Carsten Herbert weiß, wie man Häuser energetisch nachrüsten kann. Foto: Tim Wegner

Carsten Herbert, bekannt als Energiesparkommissar, kommt an diesem Mittwoch nach Weinstadt. Herbert weiß quasi alles über Wärmepumpen und gibt sein Wissen auf witzige Weise weiter.

Viele Menschen haben Vorbehalte gegen Wärmepumpen und bevorzugen immer noch fossile Heizsysteme. Doch der Experte Carsten Herbert kennt die Vorzüge des klimafreundlichen Verfahrens. Am Mittwoch, 24. September, 19 Uhr, ist er auf Einladung der Stadt Weinstadt im Stiftskeller Beutelsbach zu Gast. Wir haben im Vorfeld mit ihm gesprochen.

Herr Herbert, man nennt sie den Energiesparkommissar. Wie kam es zu der Bezeichnung?

Schon ein paar Jahre bevor ich das Konzept für meinen Youtube-Kanal geschrieben habe, hatte ich den Domain-Namen Energiesparkommissar gebunkert. Und dann dachte ich mir, dass passt ganz gut dazu. Den Begriff gibt es nirgends sonst. Er ist ein Alleinstellungsmerkmal und griffig. Außerdem passt er ganz gut, weil ich immer etwas genauer hingucke und versuche herauszufinden, was los ist, um Tipps zu geben. Die Idee war allerdings eigentlich nur, dass der Kanal so heißt und nicht ich. Aber bei meinem ersten Auftritt auf einer Veranstaltung war ich dann für die Leute der Energiesparkommissar.

Wie ist das Thema Energiesparen zu dem Ihren geworden?

Ich komme aus der dem Bereich der Energieberatung und bin Bauingenieur. Bereits in den 1990er Jahren habe ich das Thema Energie für mich entdeckt. Nach meinem Studium arbeitete ich zunächst als Projektingenieur am Institut Wohnen und Umwelt wissenschaftlich und in der Öffentlichkeitsarbeit, bevor ich dann 2004 ein eigenes Ingenieurbüro gründete. Ich habe also eine jahrzehntelange Expertise. 2020 während der Corona-Krise habe ich begonnen, auf Youtube dieses Wissen zu teilen und habe inzwischen 120.000 Follower – obwohl ich nicht der typische Youtuber bin, der wöchentlich für Content sorgt. Ich bringe Infos, wenn ich etwas zu erzählen habe. So kann es schon mal ein Vierteljahr bis zu einem neuen Video dauern.

Zur Wärmepumpe gibt es mehrere Videos . . .

Das war eines der ersten Themen, weil ich gemerkt habe, dass es dazu nicht viel gibt. Daher habe ich selbst eine Art Entscheidungspfad zum Thema entwickelt und veröffentlicht. Das ist auch ein zentrales Thema meiner Vortragsveranstaltungen. In den vergangenen zwei Jahre hatte ich rund 100 Veranstaltungen. Baden-Württemberg ist dabei ein Hotspot. Deutlich mehr als die Hälfte der Vorträge halte ich dort.

Können Sie das Prinzip der Wärmepumpe kurz und knapp für Laien verständlich erklären?

Eine Wärmepumpe erzeugt keine Wärme, sondern ist ein Gerät, das Wärme transportieren kann. Ähnlich einem Kühlschrank, der die Wärme aus seinem Innenraum an die Küche abgibt, kann sie Wärme aus einem Medium entnehmen und woanders hintransportieren, etwa von der Außenluft an die Innenluft im Haus. Da sind für eine Wärmepumpe auch minus fünf Grad noch kuschelig und nicht nur das, was wir als warm empfinden. So lassen sich mit einer Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Wärme transportieren, wenn es gut läuft, auch mal vier oder ganz selten auch mal fünf.

Unter welchen Voraussetzungen?

Es braucht dafür keine Best-Practice-Sanierung, wie sie in Förderprogrammen des Bundes gefordert wird. Viele Gebäude haben bereits einen Standard, der geeignet für eine Wärmepumpe wäre. Bei anderen muss man nur sehr wenig tun. Aber das ist ein Standpunkt, der sich zum Beispiel auch in den Förderprogrammen bisher nicht widerspiegelt und daher auch nicht in der Energieberatung. Um die Heizungswende hinzubekommen und die Wärmewende in die Breite zu kommunizieren, braucht es daher eine andere Herangehensweise.

Was ist denn Ihrer Meinung nach das Wichtigste beim Energiesparen?

Als allerersten Punkt sollte man all das nutzen, was schon vorhanden ist. Es gibt einige billige und Null-Euro-Maßnahmen, die effizient sind, beispielsweise die Heizungsregulierung. In den meisten Fällen ist die Temperatur höher eingestellt als sie gebraucht wird. Wer Zeit investiert, die Betriebsanleitung zu studieren und die Einstellungen reguliert, hat ein Einsparpotential von fünf bis 40 Prozent. Und wer Sparbrausen nutzt, kann nicht nur seinen Wasser-, sondern auch seinen Energieverbrauch reduzieren. So gibt es eine ganze Menge solcher Maßnahmen. Für Stiftung Warentest schreibe ich gerade an einem Buch, in dem all das mal zusammengefasst werden soll.

Wann wird es herausgegeben?

In einem Jahr soll es erscheinen.

Wenn man sich nun entschieden hat, mehr zu machen und eine Wärmepumpe einzubauen, was sind die Fallstricke?

Die Vorplanung braucht mehr Aufwand. Die Systemtemperatur beziehungsweise die Vorlauftemperatur sollte auf 55 Grad begrenzt sein. Denn die Wärmepumpe mag es ein bisschen gemütlich. Mit niedrigen Temperaturen arbeitet sie effizienter als mit hohen. Ob man das mit dem Wärmeschutzstandard seines Gebäudes hinbekommt, erfährt man aus einer so genannten Heizlastberechnung. Zudem sollte man eine Heizkörperprüfung machen, damit man weiß, ob diese mit 55 Grad Vorlauf auskommen oder nicht.

Das hört sich nach einem ziemlichen Aufwand an . . .

Man kann auch eine Klimaanlage installieren. Das funktioniert immer. Da ist die 55-Grad-Regelung quasi fest eingebaut und man kann sie auch zusätzlich zu einer Öl- oder Gasheizung nutzen. An den meisten Tagen ist die erforderliche Leistung ja nicht so hoch. Daher kann man auch mit einer kleinen Klimaanlage bereits eine Menge Öl oder Gas einsparen und dazu noch günstiger heizen.

Für wen lohnt sich eine Wärmepumpe? Die Anschaffungskosten sind ja recht hoch . . .

Das lag an der hohen Nachfrage. Diese war zeitweise höher als das, was Industrie und Handwerk leisten konnten. Jetzt kommen wir allerdings in einen Bereich rein, da sich die Kosten wieder langsam normalisieren. Dazu kommt, dass die Betriebskosten für Öl- und Gasheizungen durch die CO₂-Abgaben steigen werden. Außerdem werden zukünftig immer weniger mit Gas heizen. Für die verbliebenen Gaskunden werden die Grundkosten daher kräftig steigen. Die Hauptpreistreiber werden also die Gasnetze sein. Sich davon unabhängig zu machen, ist maximal sinnvoll.

Das Gespräch führte Luitgard Schaber.

Zur Person

Werdegang
Carsten Herbert, geboren 1968 im südhessischen Babenhausen/Sickenhofen (Landkreis Darmstadt-Dieburg), wo er auch heute noch wohnt, stammt aus einer Unternehmerfamilie. Nach dem Abitur absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Elektrogerätemechaniker und Energiegeräteelektroniker. Daneben war er in dem landwirtschaftlichen Lohnunternehmen seiner Eltern eingebunden.

Spezialisierung
Mit Mitte 20 orientierte er sich beruflich neu und begann ein Bauingenieursstudium. Nach dessen Abschluss war er zunächst als Projektingenieur im Energiebereich des Instituts Wohnen und Umwelt (Energiebereich) in Darmstadt tätig, bevor er 2004 ein eigenes Ingenieurbüro gründete. Anfang 2025 übergab er dessen Leitung an seine Mitarbeiter, um sich ganz auf den Wissenstransfer zur Energieeffizienz von Gebäuden konzentrieren zu können. Bereits davor hatte er sich dieses Themas mit dem Start seines Youtube-Kanals 2020 und mit mehreren darauffolgenden Buchveröffentlichungen angenommen. lui