Über den freien Pfingstmontag freuen sich viele – welche Bedeutung das Fest für die Kirche hat, verschwindet derweil aus dem Gedächtnis.
Am anstehenden Wochenende feiern alle Christen einen Geburtstag: Pfingsten, das Jahr für Jahr genau 49 Tage nach Ostern gefeiert wird, bildet den 50. Tag der Osterzeit und gilt als Geburtstag der christlichen Kirche. Es ist der Tag, an dem der Heilige Geist die Jünger Jesu, ausgestattet mit der nötigen Kraft, mit der frohen Botschaft von der Wiederauferstehung Jesu und dem ewigen Leben in die Welt schickte – die Geburtsstunde der Kirche.
„Pfingsten ist eines der Hauptfeste der christlichen Kirche, wie Weihnachten und Ostern“, sagt die Leonberger evangelische Dekanin Gabriele Waldbaur. Es markiere zum einen die Ausschüttung des Heiligen Geistes und zum anderen den Beginn der Ur-Kirche, die ihren Anfang mit dem Pfingstwunder genommen habe, das den Aposteln widerfahren ist. „Es ist der Heilige Geist, aus dem unser Handeln entsteht und aus dem die Kirche lebt“, sagt die Dekanin. In der Apostelgeschichte in der Bibel, Kapitel 2, geht die Geschichte so: Nachdem Jesus gestorben und wieder auferstanden war, waren seine Jünger ziemlich ratlos, wie es weitergehen soll. Versammelt in Jerusalem hörten sie plötzlich ein starkes Rauschen, wie ein heftiger Sturm, und sahen Feuerzungen, die sich auf ihnen niederließen. Sie wurden vom Heiligen Geist erfüllt. Von diesem Moment an besaßen sie die Fähigkeit, in allen Sprachen der Welt zu sprechen.
Die Menschen wunderten sich
Draußen auf der Straße waren Leute von dem lauten Rauschen angelockt worden. Die Jünger traten aus dem Haus heraus und begannen zu sprechen. Und die Menschen wunderten sich: Denn plötzlich konnte jeder, egal welche Sprache er oder sie sprach, die Jünger in der eigenen Sprache sprechen hören.
Diese erklärten, dass das durch den Heiligen Geist möglich sei, und dass Gott seinen Geist allen Menschen senden werde. Die Menschen waren davon so beeindruckt, dass viele sich taufen ließen. Die Jünger begannen dann, die christliche Botschaft in der ganzen Welt zu verkünden.
Taube – Symbol des Heiligen Geistes
Als Symbol für den Heiligen Geist und somit für Pfingsten steht die Taube. Schon im Alten Testament spielt sie eine Rolle: Noah soll nach der Sintflut drei Tauben aus der Arche freigelassen haben, in der Hoffnung, sie könnten trockenes Land finden. Die zweite kam demnach mit einem Ölzweig zurück, als Symbol für die Versöhnung Gottes mit der Menschheit und die Möglichkeit einer neuen, friedlichen Welt.
Im Neuen Testament wird sie zum Sinnbild für den Heiligen Geist. Dazu wurde sie von den frühen Christen erkoren. Im Matthäus-Evangelium 3,16 steht: „Und als Jesus getauft war, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen.“ Auch die drei anderen Apostel Lukas, Markus und Johannes bezeugen den Vorgang. Dieses Ereignis wird als eine Offenbarung des Heiligen Geistes in Taubengestalt betrachtet. Außerdem wird die Taube oft mit Eigenschaften wie Reinheit, Frieden und Sanftmut assoziiert, die auch dem Heiligen Geist zugeschrieben werden.
Die Bedeutung geht verloren
Doch wie präsent ist Pfingsten im Bewusstsein der Menschen, oder ist es für viele nur ein willkommener freier Montag? „Leider ist vielen, selbst Christen, die Bedeutung von Pfingsten nicht geläufig“, bedauert die Dekanin. Es liege an der Thematik. „Es ist nichts Greifbares, und damit werden keine Bilder verbunden, die zugänglich sind, wie etwa bei Weihnachten oder Ostern“, sagt Gabriele Waldbaur. Es sei bedauerlich, dass viele sich nur die Rosinen rauspickten und vergessen würden, was zu den kirchlichen Festen dazugehöre.
„Unsere Ferien heißen nicht umsonst Weihnachts-, Oster- oder Pfingstferien“, gibt die Dekanin zu bedenken. Darum liege es an der Kirche, den Menschen das Wissen um das Christentum mehr ins Bewusstsein zu rücken, zumal in Deutschland die Zahl der bekennenden Christen nicht mal mehr die Hälfte der Bevölkerung ausmacht. „Mit jedem verlorenen Wissen, verlieren wir auch ein Stück Wissen um unser Herkommen.“
Geht es um Tradition oder Wirtschaftskraft?
Jüngst ist eine Debatte darüber entflammt, den freien Pfingstmontag im Sinne der deutschen Wirtschaftsleistung abzuschaffen, was in der Kirche nicht gut ankommt. „Das reiht sich auch in die Bestrebungen ein, kirchliche Festtage und auch vermehrt den Sonntag zum profanen Arbeitstag umzuwandeln“, moniert die Dekanin. „Eine Gesellschaft, die solches will, muss wissen was sie macht, aber dieses Handeln hat auch Konsequenzen, die in die Zukunft wirken“, warnt die Dekanin.