Porsche mit Verbrenner können fast CO2-neutral mit E-Fuels fahren. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Der Autobauer erwirbt 12,5 Prozent von einer Holding, die Anlagen für synthetische Kraftstoffe baut. Damit sichert sich das Zuffenhausener Unternehmen den Zugang zu günstigen Bedingungen.

Porsche steigt bei einer Holding ein, die an mehreren Standorten weltweit Fabriken für synthetische Kraftstoffe („E-Fuels“) bauen will. Der Sportwagenhersteller gab die Beteiligung in Höhe von knapp 70 Millionen Euro an HIF Global bekannt. Dafür erwirbt der Sportwagenhersteller 12,5 Prozent von HIF Global. Die Holding baut bereits eine Anlage zur Produktion von E-Fuels im windreichen Süden Chiles, an der Porsche mit 20 Million Euro beteiligt ist.

Deal ist noch unter Vorbehalt

Barbara Frenkel, Porsche-Vorstand für Beschaffung, sagte: „Wir sehen uns als Pioniere der nachhaltigen synthetischen Kraftstoffe. Insgesamt haben wir bereits rund 100 Million Euro in die Zukunftstechnologie investiert.“

Die Holding will weitere Fabriken für den nahezu CO2-neutralen Sprit in Australien, Chile und USA bauen. Porsches Engagement steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Kartellbehörden.

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Michael Steiner, Vorstand für Forschung bei Porsche sagt: „Es gibt einen Bedarf an E-Fuels, der weit über die Bestandsflotten von Kraftfahrzeugen hinaus geht.“ Auch Flugzeuge und Schiffe könnten mit dem Kraftstoff starten, synthetisch erzeugtes Methan könne von der chemischen Industrie als Ersatz für Rohöl genutzt werden.

In Südchile entsteht gerade die Pilotanlage „Haru Oni“ (auf Deutsch: „der Ort, wo der Wind bläst). Auch Siemens Energy ist an dem Projekt beteiligt. Dort sollen bereits in diesem Jahr mit Hilfe von grünem Wasserstoff und aus der Luft gewonnenem CO2 die ersten Liter Treibstoff für Verbrennermotoren produziert werden. Der Bau der Fabrik liegt wegen Problemen bei den Lieferketten etwas hinter dem Zeitplan. Doch Steiner rechnet damit, dass noch in diesem Jahr die ersten Zehntausend Liter dort hergestellt werden.

Hoher Energieüberschuss in Patagonien

Die hohen Mengen Energie, die für die Gewinnung des Wasserstoffes durch Elektrolyse notwendig sind, kommen vom Wind. Er bläst an dem Standort so kräftig, dass die Anlage fast das ganze Jahr unter Volllast Strom produzieren kann. Aus der Pilotanlage soll eine Fabrik werden, die 2026 rund 550 Millionen Liter E-Fuels produzieren soll. Dafür wird die Installation von 100 Windräder benötigt.

Porsche sichert sich mit der Beteiligung an der Holding den Zugang zu synthetischen Kraftstoffen zu Vorzugstarifen. Der Plan ist, die Produktionskosten des synthetischen Sprits in einem industrialisierten Produktionsprozess auf Werte von deutlich unter zwei Euro je Liter zu bringen. Der Autobauer Porsche will die E-Fuels im Motorsport, bei der Erstbetankung von Neufahrzeugen sowie für die historischen Verbrennerfahrzeuge einsetzen. Mit synthetischen Kraftstoffen, die bereits heute von allen Verbrennern gefahren werden können, lassen sich Sportwagen, die Jahrzehnte alt sind, nahezu klimaneutral bewegen.

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Porsche versteht E-Fuels nicht als Konkurrenz für die E-Mobilität. Der Hersteller wagt sich mit dem Engagement auf Neuland vor. Die Politik in Brüssel und Berlin setzt bei CO2-freien Antrieben noch voll auf die Elektromobilität. E-Fuels sollen nach ihren Plänen im Flug- und Schiffsverkehr zum Einsatz kommen. Porsche-Vorstand Steiner glaubt aber, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist: „Die Regulierung arbeitet an den Mechanismen, um die regenerierbaren Kraftstoffe in den Markt zu integrieren.“ Gefordert werden etwa Beimischungsquoten für synthetische Kraftstoffe bei konventionellem Kraftstoff.