Erstmals tagt ein Narrengericht auf einer Bühne im Rathausinnenhof. Foto: Gottfried Stoppel

Nach der Coronazwangspause ist der Ansturm der Narren auf das Fellbacher Rathaus umso heftiger. Beim ersten Narrengericht hagelt es viele Anklagepunkte – wie schlägt sich Oberbürgermeisterin Gabriele Zull?

Blauer Himmel, Plusgrade, Frühlingsstimmung – das passte zum Re-Start der Faschingskampagne, zu dieser der Sturm des Rathauses natürlich gehört. Zwei Jahre hatte das Rathaus Ruhe vor den Narren – coronabedingt gab es sozusagen eine Schonzeit für Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull und die Verwaltungsspitze.

Doch das war am Schmotzigen Donnerstag vorbei. Die große Konfettikanone stand rechtzeitig im Rathausinnenhof bereit, mit der die Verwaltungstrutzburg kräftig befeuert wurde. Da half auch nicht, dass OB Gabriele Zull darauf verwies, dass sie derzeit als Hausmeisterin schwer im Einsatz sei, um im Rathaus Energie zu sparen. „Ich habe alle Thermostate rausgeschraubt“, rief sie der Narrenschar von der Außentreppe des großen Ratssaals zu. Als Beweis hatte sie ihren roten Werkzeugkasten vor sich stehen und sich einen Blaumann inklusive blau-kariertem Hemd übergezogen.

Doch das half wenig. „Wir bringen die Energie der Fastnacht mit und heizen damit das Rathaus das ganze Jahr“, hielt die Präsidentin des Fellbacher Carneval Clubs (FCC) Sandra Fasolt dagegen. „Und wir haben uns vermehrt“, sagte sie und ließ sich nicht weiter beeindrucken. Auch die Weidawölf der 1. Narrenzunft Fellbach, die Fröbelhexen und die Stadtkapelle waren am Start.

Und die Narren legten noch eine Schippe drauf. Statt verschiedener Spiele wie in der Vergangenheit – so musste einst Ex-OB Palm mit dem Fahrrad einen Slalom fahren oder mit einer fast blickdichten Brille Verkehrszeichen raten, wurde nun zum ersten Narrengericht geladen.

Erstmals findet ein „Weingeistliches Narrengericht zu Vellbach“ statt

Auf der Bühne, auf der vor wenigen Tagen noch die Tanzdemo „One Billion Rising“ für mehr Frauenrechte stattgefunden hatte, wurde nun das „erste Weingeistliche Narrengericht zu Vellbach“ abgehalten. Der FCC- Präsidentin, im bürgerlichen Leben übrigens als Rechtsanwältin tätig, war die Aufgabe auf den Leib geschrieben. Auch wenn die Verteidigerin von Oberbürgermeisterin Gabriele Zull, Gardechefin Heike Härter-Holzwarth, sich ins Zeug legte, fiel das Urteil eindeutig aus. Und es umfasst einige Punkte: Die OB muss beim Buttenrennen des FCC am Freitag, 17. Februar, ein Team stellen. Sie muss sich beim Kinderkulturfest als Eiskönigin verkleiden und Eis spendieren, außerdem alles tun, dass es in der kommenden Saison wieder eine Eisbahn geben wird – und natürlich den Rathausschlüssel übergeben.

Als Ordnungsstrafe wird die OB zum Bonbonwerfen verdonnert

Nicht nur Letzteres nahm OB Zull doch mit einiger Gelassenheit und meinte: „Ich übergebe das mal ganz gerne, vielleicht bekommt ihr ja den Tower fertig.“ Und beim Buttenrennen Teams zu stellen, das sei kein Problem. „Wir haben zwei Teams“, meinte die OB locker. Und da sie sich immer wieder eine Ordnungsstrafe vom Narrengericht einhandelte, wurde Zull laufend dazu verdonnert, Bonbons ins Publikum zu werfen. Mittendrin und immer wieder in Aktion war das Prinzenpaar Oberbacchus Kimi die I., bürgerlich Kim Lisa Neumann, und Keltermäusle Freddi die I., bürgerlich Frederike Popp. An das Prinzenpaar und die FCC-Präsidentin überreichte dann auch Gabriele Zull den Schlüssel im großen Saal des Rathauses. Das wurde dann ausgiebig gefeiert, und auch die Tanzbeine wurden ordentlich geschwungen.

Der Machtwechsel im Fellbacher Rathaus am Schmotzigen Donnerstag ist nach der Coronapause also wieder eingeübt. Auch Ex-OB Palm war damals nicht anderes übrig geblieben, als den Schüssel fürs Rathaus abzugeben. Im Februar 2014 hatte er noch augenzwinkernd gewitzelt: „Sperrt mich doch in den Gewa-Tower.“ Als Hippie verkleidet hatte OB Palm damals den Rathaussturm locker weggesteckt.

Narrengerichte sind übrigens ein fester Bestandteil bei der schwäbisch-alemannischen Fasnet, eines der prominentesten ist das „Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stockach“. Immer am „Schmotzige Dunschtig“ knöpft sich das Narrengericht Polit-Prominenz vor, in diesem Jahr war Wolfgang Kubicki dran, Bundesvize der FDP. Die Strafe wird traditionell in Eimern Wein bemessen.

Der Fellbacher FCC ist mit dem Thema Weinbau eng verbunden

Der FCC ist in Fellbach durch die langjährige Tradition des Weinbaus geprägt. So sind die Namensgebungen mit dem Thema Weinbau verbunden – allen voran das Fellbacher Prinzenpaar, der Oberbacchus und das Keltermäusle. Die einzelnen Sparten im Verein tragen ebenfalls Namen aus dem Weinbau, die Tanzgarden wie die Träuble, die Blauburgunder Fünkchen, die Rotburgunder Funken und die Blauburgunder Funken bis zur Männergarde, den Spätburgundern. Übrigens: Jeder, der bei den Weingeistern mitmachen möchte, muss sein Häs selbst nähen. Und je nach der Größe des Weingeists besteht das aus rund 450 bis 600 Blättern.

Weitere Informationen gibt es unter: http://www.fccweb.de

Närrisches Treiben mit dem FCC

Buttenrennen
Das fünfte närrische Buttenrennen des Fellbacher Carneval Clubs (FCC) findet am Freitag 17. Februar, 18 Uhr, an der Neuen Kelter der Fellbacher Weingärtner statt. Dabei gilt es für die närrischen, kostümierten Mannschaften, „zu Fuß, sportlich und mit Bravour“ die Butten über einen Hindernisparcours zu tragen. Mit anderen Karneval-Freunden, den Fellbacher Weingärtnern und weiteren Gönnern unterstützt der FCC mit dem Buttenrennen die Aktion 6666 unserer Zeitung. Musikalische Unterstützung gibt es mit „DJ Weingeist“

Kinderfasching
Der FCC veranstaltet am Sonntag, 19. Februar, einen Kinderfasching in der Fellbacher Alten Kelter ab  15.11 Uhr. Einlass ist um 14 Uhr, der Eintritt kostet 4 Euro. Karten gibt es im i-Punkt, bei Kindermoden Schnaitmann und an der Kasse.