Räumen aktuell den Museumsdachboden: Vereinsvorsitzender Jörg Schweickhardt und Museumsleiterin Susanne Kittelberger. Foto: S. Granville

Um Energiekosten zu sparen, bleibt das Heimatmuseum in Flacht noch bis März zu. Genug zu tun gibt es für Museumsleiterin Susanne Kittelberger aber trotzdem.

Die Gemälde der Galerie Sepp Vees sind teils abgehängt, der Raum für Wechselausstellungen nur halb gefüllt – und die Temperatur ist eisig. „Ich hoffe, Sie haben sich warm angezogen“, begrüßt Leiterin Susanne Kittelberger im Heimatmuseum Flacht. Frostige 16 Grad hat es aktuell im Haus, die Heizungen im historischen Gebäude sind heruntergedreht.

Noch bis voraussichtlich März hat das Museum geschlossen, darauf hatten sich Gemeinde, Heimatverein und Museumsleitung geeinigt. „Im Winterschlaf“ sei das Heimatmuseum, beschreibt es Kittelberger. Getroffen hatte man die Entscheidung zur Schließung besonders aus Energiespargründen. „Energetisch gesehen ist das Museumsgebäude eine Katastrophe“, weiß auch Kittelberger, die Winterpause sei auch ein „Akt der Solidarität“ gewesen. „Nach außen hin wäre es nicht darstellbar gewesen, das Haus für drei Stunden die Woche im vollen Umfang zu heizen.“

Weniger Besucher während und nach Corona

Für das Heimatmuseum geht die Schließung einher mit mehreren, teils schmerzhaften Veränderungen. Die Coronapandemie und Energiekrise seien „Brandbeschleuniger“ für das Museum gewesen. Durch Corona habe das Museum, das in Spitzenjahren bis zu 2000 Gäste im Jahr anzog, einen starken Besuchereinbruch erfahren. „Und hinterher sind die Menschen nicht mehr so zahlreich gekommen“, berichtet Kittelberger – trotz einer Ausstellung zum Gemeindejubiläum und schönen Aktionen wie einer amerikanischen Versteigerung zur Unterstützung der ukrainischen Flüchtlinge. Mit der Energiekrise stiegen gleichzeitig die Nebenkosten für das mit Gas beheizte Gebäude stark an.

Auch deshalb hatte der Heimatverein im vergangenen Jahr höhere Zuschüsse von der Gemeinde gefordert. Ein 2017 geschlossener Vertrag zwischen Gemeinde und Verein, der einen Zuschuss in Höhe von 38 500 Euro vorsah, lief Ende 2021 aus. Bei den Neuverhandlungen wünschte sich der Verein eine Erhöhung auf 40  000 Euro und die Übernahme der Strom- und Gaskosten. Inzwischen ist ein neuer, nur ein Jahr gültiger Vertrag unterzeichnet – ohne erhöhten Zuschuss. Die unklare finanzielle Lage und einen noch nicht aufgestellten Haushaltsplan nannte die Gemeinde als Gründe.

Keine Zuschusserhöhung für das Heimatmuseum

„Zähneknirschend“ habe man sich damit abgefunden, sagt Jörg Schweickhardt. „Wir konnten uns da nicht so einigen.“ Reserven hat der Verein laut seinem Vorsitzenden kaum mehr, unter anderem, weil der Zuschuss im vergangenen Jahr unter Federführung von Ex-Bürgermeister Daniel Töpfer noch reduziert wurde. Immerhin: Sowohl Schweickhardt als auch Kittelberger finden, dass die Gemeinde Wert darauf lege, das Museum zu halten. Der Verein sei nun gefordert: „Wir hoffen, dass wir es schaffen, fleißig zu sparen“, sagt Schweickhardt.

Mit der Schließung über die Wintermonate reduzieren sich nun immerhin die Energiekosten, um wie viel, lässt sich für den Verein aber nur schwer genau definieren. Die Schließzeit nutzt Kittelberger derweil, um eine ganz andere Mammutaufgabe anzugehen: die Räumung des Dachbodens. Dort werden seit Eröffnung des Museums 1990 alte Ausstellungsstücke oder Gegenstände gelagert, die Bürgerinnen und Bürger im Laufe der Zeit beim Museum abgegeben haben. Handgewebte Kinderwagen stapeln sich hier neben antiken Stühlen, abgenutzten Schaukelpferden, aufwendig geschnitzten Schaufensterpuppen, Schränken voller historischer Kleidung, Schreibmaschinen und altem Schusterwerkzeug. Aus Brandschutzgründen muss all das nun weichen.

Auf dem Dachboden schlummern Schätze

Susanne Kittelberger, die sich das Sortieren dieses Depots bereits vergangenes Jahr vorgenommen hat, sieht die Schließung deshalb auch als Chance. Mit den Stücken, die sie auf dem Dachboden findet, will sie nach Wiedereröffnung des Museums im Frühjahr eine neue Ausstellung gestalten. Aussortierte Stücke sollen dann teils bei einem Flohmarkt verkauft werden.

Auf Museum und Gemeinde kommen nun mittelfristig große Fragen zu: Welche Themen sollen in Zukunft im Museum behandelt werden? Was passiert mit dem Gebäude, wie kann es noch genutzt werden? Wie wird das finanziert? „Die Zeiten ändern sich“, weiß Kittelberger, eine Neukonzeption steht an. „Wir wollen alle, das wieder mehr Leben ins Museum einkehrt.“ Erst einmal bleibt es ruhig. Bis März bleiben die Türen noch geschlossen, vielleicht sogar länger – denn das Gebäude soll neue Fenster bekommen.