Bertrandt testet auch Radarsensoren, die beim autonomen Fahren wichtig sind. Foto: Bertrandt

Der Entwicklungsdienstleister Bertrandt profitiert vom Boom der Elektromobilität. Die Autohersteller aus Ehningen, die immer mehr Stromer-Modelle auf den Markt bringen, vergeben auch große Projekte nach außen.

Steigende Entwicklungsbudgets bei den Autoherstellern sowie eine hohe Dynamik bei Elektromobilität, autonomes Fahren, Digitalisierung und Vernetzung – der Entwicklungsdienstleister Bertrandt will von all diesen Trends profitieren. Studien belegten, dass die E-Mobilität immer mehr im Massenmarkt ankomme und die Modellvielfalt zunehme, ist im Geschäftsbericht des Unternehmens aus Ehningen nachzulesen. Bis 2025 sollen demnach mehr als 500 neue E-Auto-Modelle auf den Markt kommen. Entsprechend investiere die weltweite Autoindustrie mehr in Forschung und Entwicklung – bis zum Jahr 2030 sollen demnach 215 Milliarden Euro in die Entwicklung fließen.

Ruf: Stimmung in Automobilindustrie hellt sich auf

Bertrandt-Vorstandsmitglied Markus Ruf sprach in einer Videokonferenz von einer „Aufhellung der Stimmung in der Automobilindustrie“. Sie führe zu einer vermehrten Projektvergabe an Entwicklungsdienstleister wie Bertrandt, so Ruf.

Dabei würde nicht nur die Zahl der Projekte zunehmen, auch das Volumen der einzelnen Aufträge steige. Zudem würden die Projekte internationaler. So sei Bertrandt von einem ausländischen Unternehmen beauftragt worden, ein komplettes E-Auto zu entwickeln – einschließlich dem Design. Um welchen neuen Hersteller es sich dabei handele, sagte Ruf nicht. Nur so viel: Die Abrechnung erfolge in Fremdwährung. Bertrandt gehört zu den Großen der Branche und ist mittlerweile weltweit an mehr als 50 Standorten vertreten – neben Deutschland unter anderem in Rumänien, China und den USA.

Corona führte zu Projektverschiebungen

Die Coronapandemie und in der Folge die Stornierung und Verschiebung von Kundenprojekten haben dem Unternehmen in den vergangenen Jahren zu schaffen gemacht. Obwohl die Zahlen im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder deutlich gestiegen sind, liegt der Ertrag noch unter Vorkrisenniveau. Dies habe mit der Materialknappheit und den Belastungen etwa durch steigende Energiepreise zu tun. Zudem waren Krankenstände und Ausfallzeiten 2022 höher.

Die Gesamtleistung des Unternehmens wuchs im abgelaufenen Geschäftsjahr (30. September) um knapp 19 Prozent auf gut eine Milliarde Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verdoppelte sich auf 41 Millionen Euro. Zum Vergleich: Vor Corona lag das Ebit zeitweise über 70 Millionen Euro. Weltweit beschäftigt Bertrandt mehr als 13 000 Mitarbeiter (plus 1000 Personen).

Porsche ist Ankeraktionär

Anteilseigner
 Bertrandt hat zwei Ankeraktionäre. Größter davon ist der Sportwagenbauer Porsche, der 28,97 Prozent der Anteile hält. Mit 14,9 Prozent ist der Abgasspezialist Boysen in Altensteig/Schwarzwald an dem Entwicklungsdienstleister beteiligt. In den Händen von Aufsichtsrat und Vorstand befinden sich gut vier Prozent der Aktien. Der Rest ist im Streubesitz.

Börse
Das Ehninger Unternehmen ist seit Oktober 1996 an der Börse. Für das abgelaufene Jahr wird den Anlegern eine Dividende von 0,85 (Vorjahr: 0,27) Euro pro Aktie vorgeschlagen