Begehrte Unterschrift: Emma Malewski (Mitte) bei einer Autogrammstunde beim DTB-Pokal in Stuttgart. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Im vergangenen Jahr wurde Emma Malewski Europameisterin am Schwebebalken. Seitdem steht die Turnerin noch mehr im Fokus, auf Tiktok ist sie zudem ein kleiner Star. Was macht das mit der 18-Jährigen?

Als am Sonntagmittag in der Stuttgarter Porsche-Arena das Siegerpodest mit einer deutschen Turnerin besetzt war, war das im Grunde keine große Überraschung. Es ging schließlich um den Wettbewerb am Schwebebalken – und zum ursprünglichen Starterfeld beim DTB-Pokal hatte ja auch die amtierende Europameisterin gezählt. Doch als das Licht der Scheinwerfer auf das Podium strahlte, als der Applaus des Publikums aufbrandete, als die Goldmedaille übergeben wurde, saß Emma Malewski auf der Tribüne. Immerhin: Einen klitzekleinen Anteil am einzigen deutschen Sieg in Stuttgart hatte auch eben jene Europameisterin.

„Sie hat mir Glück gewünscht“, versicherte Jessica Schlegel, die überraschend am Schwebebalken gewonnen hatte. Und die sich auch darüber freute, dass die deutlich prominentere Kollegin ihre Übung von den Zuschauerrängen aus beobachtet hatte. Im Fokus der Kameras übrigens. Denn obwohl sich Emma Malewski in Stuttgart nicht für eines der vier Gerätefinals hatte qualifizieren können, war sie auch am dritten Veranstaltungstag nicht nur irgendwie dabei – sondern voll im Fokus.

„Die Welt von Emma“, sagte im Innenraum der Porsche-Arena der Bundestrainer Gerben Wiersma, „hat sich komplett verändert.“ Damit, ergänzte der Niederländer, müsse sie erst einmal klar kommen. Allerdings scheint der Coach sich da nicht allzu große Sorgen zu machen. Denn Wiersma weiß: „Sie mag es, im Rampenlicht zu stehen.“

Ein kleiner Star auf Tiktok

Wer das bezweifelt, kann sich ja mal in den sozialen Medien umschauen. Auf dem Videoportal Tiktok war die heute 18-jährige Emma Malewski schon aktiv, bevor ihre sportliche Karriere durch den Europameistertitel am Schwebebalken im vergangenen Jahr in München so richtig Schwung aufnahm. 88 500 Follower versorgt sie dort mittlerweile regelmäßig mit keinen Filmchen aus ihrem Leben. Bei Instagram sind es 41 200. Kein Wunder, dass es nach der Team Challenge am Samstag Emma Malewski war, die alle Kolleginnen nach dem Wettkampf zum gemeinsamen Foto versammelte.

Zuvor war es für sie persönlich alles andere als rund gelaufen. Am Stufenbarren wie am Schwebebalken musste sie das Gerät verlassen, auch am Boden lief es nicht nach Wunsch. Ein wenig erkältet sei sie, sagte Emma Malewski, „die vergangene Woche war sehr anstrengend“. Neben dem Bemühen, ihre Übungen um einige turnerische Schwierigkeiten aufzustocken, plagt sie auch noch der ganz normale Stress einer 18-Jährigen. Einige Facharbeiten mussten in der Schule geleistet, Klausuren nachgeschrieben werden. Und so ein kleines bisschen spürt Emma Malewski schon auch die veränderten Voraussetzungen seit ihrem großen Erfolg im Jahr 2022.

In der Halle jedenfalls wird sie nun vor jedem ihrer Auftritte als amtierende Europameisterin angekündigt. In den Tagen von Stuttgart wurde sie zudem von einem TV-Team der ARD für ein Filmprojekt begleitet. „Man hat einen gewissen Druck“, stellte sie fest. Als „schön“ empfindet sie die besondere Aufmerksamkeit, auch mit der neuen Rolle innerhalb des Teams komme sie klar – am Samstag war sie in Abwesenheit von Elisabeth Seitz, Sarah Voss und Pauline Schäfer-Betz die Älteste. Sie weiß aber auch um den Balanceakt, der diese mit sich bringt. Wenn es an die Geräte geht, „versuche ich, das auszublenden“. Zugleich, erzählte sie nach den Missgeschicken von Stuttgart, müsse sie lernen, diese Rückschläge zu akzeptieren. Nun, da sie weiß, zu was sie imstande ist, sei das noch ein bisschen schwieriger geworden.

Der Trainer lobt den Trainingsfleiß

Andererseits haben ihr der EM-Titel und Team-Bronze in München Motivation für die weiteren Highlights gegeben. Erneut eine EM und eine WM samt Olympiaqualifikation stehen in diesem Jahr noch an. An diesen Zielen arbeitet sie weiterhin konsequent. „Emma trainiert hart und viel. Es gibt nur wenige Athletinnen, die das auch mental so durchhalten“, sagte ihr Chemnitzer Heimtrainer Anatol Aschurkow.

Der Coach also ist froh um den Trainingsfleiß, beim DTB schätzen sie zudem die Wirkung, die Emma Malewski auf die Kinder und Jugendlichen hat – das Thema Turnen erreicht damit genau die Zielgruppe, die der Verband erreichen will. „Ich mache mir nicht den Druck, dass ich ganz regelmäßig etwas posten muss“, sagte die Turnerin über ihre Aktivitäten in den sozialen Medien, „aber es macht mir schon Spaß zu zeigen, dass mein Alltag eben nicht ganz normal ist.“

Nicht ganz normal – und seit Sommer 2022 noch einmal ganz anders.