Harry Kane freut sich mit seinen Teamkameraden über den Sieg der Engländer im Viertelfinale der EM. Foto: AFP/ALESSANDRO GAROFALO

England’s coming home: Vor dem emotionalen Halbfinale in London gegen Außenseiter Dänemark macht vor allem Kapitän Harry Kane Hoffnung auf den ersten Titel seit 55 Jahren.

Rom - Als der große Traum von der Rückkehr nach Wembley perfekt war, marschierte Harry Kane erneut vorneweg. Der Kapitän führte seine „Halb-Götter“ nach der magischen Nacht von Rom auf der Ehrenrunde stolz an und genoss sichtlich den euphorischen Jubel sowie die lautstarken „Football’s-coming-home-Gesänge“ der Fans. Für die Engländer ist der 27-Jährige plötzlich wieder der große Hoffnungsträger auf dem Weg zum ersten Titel seit 1966.

England’s coming home - nach dem höchsten EM-Sieg mit einem Torjäger in Topform, viel Euphorie, jeder Menge Emotionen und noch mehr Selbstvertrauen. „Es wird ein unglaublicher Moment für uns als Team und als Nation. Wenn wir diese Dynamik beibehalten, schaffen wir das. Wir wollen unsere Familien, unsere Freunde und die Fans stolz machen“, sagte Doppeltorschütze Kane vor dem Halbfinale am Mittwoch (21.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) gegen Dänemark bestimmt.

„Das Beste kommt noch“

Die beeindruckende 4:0 (1:0)-Gala im EM-Viertelfinale gegen den überforderten Außenseiter Ukraine befeuert auf der Insel den Glauben an den ganz großen Wurf im Wohnzimmer Wembley. „Das Beste kommt noch. Es steht ein großes Spiel an und wir wollen dieses Mal das Halbfinale gewinnen. Unser Weg ist noch nicht zu Ende“, sagte Harry Maguire mit breiter Brust und Blick auf das Finale am kommenden Sonntag. 

Bei der WM 2018 hatten die Hochbegabten aus England den Kampf um den Einzug ins Endspiel noch gegen Kroatien verloren (1:2). Dies soll sich vor 60.000 Fans nicht wiederholen, ebenso wenig wie die bittere Heimpleite bei der EM 1996 in Wembley gegen Deutschland.

Teammanager Gareth Southgate ist nach „einem perfekten Abend für den englischen Fußball“ (Kane) zuversichtlich. „Das ist eine Herausforderung, der Druck ist groß, aber die Mannschaft wächst gerade an solchen Herausforderungen“, betonte er. Es sei „eine tolle Gelegenheit für uns, Geschichte zu schreiben“.

Im Halbfinale gegen Dänemark

Die große Frage wird trotzdem sein, ob die Three Lions, von der Sun schon als „Semi Gods“ gefeiert, der riesigen Erwartungshaltung auf der Insel standhalten. Er hoffe, sagte Kane, „dass wir die Emotionen nutzen können“, er warnte aber auch: Bis jetzt spiele England zwar „ein großes Turnier. Aber wir haben noch nichts erreicht.“ Es warte in Dänemark ein „sehr starker Gegner“, einer, der laut Southgate „auf einer Welle der Emotionen reitet“.

Doch von großen Emotionen wird gerade auch der Weltmeister von 1966 getragen. Vor allem der historische Erfolg im Achtelfinale gegen Erzrivale Deutschland (2:0) hat die Stimmung nach einer zähen Gruppenphase gedreht - und im Mittelpunkt der Lobeshymnen steht plötzlich Kapitän Kane, der in der Vorrunde noch viel Spott und Kritik ertragen musste.

Nach seinem Tor gegen das DFB-Team war der Angreifer von Tottenham Hotspur auch gegen die Ukraine mit seinen Treffern in der 4. und 50. Minute der umjubelte Held. „Kane ist Roms König“, titelte Il Messaggero. Maguire (46.) und der eingewechselte Henderson mit seinem ersten (!) Treffer im 62. Länderspiel (63.) sorgten schließlich dafür, dass die Engländer zum dritten Mal nach 1968 und eben 1996 unter den besten Vier bei einer EM-Endrunde stehen.

Respekt vor England ist groß

Für Southgate gibt es dafür eine klare Erfolgsformel - unabhängig von der großen Qualität in seinem Kader und der Tatsache, dass seine Mannschaft in nunmehr fünf EM-Spielen keinen Gegentreffer zugelassen hat. „Es gibt kaum Teams, mit so einem Spirit“, betonte er. Und „solche Fußballabende“ würden alle noch „näher zusammen bringen“.

Der Respekt vor diesen Engländern ist auf jeden Fall groß. Die Zeitung Marca aus Spanien, neben Italien einer der möglichen Finalgegner, schrieb: „Harry Kane führt den englischen Hurrikan an. England macht einem viel Angst.“ England kehre, meinte der Corriere della Sera, „als EM-Favorit nach Wembley zurück“. Angeführt von Harry Kane.