Björn Gottstein wechselt als Sekretär ins Kuratorium der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung. Foto: SWR/Alexander Kluge

Das Neue-Musik-Festival im Schwarzwald wurde letztmals von Björn Gottstein geleitet. Was hat der scheidende Intendant bewegt, was muss seine Nachfolgerin Lydia Rilling anpacken?

Donaueschingen - Er ist kein Mann der großen Worte. Aber er hat einen starken Willen, und was er will, das setzt er um. Den Komponistinnenanteil im Festival zu erhöhen, hat Björn Gottstein bei seinem Amtsantritt 2015 versprochen, und er hat sein Versprechen gehalten: Bei den diesjährigen Donaueschinger Musiktagen wurden fast die Hälfte aller gespielten Werke von Frauen komponiert. Das verändert die männliche Übermacht in den Kompositionsklassen der Musikhochschulen noch nicht, aber es werden weibliche Vorbilder etabliert; sie können Frauen Mut machen, diesen Beruf zu wählen. Gottstein sieht, dass das älteste Neue-Musik-Festival der Welt aus seiner Nische herauskommen muss. Dass die Musik sich öffnen muss für andere Kunstformen und für Diskurse, dass sie diverser werden muss: Das hat Gottstein gesehen und kleine, leise Schritte unternommen, dieses Jahr mit einem Schwerpunkt auf Werken, die weit abseits der zentraleuropäischen Szene entstanden. Auch diese Initiative verdient unbedingt eine entschiedene Fortsetzung, möglichst im Hauptprogramm.