Lichtshow statt Raketen: Fellbach schwört nach mehr als 15 Jahren dem Feuerwerk auf dem Fellbacher Herbst ab. Foto: dpa/Tobias Kleinschmidt

Der Fellbacher Herbst findet dieses Jahr ohne Feuerwerk statt. Reine Symbolpolitik oder gute Entscheidung? In unserer Redaktion gibt es sehr unterschiedliche Meinungen dazu.

Seit 15 Jahren gehörte es zum Fellbacher Herbst dazu: Das Feuerwerk vom Dach der Schwabenlandhalle. Nun hat die Stadt Fellbach bekannt gegeben, in diesem Jahr darauf verzichten zu wollen. Als Gründe nennt sie durch Feuerwerke entstehenden Feinstaub, Müll, Lärm sowie Stress bei Wild- und Haustieren. Statt dessen gibt es um 21 Uhr eine Lichtinszenierung zu sehen. Ist der Schritt, das Feuerwerk abzusagen, richtig oder nicht? Die Meinungen darüber fallen in unserer Redaktion unterschiedlich aus.

Ein konsequenter Entschluss, meint Annette Clauß:

Chapeau, liebe Fellbacher Stadtverwaltung, die Abschaffung des Feuerwerks beim Fellbacher Herbst ist eine gute und mutige Entscheidung. Sie wird sicher bei etlichen Menschen Unmut auslösen – und bei mindestens genauso vielen Beifall finden. Man kann es eben nie allen recht machen. Das sollte aber kein Grund dafür sein, dass immer alles so weitergeht wie bisher. Ohnehin ist das bei solchen Anlässen gerne ins Feld geführte Argument der Tradition ein Totschlagargument, mit dem so mancher Stuss gerechtfertigt wird. Und bei einer Zeitspanne von rund 15 Jahren kann man wohl kaum von einem alten Brauch sprechen, aber durchaus davon ausgehen, dass die Festbesucher in den rund sieben Jahrzehnten vor dem ersten Feuerwerk auch ohne Knallerei ihren Spaß bei diesem Heimatfest hatten.

Entstanden ist dieses ursprünglich als ein Erntedankfest für die Weinernte. Mit Raketen und Böllern hat das eigentlich rein gar nichts zu tun. Im Gegenteil: Die Dankbarkeit für die Gaben der Natur, die uns Nahrung und Entspannung beschert, sollte sich ja wohl in anderen Ritualen äußern als darin, dass man die ohnehin schwer gebeutelte Umwelt noch weiter schädigt – durch das Verballern von Raketen, die Feinstaub erzeugen, giftige Schwermetalle enthalten und jede Menge Müll hinterlassen. Die moderne Technik ermöglicht heute mit Lichtinszenierungen wie den gigantischen Dundu-Puppen Effekte, die früher schlicht unmöglich waren und ein umweltfreundlicher und zeitgemäßer Kompromiss sind. Gut möglich, dass die Lichtgestalten bald genauso zum Fellbacher Herbst gehören wie einst das Feuerwerk, das dann keiner mehr vermisst.

Uns allen täte ein bisschen Augenweide gut, meint Phillip Weingand:

Ist ein Feuerwerk verschwenderisch? Wohl schon. Sind Böller laut? Definitiv. Wird man von Feuerfontänen satt? Sicher nicht. Und trotzdem ist ein gut gemachtes Feuerwerk mehr als Schall und Rauch. Schon zum Ende des ersten Jahrtausends nach Christus gab es in China das „Bahzou“, mit dem man damals böse Geister vertrieb. Klar, ganz so lange reicht die Tradition des Feuerwerks beim Fellbacher Herbst nicht. Aber nach über 15 Jahren kann man schon sagen: Es gehörte dazu. Nun wurde es abgesagt, oder sagen wir treffender: gecancelt.

In den vergangenen zwei Jahren haben die Menschen auf so vieles verzichten müssen – manches davon machte Sinn, anderes war gut gemeint, aber schlecht umgesetzt, anderes war reine Symbolpolitik. Die Entscheidung, den Fellbacher Herbst ohne Feuerwerk stattfinden zu lassen, dürfte in die letztere Kategorie fallen. Sie geschieht wohl aus Furcht, irgendwer könne auf Twitter und anderswo „Kritik üben“. Aber wer alles abschafft und verbietet, was nicht nutzenoptimiert ist, kann beim Feuerwerk anfangen – und bei anderen Dingen weitermachen. Bunte Kleidung? Firlefanz. Und wozu Zucchini essen, wenn es Steckrüben tun?

Das Feuerwerk in Fellbach wäre ja auch kein stumpfes Geböllere wie am Silvesternachmittag gewesen. Der Verantwortliche wäre in Sachen Sicherheit mit Umsicht vorgegangen und hätte das Feuerwerk passend zur Musik mit künstlerischem und handwerklichem Anspruch gestaltet. Das Spektakel hätte gerade einmal zwölf Minuten gedauert – ein paar Mal weniger den Nachwuchs mit dem SUV in den Kindergarten gebracht und die dadurch entstandene Umweltbelastung wäre schon ausgeglichen.