Die Guggenmusiker von Grün-Weiss Böblingen freuen sich auf den Fasnetsauftakt – der findet diesmal allerdings nicht am Brauhaus, sondern am Seegärtle statt. Foto: /Thomas Bischof

Die schwäbisch-alemannische Fasnet beginnt am Dreikönigstag mit dem traditionellen Maskenabstauben. Auch Hästräger im Landkreis Böblingen stehen in den Startlöchern für Feste ohne Beschränkungen – aber es gibt finanzielle Sorgen.

Nach Jahren pandemiebedingter Pause oder zumindest nur einer „Schmalspurfasnet“ können es viele Hästräger nicht mehr erwarten: Am 6. Januar startet – und diesmal wirklich – die schwäbisch-alemannische Fasnet mit dem traditionellen Maskenabstauben. Auch im Kreis Böblingen geht es dann los. Und überall laufen auch bereits die Vorbereitungen für die Hochsaison mit den geplanten großen Umzügen im Februar. Aber es gibt nicht nur ungetrübte Vorfreude auf die Fasnet, wie zum Beispiel die Böblinger Narren berichten.

Auftakt mit Maskenabstauben

In vielen närrischen Flecken im Kreis scharren die Hästräger schon mit den Hufen – kaum ist der Christbaum entsorgt, wird die Maske aus dem Keller hochgeholt und natürlich abgestaubt. Ob nach der Coronapause Häs samt Maske tatsächlich einer Generalüberholung bedürfen, wird sich am Freitag, 6. Januar, in zahlreichen Gemeinden zeigen. Darunter sind unter anderem die Narren in Aidlingen, die am 6. Januar von 17 Uhr an auf dem Rathausplatz ihre fünfte Jahreszeit einläuten. In Grafenau startet die Fasnet schon am 5. Januar um 18 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Döffinger Graf-Ulrich-Bau mit dem abendlichen Maskenabstauben. „Gleichzeitig ist das auch der erste offizielle Auftritt unserer neuen Gruppe, der Schloßteufel“, sagt die ehemalige Kreuzblitzhexen-Vorsitzende Patrizia Blum. Am 7. Januar gehe es dann weiter mit der „Gwidder Gaudi“ im Graf-Ulrich-Bau. Dazu komme eine Zelt-, Sekt- und Rutschbar, mit einer Rutsche, die direkt aus der Halle in die Bar führt. In der wohl närrischsten aller Hochburgen im Kreis, Weil der Stadt, legen die Narren auch los, und zwar am Samstag, 7. Januar, um 18 Uhr mit einer Fasnetsandacht in der Spitalkapelle – auf dass es nach Corona endlich wieder eine gesunde und gesegnete Fasnet werde. Weiter geht es dann um 19 Uhr in der Stadt am Brühlspielplatz und am Sailerturm mit Hexensabbat und Felletse. Und auch in Böblingen bleibt es nicht ruhig – wenn auch der Sturm samt närrischem Auftakt in diesem Jahr ins Seegärtle verlegt wurde. Das Restaurant von Narrenfreund und Chefkneipier Uwe Hutfilz wird ab 11.11 Uhr zum Fasnetsauftakt aufgesucht. Und auch in Hildrizhausen wird eifrig abgestaubt: bei den Hausemer Schnaidrebbler und Schtombaschiaßer ist am 6. Januar um 11.01 Uhr am alten Rathaus das Maskenabstauben angesagt. In Deckenpfronn lassen sich die Naren ein paar Stunden mehr Zeit, dort wird von 15 Uhr an abgestaubt und getauft.

Hochsaison mit Umzügen

Im Februar sind dann ganz bestimmt alle Narren und lustigen Landkreisbewohner warmgelaufen – dann wird es spannend, was das Wetter zu den Umzügen macht. Schnee, Hagel, Regen – darauf pfeifen die Narren, sie wollen unter der Sonne auf den Gassen Schabernack treiben und ihre prächtigen Häs zeigen. Zahlreiche Umzüge stehen an, darunter sicher der größte in Weil der Stadt am 19. Februar von 14 Uhr an durch die gesamte Stadt. In Böblingen findet der Umzug wie gewohnt am Rosenmontag statt, in diesem Jahr also am 20. Februar. Einen Tag später steht in der Kongresshalle noch Kinderfasching auf dem Programm. Umzüge-Auftakt ist aber im Landkreis bereits am Sonntag, 5. Februar, in Ehningen. „Nach der langen Dürre ist es großartig, wieder loslegen zu können“, sagt Hendrik Schill, Vorsitzender der Freien Narrenzunft Ehningen. In Aidlingen steht am 11. Februar wieder der Umzug an. „Das ist der erste nach drei Jahren, darauf freuen wir uns natürlich sehr“, sagt der Vereinsvorsitzende und Hexenmeister Dominik Mertes. Lohnen wird sich der Aufwand aber allemal, denn in diesem Jahr haben sich für den Umzug mit 83 Gruppen so viele Zünfte angemeldet wie noch nie. In Deckenpfronn steigt der Umzug am 18. Februar von 14 Uhr an. Auch in Gärtringen hätte man gern wieder einen schönen Umzug durch den Flecken geplant, aber: „Lange haben wir gewartet, ob wir noch eine Genehmigung für den Umzug der Gemeinde erhalten. Leider stehen notwendige Bauarbeiten am Feuerwehrkreisel an, was es uns unmöglich macht, einen Umzug durch unseren schönen Flecken zu planen“, so die Narren der 1. NZ Gärtringen.

Rathausstürme und Bälle

Mit den närrischen Stürmen auf diverse Rathäuser und der Befreiung der Schüler beginnt die Entmachtung der Obrigkeit und der Lehrenden. Manch ein Schultes oder Direktor erlebt das Furioso zum ersten Mal. Dann heißt es: warm anziehen und die Narren willkommen heißen. Am 16. Februar müssen sich zum Beispiel die Lehrer und die Gemeindeverwaltung in Ehningen entsprechend wappnen – da werden nämlich sowohl die Schule als auch das Rathaus gestürmt. Vorgezogen wird der Rathaussturm in der Hochburg Weil der Stadt. Bei den Narren der AHA findet die Attacke auf Christian Walters Rathaus bereits am Sonntag, 12. Februar, um 14 Uhr statt – das dürfen sich die Obernarren im Kreis Böblingen wohl erlauben. Natürlich gehört zur Fasnet auch das Tanzen auf zahlreichen Bällen, zum Beispiel können sich die Holzgerlinger den 11. und 12. Februar rot im Kalender anstreichen. Nach zwei Jahren Pause findet an diesem Wochenende wieder der Handballer-Fasching in der Stadthalle statt, der gemeinsam von der HSG Schönbuch und der SpVgg Holzgerlingen organisiert wird. Am Samstagabend ist die große Fasnetsparty geplant. Hier gibt es in diesem Jahr eine kleine Änderung: Statt dem beliebten DJ Nobbe sorgt DJ Rick nun für Stimmung in der Halle.

Die Fasnetsplanung hat gelitten

Nach der Pandemiepause steht also eine besondere Saison an, wie man meinen darf. Seitens der Narren ist die Vorfreude natürlich groß, allerdings wird die Planung der Fasnets-Events nicht einfacher, wie Grün-Weiss-Böblingen-Chef Bela Stahl wissen lässt. „Alles wird teurer, für die Toiletten zahlen wir in diesem Jahr zum Beispiel fast das Doppelte“, sagt er. Allein die Miete für die Kongresshalle kostet die Veranstalter satte 8000 Euro. Zwar wolle man den Leuten etwas bieten, allerdings bleibe am Veranstalter ein gewisses Risiko kleben. Auch die helfenden Hände seien in der Corona-bedingten Fasnetspause weniger geworden. „Wenn man zwei Jahre lang nichts macht, orientieren sich die Menschen um“, bedauert Bela Stahl. „Dabei haben wir für die Eltern und Kinder einiges zu bieten – Musik, Tanzen, bei uns ist für jeden was dabei.“ Dennoch regiert der Optimismus, wie auch in Ehningen: „Wir haben zwar während der Pandemie viel online gemacht, aber so ist es viel schöner – vor allem für die neuen Mitglieder, die noch nie bei einem Umzug dabei waren“, sagt Hendrik Schill von der Freien Narrenzunft Ehningen. Was die Planung angeht, sei man keineswegs eingerostet. „Das war in den letzten Jahren unsere einzige Konstante – geplant haben wir nämlich immer, nur stattfinden konnten die Veranstaltungen nie.“