Die Deutschen Brauer müssen auch in Zukunft ihre Flaschen nicht einschmelzen. Eine geplante EU-Verordnung sorgt bei den Unternehmen allerdings für einige Aufregung. Foto: dpa/Rainer Jensen

Die deutschen Bierbrauer befürchten, dass wegen einer geplanten EU-Verordnung ihr Pfandsystem kollabiert und Milliarden Flaschen eingeschmolzen werden müssen. Aus Brüssel aber kommt Entwarnung.

Der Deutsche Brauerbund schäumt vor Wut. Dieses Mal sehen die Bierhersteller aber nicht das in ihren Augen hochheilige deutsche Reinheitsgebot in Gefahr, das Problem ist viel profaner: es geht um die Bierflaschen. Der Feind ist in diesem Fall die geplante „Packaging and Packaging Waste Regulation“ (PPWR) der Europäischen Union. Das klingt – wie vieles, was aus Brüssel kommt - kompliziert, ist im Grunde aber ziemlich einfach. Die EU will ein europaweites, verpflichtendes Pfandsystem für Flaschen aufbauen. Ziel ist es, die Kreislaufwirtschaft zu stärken und auf diese Weise die Müllberge zu reduzieren.

Große Sorge um das eigene Pfandsystem

Das unterstützt natürlich auch der Deutsche Brauerbund, fürchtet aber gleichzeitig einen vernichtenden Angriff auf das eigene Pfandsystem. Auf seiner Homepage beschwört der Verband deshalb fast apokalyptische Szenen. Milliarden Flaschen müssten eingeschmolzen werden, weil sie extra markiert werden müssten, heißt es dort. Von einer zentralistischen Verwaltungsbürokratie ist die Rede, von fragwürdigen Vorschriften und drohenden Milliardeninvestitionen der deutschen Brauereien. Solche Sätze sind natürlich ein gefundenes Fressen für die dauererregten Social-Media-Nutzer, die ihre Häme nun kübelweise über die ihnen offensichtlich verhasste EU-Bürokratie gießen.

Die Kommission kontert mit Argumenten

In Brüssel ist man allerdings reichlich erstaunt angesichts dieses Spektakels. Nachdem sich der erste Bierschaum gelegt hat, versucht man nun, das wilde Getöse mit wohl vorgebrachten Argumenten zu kontern. So versicherte ein Vertreter der Kommission, dass die Flaschen in Deutschland natürlich nicht vernichtet werden müssten. Die bisher übliche Kennzeichnung auf den Etiketten sei auch in Zukunft „völlig ausreichend“.

Auch müssten keine Getränkekästen geschreddert werden. Allerdings räumt der EU-Beamte selbstkritisch ein, dass das in der geplanten Verordnung noch „nachgeschärft“ werden müsse. Der beanstandete Leerraumanteil bei Verpackungen bezieht sich also lediglich auf riesige Kartons mit kleinem Inhalt, wie das bisweilen im Versandhandel der Fall ist.

Wieder einmal viel Lärm um nichts

Mit einiger Verwunderung hat auch Renke Deckarm, Vertreter der EU-Kommission in Süddeutschland, die Aktion des Deutschen Brauerbundes verfolgt. „Natürlich möchten wir nicht das deutsche Pfandsystem zerstören“, betont er. „Das wäre Unsinn, denn das System funktioniert und erreicht das Ziel, Flaschen und Kästen möglichst oft wiederzuverwenden. Das deutsche Pfandsystem ist vorbildhaft für Europa.“ Und auch er versichert den Bierbrauern, dass sie ihre Flaschen nicht einschmelzen müssen und auch die Kästen weiter benutzen dürfen. Sein einziger Wunsch angesichts der wilden Spekulationen: „Hoffentlich kriegen wir diesen Gerüchte-Geist wieder in seine Pfandflasche.“ Übrig bleibt am Ende die Erkenntnis, dass wieder einmal viel Lärm um nichts gemacht wurde.