Die Elektromobilität boomt, das Netz von Ladepunkten wird immer dichter. Foto: dpa/Patrick Pleul

Die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte nimmt sprunghaft zu. Eine aktuelle Umfrage zeigt: Wer vor einigen Jahren seinen Verbrenner gegen ein E-Auto eingetauscht hat, ist inzwischen recht entspannt unterwegs.

Die Sorge, unterwegs mit leerer Batterie liegenzubleiben, hält viele Autofahrer von der Anschaffung eines Elektrofahrzeugs und dem Abschied vom Verbrenner ab. Doch diese sogenannte Reichweitenangst scheint im Alltag erfahrener E-Mobilisten keine größere Rolle mehr zu spielen. Wer tatsächlich regelmäßig ein Elektroauto nutzt, macht sich darüber kaum noch Gedanken. Das legt zumindest eine repräsentative Umfrage des Energie-Branchenverbands BDEW nahe, die am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde.

Von den Teilnehmern, die durchschnittlich seit drei Jahren ein Elektroauto fahren, gaben demnach fast drei Viertel an, vor dem Kauf die limitierte Reichweite und eine lückenhaftes Lade-Infrastruktur als Problem betrachtet zu haben. Doch diese Sorgen bestätigten sich nach einigen Jahren Praxis offenbar nicht: 70 Prozent der E-Mobilisten gaben an, dass die Reichweite für sie heute „kein Problem“ darstelle. Weitere 30 Prozent der Befragten meinten, dass die Situation „mit Gewöhnung okay“ sei.

„Noch Luft nach oben“

BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae sagte, die Reichweitenangst sei inzwischen unberechtigt und lasse sich „in der Realität nicht mehr abbilden“. Offenbar sei das Angebot an öffentlich zugänglichen Ladepunkten viel besser als sein Ruf. „Klar ist auch, da ist noch Luft nach oben.“

Tatsächlich nimmt die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte in Deutschland seit Jahren sprunghaft zu. Das Netz wird immer dichter – und damit sinkt für E-Auto-Fahrer das Risiko, unterwegs keinen Strom zu bekommen. Nach Angaben der Bundesnetzagentur gab es hierzulande am 1. Juli dieses Jahres rund 55 000 öffentliche Normalladepunkte und 10 000 Schnellladepunkte, was einer Verdoppelung beziehungsweise einer Verdreifachung binnen zweieinhalb Jahren entspricht. Energieunternehmen und spezialisierte Dienstleister treiben den Ausbau der Lade-Infrastruktur weiter mit Hochdruck voran. Der Vertriebschef des baden-württembergischen Energiekonzerns EnBW, Timo Sillober, bekräftigte am Mittwoch, dass sein Unternehmen bis 2025 insgesamt 2500 Schnelllade-Standorte betreiben will – eine Verfünffachung gegenüber dem heutigen Stand.

Bundesweite Aktionstage

Für die BDEW-Umfrage hatte ein Marktforschungsinstitut rund 1300 E-Auto-Fahrer interviewt. Drei Viertel gaben an, dass sich das Laden an öffentlichen Stationen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert habe – in Bezug auf die Anzahl der Ladesäulen, die Standorte und die Lade-Apps. Ebenfalls drei Viertel der Befragten können ihr Auto zu Hause laden, mehr als die Hälfte tut das gelegentlich auch unterwegs.

In Deutschland sind zurzeit rund 760 000 Elektroautos zugelassen. 2030 sollen es nach dem Willen der Bundesregierung 15 Millionen sein. Bis dahin soll es eine Million öffentlich zugängliche Ladepunkte geben. Um für die Elektromobilität insgesamt zu werben, veranstaltet die Energiewirtschaft am 16. und 17. September bundesweite Aktionstage. Mit dabei sind auch zahlreiche Regionalversorger und Stadtwerke.