings erste Sahne! „Unplugged“ gingen die Brüder zu Werke und erzeugten mit Tastenmann Bauser einen kraftvollen Swing, der das Publikum unmittelbar umgarnte. Wippende Füße und sich zulächelnde Musiker brachten Clubatmosphäre ins Odeon. „Das ist ja quasi unser Wohnzimmer hier. Ich kenne keine Bigband, die so luxuriös probt“, sagt der STB Bigband Chef bei der Begrüßung schmunzelnd und wies darauf hin, dass die wöchentlichen Musikproben eben hier in der Musikschule stattfänden.

Nach „This Could Happen to You“, einem Jazz-Standard aus den 40er-Jahren, klärte Bauser über die Eigenheiten seiner analogen Hammond B3 auf und wies humorvoll darauf hin dass es sich bei seinem Leslie-Verstärker mit rotierenden Lautsprechern nicht um einen Ventilator handeln würde, wenngleich er auch über diese Funktion verfüge. Warum aber spielt man heute noch ein analoges Instrument, das zudem, je nach Ausführung 100 bis 200 Kilogramm wiegt? Bausers Antwort ist kurz aber einleuchtend: „Die Dynamik einer Hammond ist einfach nicht zu kopieren. Das ist, als würde man einen Konzertflügel mit einem digitalen Stage-Piano vergleichen“. Dazu kommt, dass den Fußpedalen der Hammond die gesamte Bass-Arbeit übergeben wird, womit in einem Hammond-Trio getrost auf den Bassisten verzichtet werden kann.

Beste Bedingungen

Bauser, auch Dozent für Jazzklavier an der Musikhochschule Freiburg, langte dann auch, den unendlich klanglichen Möglichkeiten seiner B3 entsprechend, so in die Tasten und Pedale, dass seine beiden Mitmusiker beste Bedingungen für filigrane solistische Ausflüge vorfanden. Besonders Magnus Mehl sorgte für staunende Gesichter, kannten ihn einige doch ausschließlich als Frontmann der STB Bigband. Er jagte „spielend“ durch die Skalen, produzierte explosionsartige Highnotes, Grawlings und Licks, die das Herz des Saxofon-Fans höherschlagen lassen.

Nach der Pause durfte dann auch die STB Bigband ran, die mit ihrem „Hay Burner“-Intro unmittelbar darauf hinwies, mit welcher Handschrift Mehl diese Formation seit einem Jahr führt. Scharfe Riffs und Bläsersätze sorgten für einen unglaublichen Drive. Zu Beginn saß auch noch Bruder Ferenc hinterm Schlagzeug, das bei „Sing, Sing, Sing“ mitten im Stück „spielerisch“ von STB-Drummer Ralph Püpcke übernommen wurde. Der lieferte an diesem Abend dann ebenfalls eine überragende Trommel-Figur ab. Bauser durfte an den Tasten bleiben, da STB-Pianist Gunter Maag kurzfristig geschäftlich in Asien zu tun hatte. Das war natürlich ein brillanter „Ersatz“, kam neben der B3 auch der Bösendorfer-Flügel der Musikschule zum Einsatz. Auch Mehl griff bei einem Stück ein weiteres Mal zum Altsaxofon und rockte das Odeon. In der Mehl-Ära scheinen sich die Solisten stetig weiter zu entwickeln. Sven Fisch (Trompete), Oliver Guhl (Tenorsaxofon) und Klaus Regelmann (Gitarre) sind diesbezüglich hervorzuheben. Wie guter Wein haben sich die Musikerperlen der STB Bigband im Laufe der vergangenen 30 Jahre wunderbar entfaltet. Ein Konzertbesuch lohnt sich hier immer!