EM-Talk-Runde setzt im Viertelfinale auf die Aura der MHP-Arena und wünscht sich die Meckerregel auch im Amateurfußball.
Erinnern Sie sich noch an den Slogan, als die deutsche Nationalelf 2006 zum Spiel um Platz drei gegen Portugal in Stuttgart eintraf? Da standen Zehntausende von Fans vor dem Mannschaftshotel und sagen: „Stuttgart ist viel schöner als Berlin.“ Das ist natürlich städtebaulich Geschmacksache, aber die Anhänger hoben damals vor allem auf die wundersame Stimmung ab, die sich in der heutigen MHP-Arena zu besonderen Anlässen entfalten kann. Am Freitag könnte laut unserer EM-Talk-Runde wieder so ein Moment sein beim Duell gegen die Spanier, einem, wie Thomas Franke, Leiter der Außenstelle Ludwigsburg der LpB meint, „vorgezogenen Finale“. Für ihn ist der Heimvorteil ebenso ein Faktor, wie für Susanne Düding, der Vorsitzenden Fußball der SGV Freiberg. „Stuttgart wird alles geben“, sagt Düding und auch Markus Koch, Coach des SV Kornwestheim, kann sich keinen besseren Standort vorstellen.
Die Stimmung hat der DFB-Elf auch beim 2:0 gegen die Dänen geholfen, als erstmals ein festes Band zwischen Team und Fußballvolk entstanden ist. Die georgischen Fans wussten, was es gegen die Spanier braucht. „BELIEVE“ stand in Großbuchstaben auf weißen Tüchern. Die DFB-Elf wird weit mehr brauchen, um gegen die bislang beste Turniermannschaft zu bestehen. Das Quartett ist sich auch darin einig. Schade, dass die Spanier jetzt schon kommen.
Nadelstiche der Nagelsmänner
Das Trainerteam wird sich etwas ausdenken müssen, um eine Mittel gegen Rodri, den Computer des spanischen Spiels und die beiden Dribbler Williams und Yamal zu finden, die immer auf direktem Weg zum Tor wollen. „Nagelsmann wird jetzt nicht alle Ideen über den Haufen werfen, und wird an dem festhalten, was gut funktioniert hat“, sagt Koch, der beim Spiel in Köln war: „Wir müssen den Spaniern den Ball wegnehmen.“ Thomas Franke wünscht sich eine Formation ohne Leroy Sané, der nicht zündet und traut den Nagelsmännern zu, entscheidende Nadelstiche setzen zu können. Für VAR-Schiedsrichter Patrick Müller wird der Faktor Glück sowie gute Entscheidungen der Unparteiischen eine Rolle spielen. „Und wir müssen unsere Chancen, anders als gegen die Dänen, sofort nutzen“, sagt Müller. Susanne Düding hofft, dass Rüdiger der deutschen Abwehr erneut viel Halt gibt und keinen Spanier an sich vorbeilässt.
Bereicherung durch Georgien, Slowenien und die Slowakei
Diese EM wird erstmals mit 24 Teams gespielt. Für den Schiri nicht nur ein kommerzieller Aspekt. „Gerade die Georgier haben Spaß gemacht mit ihrem Powerfußball, und Fußball bedeutet für die Menschen in Tiflis alles“, sagt Müller. Auch für Franke sind Teams wie Slowenien oder die Slowakei eine Bereicherung – vermeintliche Topnationen wie die ausgeschiedenen Italiener oder die einfallslosen Engländer seien eine Enttäuschung. Deshalb steht das Quartett einer Aufstockung auf 32 Teams positiv gegenüber. Das gilt auch für die konsequente Anwendung der Meckerregel, die man nicht nur in die Bundesliga, sondern laut Susanne Düding und Markus Koch auch auf den Amateurbereich übertragen sollte. „Für mich ist es erstaunlich, warum die Uefa erst jetzt auf diese Idee gekommen ist“, sagt Koch. Für Patrick Müller macht die Umsetzung nur Sinn, wenn sie von oben getragen wird und für alle gilt, damit die Akzeptanz gegeben ist.