Fan-Gruppen beider Klubs sollen sich am Spieltag für eine Schlägerei verabredet haben (Archivbild aus dem Jahr 2016). Foto: dpa/Arne Dedert

Das Hessen-Derby zwischen Frankfurt und Darmstadt verspricht nicht nur sportlich Brisanz. Die Angst vor Ausschreitungen ist groß. 

Allein die angsteinflößende Bilanz des kleinen Nachbarn brachte Oliver Glasner bereits kurz ins Straucheln. „18 Spiele“, sagte der Erfolgstrainer von Eintracht Frankfurt beeindruckt, sei Darmstadt 98 vor dem brisanten Hessen-Derby ja schon ungeschlagen. Nein, nein, rief ihm daraufhin eine Stimme zu, es seien sogar 20 Partien ohne Niederlage. „20?“, fragte Glasner erstaunt, „das ist ja noch schöner.“ 

Der Respekt des Champions-League-Achtelfinalisten vor dem furiosen Zweitliga-Spitzenreiter könnte kaum größer sein, ebenso wie die Vorfreude einer ganzen Region auf das ersehnte Nachbarschaftsduell im Achtelfinale des DFB-Pokals. Frankfurt hat einen Lauf, Darmstadt sowieso - einzig die Berichte über geplante Schlägereien, verhinderte Angriffe vermummter Fans auf gegnerische Anhänger oder Schmierereien an Fanshops dämpfen die Stimmung im Vorfeld.

Die Angst vor Ausschreitungen ist groß. Fan-Gruppen beider Klubs sollen sich am Spieltag für eine Schlägerei verabredet haben, berichtet die Bild-Zeitung. Und das, nachdem die Polizei eigenen Angaben zufolge am Freitagabend bereits einen Angriff von Eintracht-Anhängern auf Darmstädter Fans am Bahnhof im südhessischen Bickenbach verhindert hatte. Schon rund um die Duelle in den Jahren zuvor war es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen.

„Klar ist eine Rivalität da“, sagte SGE-Sportvorstand Markus Krösche der Frankfurter Rundschau. Aber „es sollen keine Vorfälle passieren, wo Leute verletzt werden“, forderte Lilien-Torhüter Marcel Schuhen im FFH-Interview.

Die Emotionen dürften nicht nur auf dem Feld hochkochen

Die Emotionen dürften nicht nur auf dem Feld hochkochen, wenn die Eintracht und die Lilien am Dienstag (20.45 Uhr/ARD und Sky) erstmals seit sechs Jahren wieder aufeinandertreffen. Der Fokus aber soll auf dem Sport liegen, das Derby gebe es schließlich nicht jedes Jahr, betonte Darmstadts Manager Carsten Wehlmann.

Die Hoffnung des Underdogs, der bereits Borussia Mönchengladbach rausgeworfen hat? „Wenn man das Spiel mit einem 100-Meter-Lauf vergleicht, haben wir 80 Meter Rückstand“, gab Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch im HR-Interview zu, aber es könnte „natürlich passieren, dass kurz vor dem Ziel der Schnürsenkel aufgeht und eine Bruchlandung stattfindet bei der Eintracht“.

Anders lässt sich etwa der umworbene Bundesliga-Topscorer Randal Kolo Muani derzeit wohl auch nicht stoppen. Doch trotz Topform brauche es für seine Eintracht schon mehr als „drei Übersteiger und vier Haken“, meinte Glasner, Darmstadt habe schließlich „eine wahnsinnige Offensive“. Die Sinne sind geschärft.

Zumal die Lilien die 30 Kilometer Anreise mit ordentlich Selbstvertrauen im Gepäck antreten werden. „Blöd würde ich es finden, wenn wir abgeschlachtet werden“, meinte Fritsch, aber: „Wenn die wir die totale Sensation schaffen, würde ich zumindest nicht weinend aus dem Stadion gehen.“ Vielleicht, ergänzte Trainer Torsten Lieberknecht, könne man dem „haushohen Favoriten“ ein „Bein stellen“ - und damit nicht nur Glasner ins Straucheln bringen.