Die Lockdowns verdarben vielen Gastronomen das Geschäft. Foto: dpa/Stefan Sauer

Anfangs hat man sich in Deutschland keine großen Sorgen um das neue Virus aus China gemacht. Drei Jahre später sind alle schlauer.

Als vor gut drei Jahren die ersten Meldungen über eine rätselhafte Lungenerkrankung in China über den Ticker laufen, beunruhigt das in Deutschland kaum jemanden. China ist weit weg. Einige erinnern sich vielleicht noch an das Sars-Virus, das sich 2002 und 2003 in Asien verbreitete, aber im Rest der Welt entgegen anfänglicher Befürchtungen lediglich 45 Todesfälle verursachte. Bei den rätselhaften Lungenentzündungen im Winter 2019 versucht China anfangs das wahre Ausmaß zu verschleiern. Erst am 31. Dezember meldet das Land die Fälle bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Kurz zuvor haben Forscher den Erreger als bisher unbekannten Vertreter der Coronaviren identifiziert. In Anlehnung an Sars wird das neue Coronavirus, das höchstwahrscheinlich von Wildtieren stammt, bald als Sars-CoV-2 bezeichnet.

Anfängliche Gelassenheit

Auch als im europäischen Ausland erste Corona-Infektionen auftreten, bleibt man hierzulande weiter gelassen. Am 27. Januar 2020 wird bei einem Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto die erste Infektion mit dem Virus in Deutschland nachgewiesen. Dazu Gesundheitsminister Jens Spahn: „Die Gefahr für die Gesundheit der Menschen in Deutschland durch die neue Atemwegserkrankung aus China bleibt nach Einschätzung des RKI weiterhin gering.“

Das ändert sich bald. Am 9. März stirbt in Deutschland der erste Mensch an dem Virus. Italien meldet eine gute Woche später bereits 3400 Todesfälle und hat eine landesweite Ausgangssperre erlassen. Die WHO erklärt die globale Infektionswelle am 11. März zur Pandemie. Zu diesem Zeitpunkt sind Kontaktbeschränkungen die einzige mögliche Maßnahme, obwohl bereits kurz nach der Entschlüsselung des Erbguts von Sars-CoV-2 die Suche nach einem Impfstoff begonnen hat. Je weniger Leute sich begegnen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus über die Atemluft weitere Menschen infiziert. Atemmasken sind Mangelware.

Zweifel am Sinn der Maßnahmen

Die Lockdowns im Frühjahr und Winter 2020 werden von einer großen Mehrheit trotz schwerer wirtschaftlicher und sozialer Folgen mitgetragen. Nur eine kleine Minderheit zweifelt am Sinn solcher Maßnahmen und hält Corona nicht für gefährlicher als die Grippe. Tatsächlich sind hierzulande bis heute 165 000 Menschen an dem Virus gestorben – trotz Einschränkungen und Impfungen.

Mittlerweile verfügt ein großer Teil der Bevölkerung durch natürliche Infektionen und mehrere Impfdosen über eine hohe Grundimmunität, die nach Einschätzung vieler Virologen auch einen gewissen Schutz vor möglichen neuen Coronavarianten bieten dürfte. Aus der Pandemie ist eine Endemie geworden: Wir werden das Virus nicht mehr los, aber für die allermeisten ist es nicht mehr so gefährlich. Long Covid bleibt dagegen wohl noch für längere Zeit ein Problem für die Betroffenen und das Gesundheitssystem.