Kardinal Woelki bei einem Gedächtnisgottesdienst für die verstorbenen Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz Foto: imago//Peter Back

Die Buß- und Demutsübungen des Kardinals und seine Angebote zum Gespräch kommen spät – zu spät, meint unser Redakteur Tim Schleider.

Köln - Fünf Seiten ist der Brief lang, den Reinhard Maria Woelki als Erzbischof von Köln zu Aschermittwoch an die „Lieben Schwestern und Brüder im Glauben“ gerichtet hat. Er meldet sich nach fünf Monaten Auszeit, zeigt Zeichen der Selbstkritik, wünscht sich Austausch mit seinen Kritikern, gelobt mehr Zuhören und Emphase, wenn Missbrauchsopfer von ihren Wunden sprechen, erkennt sogar an, dass man sich über „notwendige Reformen in der Kirche“ unterhalten könne. Schließlich teilt Woelki noch mit, dem Papst einen Amtsverzicht angeboten zu haben.

Allenfalls einige „Kommunikationsprobleme“

Man liest all das Wohlformulierte – und fragt sich spontan: Wen interessiert das eigentlich noch? All das ist genau jene Mischung aus wortklingelnder Bußfertigkeit und wohlfeilen „Wir-müssen-offen-über-alles-reden“-Angeboten, mit denen die Mehrheit der katholischen Bischöfe seit nunmehr über einem Jahrzehnt jede wirklich ernsthafte und nachhaltige Konsequenz aus den Missbrauchsskandalen in der Kirche verweigert. Papst Franziskus wird auch Woelki vermutlich im Amt belassen. Er hat ja schon im September festgestellt, dass es in Köln allenfalls einige „Kommunikationsprobleme“ gebe. Und wohlformuliert ist Woelkis Brief, da wurde also sicher nachgearbeitet.

Sehr viele Katholiken, die jeden Tag ihre Gemeinden lebendig halten, ob nun in Köln oder anderswo, werden über all das nur den Kopf schütteln. Woelkis Gesprächsangebote kommen Monate, nein, Jahre zu spät.

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