Jetzt also doch: Elon Musk will Twitter kaufen. Foto: AFP/OLIVIER DOULIERY

Elon Musk will nach einem monatelangen Nervenkrieg Twitter nun doch kaufen. Wir erklären, was hinter diesem Schritt steckt – und warum seine Pläne auch Sorgen auslösen.

Kehrtwende in einem monatelangen Nervenkrieg: US-Milliardär Elon Musk will den Online-Dienst Twitter nun doch kaufen. Sein Anwalt schrieb in einem am Dienstag von der US-Börsenaufsicht SEC veröffentlichten Brief an Twitter, die Übernahme solle zu den im April beschlossenen Bedingungen vollzogen werden. Als Voraussetzung verlangt der Chef des Elektroautobauers Tesla aber ein Ende des laufenden Rechtsstreits mit Twitter über die Übernahme.

Twitter bestätigte den Eingang des Briefes und erklärte: „Es ist die Absicht des Unternehmens, diese Transaktion abzuschließen.“ Der Kauf solle zu dem ursprünglich von Musk angebotenen Preis von 54,20 Dollar (rund 54 Euro) pro Aktie stattfinden, ergänzte Twitter. 

Warum Elon Musk Twitter doch kaufen will

Warum Elon Musk Twitter nun doch kaufen will, legte der 51-jährige Multimilliardär nicht offen. Auf Twitter schrieb er nur kryptisch, den Online-Dienst zu kaufen, beschleunige „die Schaffung von X, die App für alles“. Näheres schrieb Musk dazu nicht. Im August hatte Musk gesagt, Twitter könne für seine ursprüngliche Vision des X.com-Unternehmens hilfreich sein, das er 1999 gegründet hatte. X.com war ein Start-Up für Online-Bankgeschäfte, das später in PayPal aufging.

US-Medien hatten kurz zuvor bereits über Musks erneutes Kaufangebot berichtet. In der Folge war der Kurs der Twitter-Aktie in die Höhe geschnellt, der Handel mit den Wertpapieren an der New Yorker Börse wurde zeitweise ausgesetzt. Zu Börsenschluss hatte die Aktie um über 22 Prozent zugelegt.

Twitter und Musk hatten im April eine Übernahme des Kurzbotschaftendienstes durch den reichsten Menschen der Welt für einen Preis von 54,20 Dollar pro Aktie verkündet. Der Kaufpreis lag damit bei 44 Milliarden Dollar.

Warum Elon Musk den Deal platzen ließ

Anfang Juli ließ Musk den Deal jedoch wegen angeblich „falscher und irreführender“ Angaben des Online-Dienstes platzen. Hintergrund ist die Zahl von Fake- oder „Bot“-Konten auf Twitter. Musk wirft Twitter vor, die Zahl der echten Nutzer zu hoch anzugeben. 

Twitter weist Musks Anschuldigungen zurück und zog vor Gericht, um den Multimilliardär zum Vollzug der Übernahme zu zwingen. Der Prozess sollte am 17. Oktober im Bundesstaat Delaware beginnen. Aber „ich denke, Musk ist klar geworden, dass er diesen Prozess nicht gewinnen wird“, sagte Jura-Professor Carl Tobias von der Universität Richmond der Nachrichtenagentur AFP.

Angst vor Twitter-Übernahme durch Elon Musk

Die bevorstehende Twitter-Übernahme durch Musk löst bei vielen Kritikern aber auch die Sorge aus, dass der Milliardär die Schleusen des Online-Netzwerks für noch mehr Desinformation und Verschwörungstheorien öffnen könnte. Musk hatte sich als Verfechter der Meinungsfreiheit stilisiert und unter anderem angekündigt, dass der rechtspopulistische frühere US-Präsident Donald Trump zu Twitter zurückkehren dürfe, wenn ihm der Online-Dienst gehöre.

Trump war von Twitter ausgeschlossen worden, nachdem es Anfang 2021 infolge der von Trump geschürten und durch nichts belegten Zweifel an der US-Präsidentenwahl zum gewaltsamen Sturm auf das Kapitol in Washington gekommen war.