In China sind sie inzwischen kleine Stars: 15 asiatische Elefanten ziehen seit mehr als einem Jahr durch das Land. Wohin die Dickhäuter wollen und warum sie ihr Reservat verlassen haben, weiß bisher niemand.
Kunming - Keiner weiß, wohin sie eigentlich unterwegs sind: Seit mehr als einem Jahr wandert eine Herde wilder asiatischer Elefanten quer durch China immer weiter nach Norden. Ursprünglich stammen die 15 Tiere aus dem Xishuangbanna Nationalpark, der an der südwestlichen Grenze Chinas zu Laos und Myanmar liegt. Mittlerweile haben die grauen Dickhäuter bereits mehr als 500 Kilometer zurückgelegt. Auf ihrer Reise zogen die Elefanten bereits über Felder und Plantagen, durch Städte und Dörfer. Anfang Juni wurde die Herde in der Provinz Yunnan gesichtet, nur wenige Kilometer entfernt von der Millionenstadt Kunming.
Wie die Elefantenherde durch das Land wandert, sehen Sie auch in diesem Video:
Die Herde besteht laut der Nachrichtenagentur AP aus sechs Weibchen, drei Männchen, drei Jungtieren und drei Elefantenkälbern. Ein Bild, das die Tiere beim Schlafen zeigt, geht derzeit um die Welt. Erst kürzlich unterbrachen die Tiere jedoch ihre Reise: Denn eines der Männchen entfernte sich von der Herde. Die anderen Tiere riefen nach ihm und warteten, bis er wieder dazustieß.
Der Grund für die Wanderung ist noch ungeklärt
Warum die Tiere immer weiter nach Norden wandern, ist unklar. Der Verhaltensforscher Dingzhen Lui von der Beijing Normal University erklärte gegenüber der FAZ, er kenne kein anderes Beispiel, bei dem Elefanten so weit gelaufen seien. Er vermutet, dass die wachsende Anzahl der Tiere und der schrumpfende Lebensraum dazu geführt haben könnte, dass die Dickhäuter sich nun neue Nahrungsquellen suchen. Zwischen 2006 und 2018 ist die Population der Asiatischen Elefanten in China von 170 auf 300 Tiere gewachsen– nicht zuletzt, weil verstärkt gegen Wilderer vorgegangen wurde. Das Reservat, in dem die Elefantenherde ursprünglich lebte, ist dagegen um 40 Prozent geschrumpft.
Inzwischen haben sich die Elefanten in China zu Stars entwickelt. Kameradrohnen filmen laut dpa die Tiere bei ihrer Wanderung und die chinesischen Medien halten die Bevölkerung über jede Bewegung der Herde auf dem Laufenden. Immer wieder komme es auch zu Menschenansammlungen entlang der Route der Dickhäuter, wie die FAZ berichtet. Der Medienrummel löse bei den Tieren Stress aus, erklärt Verhaltensforscher Lui gegenüber dem Medium. Dies könne ebenfalls ein Faktor dafür sein, dass die Tiere nach wie vor durch das Land irren.
Die Herde hinterlässt eine Spur der Verwüstung
Die Dickhäuter haben bei ihrer Reise durch das Land bereits viel Schaden angerichtet, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet: Felder wurden plattgetrampelt und leergefressen, Straßen mussten gesperrt und Anwohner aus besiedelten Gebieten evakuiert werden. Nach offiziellen Schätzungen beläuft sich der Schaden aktuell auf etwa eine Million Dollar. Tierschützer und die Polizei versuchen, die Herde mithilfe von Straßenblockaden und Futter zum Umkehren zu bewegen. Bisher waren alle Versuche jedoch vergeblich: Die Elefanten marschieren unbeirrt weiter durch das Land.