Der Chef der Chemiegewerkschaft, Michael Vassiliadis, warnt vor beruhigenden Botschaften. Die energieintensiven Industrien seien weiterhin gefährdet. Kanzler Scholz müsse ein „Perspektivtreffen“ organisieren.
Die Gaspreise sinken, die Versorgungslage stabilisiert sich. Doch der Chef der Chemiegewerkschaft (IG BCE), Michael Vassilliadis, warnt vor beschwichtigenden Hinweisen, wonach die Industrie in der Energiekrise über den Berg sei. „Die gas- und stromintensive Industrie steht weiterhin extrem unter Druck“, warnt er.
Es werde erst 2023 zur Feuerprobe kommen, weil nun immer mehr Versorgungsverträge bei den Unternehmen ausliefen. „Der Peak der Preise war nicht der Peak des Problems“, betont Vassiliadis. „Wenn man an Papier-, Glas-, Keramik-, Aluminium- und große Teile der Chemieindustrie denkt, haben wir noch etwas vor uns.“ Dort bestimmten Produktionsdrosselungen, Verlagerungs- und Stilllegungspläne das Bild.
Zudem würden die Gas- und Strompreisbremse wegen zu vieler regulatorischer Hürden noch nicht so wirken, wie er sich das wünsche. Darüber müsse mit der Bundesregierung geredet werden. „Es kann ja nicht Ziel einer Gaspreisbremse sein, dass wir die, die es brauchen, davon ausschließen.“
Vassiliadis ist einer der drei Vorsitzenden der Gaspreiskommission. „Nachdem wir das große Ganze geregelt haben, brauchen wir nun ein Format, bei dem wir ins Detail schauen“, mahnt er. Nötig sei eine Perspektive in der Kombination von Gas- und Strompreisentwicklung sowie Transformationsanforderung. Daher erwarte er von Kanzler Olaf Scholz (SPD) ein „Perspektivtreffen“. Seine Gewerkschaft sei jedenfalls nicht bereit, die Grundstoffindustrien still und leise abzuschreiben. „Wir wollen sie grün machen – das können wir aber nicht, wenn sie tot sind.“